Flucht mit Happy End nach vier Tagen: Sprechender Papagei büxt in Enger aus

Enger. Es ist Donnerstag vergangener Woche, als Pascha mal wieder einen seiner Spaziergänge auf dem Fußboden unternimmt. Nichts Ungewöhnliches - der Graupapagei ist gerne per pedes in der Wohnung unterwegs. Nicht ungewöhnlich auch, dass Hundedame Nala dann mit ihm spielt. Diesmal aber muss der Vierbeiner ihn dabei erschreckt haben, vermutet Besitzerin Andrea Kuhn. Pascha jedenfalls nimmt Reißaus - und fliegt schnurstracks zur Terrassentür raus. Draußen dann richtet sich der sprechende Papagei erstmal auf einem der umliegenden Bäume ein. Was folgt ist eine viertägige Rückhol- und Rettungsaktion - inklusive Feuerwehr und professionellem Baumkletterer. Die Geschichte einer tierischen Odyssee. Es ist das erste Mal, dass Pascha ausbüxt. Für Andrea Kuhn und ihren Mann Klaus sind es es schlimme Tage: "Er ist ein Familienmitglied, ohne Pascha geht es nicht", sagt sie. Papagei im besten Teenageralter Der Graupapagei - 22 Jahre alt und damit im "besten Teenageralter" - lebt seit drei Jahren bei den Kuhns in Engers Ortsteil Belke-Steinbeck. Und er ist nicht nur Teil der Familie. Er ist auch ein geschätzter Gesprächspartnern: "Er spricht mit uns", sagt die 58-Jährige lachend. Manchmal zum Beispiel tue er lautstark kund, dass er "Mamas Mäuschen" sei. Frühmorgens werfe er auch gerne mal ein "Guten Morgen" in den Raum oder wünsche abends eine "Gute Nacht". Worte, die ihm die Kuhns beigebracht haben. Auch ein Faible für Zahlen hat Pascha, macht Telefonklingeln, Handygeräusche oder den Wecker nach. "Wir haben einen so tollen Papagei", schwärmt Andrea Kuhn. Auch als Pauscha draußen auf dem Baum hockt, unterhält er sich mit den beiden. Aber es hilft nichts: Nicht für Geld und gute Worte - oder in diesem Fall: Futter und gute Worte - lässt sich der Papagei locken. Ein fröhliches "Guten Morgen" kommt aus dem Baum Irgendwann wird es Abend und die Nacht kommt. Die Kuhns können nichts mehr tun und gehen zu Bett. Als erstes geht die 58-Jährige aber am Freitagmorgen raus und ruft nach ihrem Papagei. Der sitzt immer noch auf dem Baum und krächzt ihr ein fröhliches "Guten Morgen" entgegen. "Und er hat immer nach meinem Mann gerufen." Für Pascha eine enge Bezugsperson. "Ich habe ihm dann gesagt, Klaus ist bei der Arbeit." Pascha antwortet mit einem "Ach so?". Es folgt ein weiterer Tag, an dem die Kuhns ihrem Vogel stundenlang gut zureden. Auch mit Bananen und anderem Futter locken sie ihn. Aber: nichts zu machen. Pascha quatscht vor sich hin - aber bleibt, wo er ist. Allerdings immer in Sichtweite seines Zuhauses. "Er hätte ja auch weiter wegfliegen können, aber das hat er nicht getan." Die Kuhns jedoch machen sich inzwischen ernsthafte Sorgen um ihren Graupapagei. Zwei Tage ist Pascha nun schon draußen, ohne Futter, ohne Wasser bei schwül-warmen Temperaturen. Feuerwehr rückt mit der Drehleiter an Als der Samstag kommt, rufen sie die Feuerwehr und bitten um Hilfe. Die rückt direkt mit der Drehleiter an. Klaus Kuhn fährt mit hoch. Aber Pascha lässt sich nicht einfangen, fliegt stattdessen in einen anderen Baum. Einen, der für die Feuerwehr unerreichbar ist: "Da kamen sie nicht dran mit der Drehleiter." Ein Nachbar organisiert daraufhin sogar einen professionellen Baumkletterer, der extra aus Heepen kommt. Viermal steigt er in den Baum, aber auch er kann Pascha nicht fangen. Für die Kuhns wird es ein langer Samstag. 13 Stunden lang - von morgens halb sieben bis abends halb acht - seien sie damit beschäftigt gewesen, ihren Papagei irgendwie nach Hause zu bringen, berichtet Klaus Kuhn. Aber alle Versuche scheitern. Am Sonntagmorgen dann ist Pascha weg. "Da habe ich fast geweint", sagt Andrea Kuhn. Umso größer ist am späten Nachmittag die Erleichterung. Sie und ihr Mann sitzen gerade beim Abendbrot, als eine Nachbarin an der Tür schellt. "'Wir haben Euren Papagei gefunden', hat sie gesagt", erzählt Andrea Kuhn. Pascha sitzt in einer Tanne eine Straße weiter. "Er war schon sehr schwach und hat auch nicht mehr geredet." Wie Pascha endlich eingefangen werden kann Irgendwann fliegt er in eine Hecke - und da endlich kann der Papagei eingefangen werden. Allerdings habe es dafür immer noch sechs Hände gebraucht, erzählt Andrea Kuhn. Offenbar ist auch Pascha froh darüber, endlich wieder nach Hause zu können: Er überschüttet die 58-Jährige am Abend mit gleich einer ganzen Ladung Küsschen. "Und ich durfte ihn das erste Mal am Kopf kraulen - das durfte sonst immer nur mein Mann." Die Kuhns jedenfalls sind erleichtert. "Die vier Tage ohne Pascha waren heftig." Besonders freut die beiden auch, wie viel Unterstützung sie von der Nachbarschaft erfahren haben. Dafür bedanken sie sich ausdrücklich. "Ohne ihre Hilfe wären wir aufgeschmissen gewesen." Auch Pascha hat sich inzwischen von seinem Ausflug erholt und auch die Sprache wiedergefunden. Als Konsequenz aus der tierischen Odyssee ziehen die Kuhns jedoch eines: Die Terrassentür bleibt nicht mehr einfach so offen stehen. "Da kommt jetzt ein Fliegengitter vor - damit uns das nicht noch einmal passiert", sagt die 58-Jährige.

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