Statt Verkehr: Barmeierplatz für Beachbar gesperrt

Enger. Ab Juli ist der Barmeierplatz für den Verkehr gesperrt. Für mindestens drei Monate. Zugleich wird der Platz aber für die Menschen geöffnet. Dafür votierten die Mitglieder des Ausschusses für Planung und Infrastruktur. Und zwar einstimmig. Am gestrigen Mittwoch stellten Bürgermeister Thomas Meyer (SPD) und sein Stellvertreter Philip Kleineberg (CDU) gemeinsam vor, wie sie sich das weitere Vorgehen an diesem stadtprägenden Ort gedacht haben. Sie planen Spaß, Kultur, eine Beach-Bar, viele Konzerte und Veranstaltungen und alles das hauptsächlich von Bürgern für Bürger. Das Experiment startet am Freitag, 2. Juli. Den Mitgliedern der Fraktionen präsentierten Meyer und Kleineberg die Idee, die in der Lenkungsgruppe des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) geboren wurde und von den beiden innerhalb von nur drei Wochen erarbeitet worden war. "Die Schließung des Barmeierplatzes für den Verkehr haben wir formal im Ausschuss behandelt." Hierbei gehe es darum, zu erarbeiten und zu erfahren, wie sich der Verkehr im Fall einer Sperrung verhalte. Die Idee, dort eine Bühne aufzubauen, eine Art Biergarten-Atmosphäre zu schaffen und allen Bürgern und vor allen Dingen auch den Gästen der Stadt etwas zu bieten, fand in allen Parteien großen Beifall. Und auch bei den Mitgliedern der Kaufmannschaft und des Kultur- und Verkehrsvereines. "Im Vorfeld hat es viele Diskussionen zum Thema Barmeierplatz gegeben. Wir wollen den Platz erlebbar gestalten. Wir machen den Platz für die Menschen auf. Wir machen die Geschäfte nach Corona auf.", sagt Meyer. Comedy und Schützenfest Menschen im Gespräch, Musik, Bands, Geselligkeit und Feste sollen dort ihren Platz finden. Dabei ist noch gar nicht hundertprozentig klar, was genau passiert. "Da sind wir offen", erklären die Initiatoren. Der Veranstaltungsprofi des heimischen Unternehmens Professional Event Solution, Carsten Müller stellt die Bühne auf, sorgt für die Organisation, und hilft den Menschen, die dort feiern, oder etwas präsentieren wollen. Das könnte ein bekannter Comedian sein, der kurzfristig zwischen zwei geplanten Auftritten in Enger vorbeischaut, das könnte aber auch ein abgespecktes Fest der Schützen sein, die seit der Corona-Pandemie keine Feste mehr feiern durften. Grenzen haben nicht gesetzt. , Müller: "Dieser Plan biete nach Corona die Chance, etwas auszuprobieren. Wir sind hier mitten in der Stadt. Im Leben. 80 Prozent der Geschäfte sind von hier aus fußläufig zu erreichen. Und dann habe ich gedacht: Wow. Das Zeitfenster ist aber mal klein." Müller sieht sich als "technischer Realisator und Organisator". Und da bietet er gleich zwei Möglichkeiten an, ihn zu kontaktieren: Wer eine Idee hat, möge sich unter Tel.: (0 52 24) 9 97 67 70 oder unter enger@p-e-s.info an ihn wenden. Hochklassig und niederschwellig Die Liste von möglichen Veranstaltungen ist jetzt schon lang: Sie reicht vom Comedy-Auftritt übers Mitternachts-Shopping, übers Sommerkino, Lesungen, Ausstellungen, Sandburg-Wettbewerben bis hin zu Gottesdiensten und Ausstellungen von Oldtimern oder Alt-Traktoren. Meyer: "Das Angebot kann hochklassig sein, soll aber auch so niederschwellig sein, dass jeder denkt: Einfach mal mitmachen. Hier ist nicht nur die Gastronomie eingeladen, hier freuen wir uns auf jeden. Natürlich auch aus den Ortsteilen. Hier gibt es keine geschlossene Gesellschaft." Kleineberg erläutert die Sperrung des Platzes für den Verkehr: "Wir wollen hier allen Beteiligten eine Idee geben, wie es stattdessen dort werden kann. In einer Zeit, in der die Inzidenzen sinken und die Leute sich freuen, wieder herauszukommen, da wollen wir mutig vorangehen." Am liebsten sähe er Enger und den Barmeierplatz als "Hotspot" für Feiern und Kulturveranstaltungen, als "besonderes Ausflugsziel" im Kreis. Das alles selbstverständlich unter den jeweils geltenden Corona-Voraussetzungen. Derzeit dürfen sich bis zu 500 Menschen versammeln. "Gemeckert wird immer" Die Politik hat das nicht vor. Norbert Busch (FDP) sagt: "Wir machen den Versuch und werden eine ganze Menge Aspekte sehen. Zunächst finde ich ganz sensationell, dass Philip Kleineberg und Thomas Meyer das alles in zwei Wochen vorbereitet haben. Zwei Männer, die noch im September in der Stichwahl standen." Harald Wurm (Grüne): "Sich so etwas überhaupt zu trauen. Das ist das, was diese Stadt braucht." Er gehe zudem davon aus, dass die Bürger, die Einzelhändler und auch die Restaurants von der Maßnahme profitierten. Dirk Nekat (SPD) erklärte: "Es wird Befürworter und Gegner der Sperrung geben. Aber es wird immer gemeckert: Ob wir etwas tun. Oder ob wir nichts tun." Er zumindest war voll des Lobes. "Wegen der Schnelligkeit, und weil etwas getan wird." Auch vom Kultur- und Verkehrsverein kam Zustimmung. "Ich freue mich", sagte die Vorsitzende Daniela Dembert. "Und wir sind uns sicher, dass auch der Handel von der Aufenthaltsqualität profitieren wird." Zwar plädierte Fritz Althoff von der Kaufmannschaft für die Möglichkeit, den Platz in einer Richtung zu befahren. "Aber wir werden jetzt erst Mal schauen. Und wie es läuft, wird die Zukunft zeigen." Thomas Meyer erklärte, dass der Versuch genau aus diesem Grund angelegt sei: etwas zu probieren. In den ersten Tagen würden die Autofahrer sich wohl anpassen müssen. "Und wenn es Probleme gibt, werden wir sie erkennen. Und eine Lösung finden."

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