"Enger hat's voll erwischt": Sandsäcke sichern Impfzentrum vor Wassermassen

Enger. Michael Rogowski beschreibt die Lage treffend: "Enger hat's voll erwischt. Es war ein richtiger Sturzregen, der über der Stadt stand." Der Engeraner Feuerwehr-Chef präzisiert: "Wir hatten von Samstag an 167 Einsätze." 118 Feuerwehrleute hatten sich um die Folgen des Sturzregens gekümmert: Hauptsächlich pumpten sie vollgelaufene Keller leer und säuberten Straßen, die wegen der Matschmassen nicht mehr befahrbar waren. "Zu den ersten Einsätzen wurden wir um 17.42 Uhr in Keller an der Spenger Straße gerufen." Von dort aus folgten die Helferinnen und Helfer dem Unwetter Richtung Enger Mitte und Belke-Steinbeck. Es waren Feuerwehrleute aus der Widukindstadt und als Unterstützung aus Vlotho, Rödinghausen und Herford im Einsatz. Die kümmerte sich bis gut zwei Uhr am Sonntagmorgen um das Leerpumpen vollgelaufener Keller. Und die Menschen waren ihnen dankbar. "Das ist alles sehr diszipliniert gelaufen." Am Klärwerk in Enger begann der Einsatz dann am Sonntagmorgen wieder um neun Uhr. Saubermachen war angesagt. Am Klärwerk, das sagte der stellvertretende Leiter, Sebastian Cuhlmann, war die Lage ab 18.15 recht ernst. "Da stand das Wasser überall hier gut kniehoch. Das lag daran, dass es punktuell hier in kürzester Zeit sehr stark geregnet hatte. Ich habe schon viele Unwetter erlebt. Aber nicht in diesem Ausmaß." Das Problem am Klärwerk: Es waren nicht nur die elektrischen Anlagen betroffen, deren Funktion nach gut zwei Stunden mittels Pumpen und Notstrom-Aggregaten wieder sicher gestellt worden war. Auch Schaltkästen und Computer waren in Mitleidenschaft gezogen. "Da werden wir erst später sehen", sagt Cuhlmann, "wie groß der Schaden tatsächlich ist, wo die Probleme dann in Detail liegen." Bis dahin machten die Wehrmänner der Löschgruppe Enger-Mitte zunächst einmal sauber. Sandsäcke sichern 1.500 Impfungen Doch hatten sie auch an anderer Stelle mit dem Schutz wertvoller Elektronik zu tun. "Am Impfzentrum", erklärt Michael Rogowski, "drohte der Server-Raum vollzulaufen." Und so sicherten die Wehrmänner die Tür mit Sandsäcken und pumpten das Wasser, das in den Keller lief, schnell wieder ab. Der Feuerwehr-Chef vermutet, dass - wenn seinen Kameraden dieses nicht gelungen wäre - sich womöglich ein Chaos ergeben hätte: "Denn immerhin waren dort für Sonntag 1.500 Zweitimpfungen geplant." Und die Impfungen können natürlich nur computergestützt ordentlich ablaufen. Zugelaufen waren derweil die Keller in vielen Engeraner Häusern. Es gab sehr viel Arbeit für die Feuerwehr und auch für die Eigentümer. Besonders für die, die während des Sturzregens und der Überschwemmungen nicht daheim waren. So wie Familie Vogt, die in einem Haus an der Spenger Straße wohnt. Am Sonntag gegen die Mittagszeit schippte Jürgen Vogt die Matsche, die gut zehn Zentimeter auf den frisch gepflasterten Hof lag, in zwei Schubkarren. "Wir waren gestern noch an der Ostsee", sagte er. "Dann rief mein Sohn an. Und heute morgen haben wir uns dann ganz früh auf den Weg gemacht, um zu sehen, wie große die Schäden nach dem Hochwasser sind." Und da erwartete sie einiges. Sie kamen kaum mit dem Auto auf den Hof. "Es war hier ganz schlimm", sagte seine Frau Sylvia. Und das bestätigte sich beim Blick in den Keller: "Gut kniehoch stand hier das Wasser. Man sieht es an den schmutzigen Weinflaschen." Die sind in Regalen auf dem Kellerboden gelagert und zeigen, wie hoch das Wasser stand. Und dann greift sie zum Schrubber und beginnt die nassen Erd-, Matsch- und Wassermassen zusammen zu schieben." Ich denke, erklärt Jürgen Vogt, "dass die Erde von den Feldern zu uns gespült wurde." Und dann ergab sich noch ein Problem: "Ich habe schon bei der Feuerwehr angerufen, wo wir die Matsche hinbringen können", sagt Sylvia Vogt. "Aber die konnten mir auch nicht helfen." Derweil sorgt ihr Mann für Nachschub in den Schubkarren. Er zeigt eine sehr gute Miene zu dem eher bösen Spiel: "Man muss halt das Beste daraus machen." Wache Enger legt Prioritäten fest Das tut die Feuerwehr der Stadt Enger eh' die ganze Zeit. Zwar sind alle Feuerwehrleute im Einsatz. Doch nicht alle kümmern sich um die Schäden des Sturzregens. Die Aufgabenverteilung und Priorisierung hat die Leitstelle des Kreises für das Engeraner Gebiet an die Einsatzleitung in Enger delegiert. Hier wird festgelegt, wo und wem als Erstem geholfen wird. Die Einsätze dauern nach Schätzung des Feuerwehr-Chefs zwischen 20 Minuten und 2 Stunden. "Das hängt davon ab, wo der Gefahrenlage am dringendsten ist oder wie voll der Keller gelaufen ist und wie viel Wasser nachdrückt." Im Einsatz sind leistungsfähige Tauch- und Fahrzeugpumpen und auch die sogenannten Chiemsee-Pumpen. "Die brauchen wir, wenn das Wasser stark verschmutzt ist." Die Frauen und Männer der Feuerwehr, die nicht in Sachen Wasser im Einsatz sind, stellen den Grundschutz sicher. Wenn es also zu einem Brand oder Unfall kommt, dann steht ein voll ausgerüstetes Fahrzeug mit kompletter Mannschaft dafür bereit. "Die 167 Einsätze waren natürlich schon sehr viele", erklärt Rogowski, "und wir sind natürlich schon ausgepowert." Doch sagt er auch: "Wir waren aber noch nicht an unserer Grenze. Da ist immer noch Luft." Saubermachen bis in den Sonntagnachmittag Noch viel Luft nach oben hatten derweil die und Feuerwehrkolleginnen und -kollegen aus Spenge. Wie eine Schneise hatte das Unwetter Enger, Hiddenhausen und Bünde betroffen. Spenge blieb halbwegs außen vor. Nur von fünf Unwettereinsätzen wusste der Spenger Stadtbrandmeister Thomas Reschke zu berichten. "Und dabei handelte es sich um vollgelaufen Keller wegen eines verstopftem Fallrohres oder verstopfter Abflüsse." Er ergänzte noch: "Auf der Höhe Nagelsholz waren Straßen vom Schlamm überzogen. "Schade, dass dieser wertvolle Mutterboden weggeschwemmt wird und dann für den Verkehr eine echte Gefährdung darstellt. Wir haben die Landesstraße - auch wenn Straßen.NRW eigentlich dafür verantwortlich ist - natürlich sauber gemacht." Saubermachen war auch für die Engeraner Feuerwehrleute noch bis in den Sonntagnachmittag angesagt. So kümmerte sich die Wehr Enger-Nord um die Sporthalle der Grundschule Belke-Steinbeck. Da standen fünf Zentimeter Wasser und Schlamm auf dem Boden.

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