Technik rund ums Ei kommt aus Enger

Enger. Wenn irgendwo auf der Welt eine Eierspeise zubereitet wird, wenn jemand bunte Ostereier pellt, sich Mayonnaise auf seinen Burger schmiert, oder das Brot mit Ei an der Tankstelle kauft – die Chance, dass damit eine Maschine aus Enger zu tun hat, ist sehr groß. Denn Gerd Bergmeier produziert in seinem Engeraner Unternehmen EBM Maschinen, die Eier maschinell kochen, pellen oder färben. Und damit ist er nach eigenen Angaben Weltmarktführer. Der Grund dafür ist ebenso einfach wie einleuchtend: &bdquo;Wir machen uns unseren Markt selbst." Soll heißen: Bergmeier hat die Ideen für Maschinen, die die Welt braucht; aber es noch nicht weiß. Und da er einige Patente hält, ist er der Konkurrenz immer einen Schritt voraus; wobei die Konkurrenz kaum vorhanden ist. EBM fertig Maschinen im Baukastenprinzip. Und EBM fertig nahezu alle Teile für die Maschinen selbst. In der Halle sind Dreher und Schweißer tätig, Fachleute für Edelstahlbearbeitung, Programmierer und Entwickler. &bdquo;Wir sind hier eine Manufaktur. Wir bauen Kleinserien mit maximal fünf Stück", sagt der Chef, stolz auf seine Mitarbeiter. Die seien oft seit einigen Jahrzehnten im Unternehmen. &bdquo;Aber wir haben auch einige Jüngere, die oft schon hier gelernt haben. Und einer ist schon nach der Lehre ins Studium gegangen und dann wieder zurück gekommen." Bergmeier: &bdquo;Es gibt so gut wie keine Fluktuation." Die Maschinen sind sehr exakt gefertigt. Da geht es um Zehntel-Millimeter. Damit arbeiten sie in den Maschinenstraßen perfekt zusammen und erledigen die einzelnen Aufgaben: Eier auflegen, kochen, per Ultraschall kontrollieren, färben und verpacken. Allein das Kochen ist dabei eine Kunst für sich: Die Eier werden – sicher in Klammern gelagert – zunächst langsam per Luft auf 60 Grad vorgewärmt, kommen dann ins 80 Grad warme Wasser und werden durch eine Wasser-Gegenstromanlage gezogen. Vom Ende bis nach vorn. Dort gelangen sie im 94 Grad warmen Wasser an. Jetzt sind sie fertig und werden weiterverarbeitet. &bdquo;Je nach Beschaffenheit und Qualität der Eier liegt die Bruchquote bei 0,5 Prozent", sagt Bergemeier zufrieden Maschinen aus Enger sind es auch, die im Durchlaufverfahren Eier färben. Aber Ostern ist doch nur einmal im Jahr?! &bdquo;Macht nichts. Der Markt will gefärbte Eier. Ein Kunde in Köln kocht und färbt mit unseren Maschinen 64.000 Eier die Stunde. Acht Stunden pro Tag. Das ganz Jahr über. Und das ist ist nicht der einzige." Maschinen aus Enger kochen und pellen aber auch Eier in Amerika. &bdquo;Da laufen in einem Betrieb vier Straßen, die je 40.000 Stück je Stunde verarbeiten. Die werden dann vakuumiert verpackt, oder landen in Schlauchbeutel, oder in einem Container mit 700 Kilogramm Eimasse und 300 Kilogramm Essig-Salz-Lauge." In England laufen zwei Straßen, die je Stunde 40.000 Eier, kochen und pellen. Die werden dann zu Mayonnaise verarbeitet. &bdquo;Unsere Auftraggeber kommen aus Deutschland und Europa, aus Amerika, Neuseeland, Russland und China, sogar aus Nigeria". Dabei handelt es sich nicht nur um Anlagen, die Eier färben. Auch aus der islamisch geprägten Türkei, wo Ostereier eher weniger gefragt sind, kommen Anfragen. &bdquo;Denn wir bieten auch Maschinen an, die Eier mit einer Schellak-Schicht versehen. Ein echtes Naturprodukt", erklärt Vertriebsmanager Roman Arent. Dabei handele es sich um ein Convenience-Produkt, das ohne weiteres sechs Wochen haltbar sei. »Die Auftragsbücher sind bis weit über ein Jahr voll« Bergmeiers Vater Erich, Namensgeber der Maschinenbauunternehmens EBM, hatte Verpackungsmaschinen entwickelt und konstruiert. &bdquo;1975 hat er die erste Eierfärbemaschine in die Schweiz verkauft." Ursprünglich habe sein Vater bis in die 1960er Jahre Maschinen zum Färben von Deckblättern für Fehlfarben-Zigarren gebaut; gefärbt mit dem Pulver von zerriebenen Tabakblättern, Alkohol und einem Lebensmittelleim. &bdquo;Die sahen schon fast so aus, wie eine Havanna. Es stand aber natürlich Fehlfarben dran." Sohn Gerd nutzte seine Ideen und planerischen und handwerklichen Fähigkeiten. Und die bescherten ihm einen weltweit guten Ruf. &bdquo;Unsere Auftragsbücher sind bis weit über ein Jahr voll", sagt er. Und so wird das Unternehmen mit derzeit 35 Mitarbeitern weiter expandieren. Im Spätsommer 2015 war das Gebäude am Dunlopweg 1 mit 2.400 Quadratmetern Produktionsfläche und 600 Quadratmetern für Verwaltung, Pausen- und Sanitärräumen fertig gestellt. &bdquo;Sobald wir können, werden wir jetzt eine neue Halle mit 800 Quadratmetern anbauen." Der Markt verlange das halt, sagt Bergmeier. Aber den hat er sich ja selbst gemacht.

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