
Enger/Spenge. In diesem Jahr sind es mehr Urlauber als 2013, die Christel Lanfermann beherbergt. Die Lenzinghausenerin hat im Dachgeschoss ihres Hauses eine private Ferienwohnung eingerichtet. Zwei Schlafzimmer mit drei Betten, Küche, Bad und Wohnzimmer, 70 Quadratmeter groß. "Besonders aus Holland kommen viele Gäste zu uns." Immerhin liegen die "ostwestfälischen Alpen" gleich um die Ecke.
So nennt Lanfermann augenzwinkernd das Wiehengebirge und den Teutoburger Wald, Erhebungen von immerhin bis zu knapp 450 Metern über dem Meeresspiegel, die es im Nachbarland nicht gibt. An ihnen liegen denn auch einige der Anlaufpunkte für Urlauber, die in Spenge Erholung suchen. "Das Hermannsdenkmal, der Kaiser Wilhelm, auch das Marta Museum", zählt Lanfermann auf. Kein schlechter Ort also für Ferienwohnungen? Christel Lanfermann ist zumindest nicht die Einzige, die in Enger oder Spenge ein Zuhause auf Zeit anbietet.
Engeranerin bietet Luxusimmobilien auf Mallorca an
In ihren Fincas wohnt die Prominenz. Michaela Thör, gebürtige Herforderin mit Wohnsitz in Pödinghausen, vermittelt als Maklerin Luxus-Ferienhäuser auf der Insel Mallorca an. Dort verbringt die 35-Jährige viel Zeit. Ihre Kinder wachsen dennoch in Deutschland auf, das Heimatland ist weiter Lebensmittelpunkt der Familie.Seit 2007 ist sie in der Branche tätig. "Begonnen habe ich mit zehn Häusern, mittlerweile haben wir knapp 400 im Angebot", sagt Thör, "einige davon auf der Nachbarinsel Ibiza". Die Grundstücke sind zwischen etwa 300 und mehreren tausend Quadratmetern groß. Die Quadratmeterpreise beginnen bei mehreren hundert Euro.
Zum Kundenkreis für die "exklusiven Feriendomizile" zählen neben Geschäftsleuten auch "Prominente aus Film und Fernsehen". Namen nennt Thör nicht. Ihre Kunden setzen darauf. "Wir müssen diskret sein. Mallorca ist auch nur ein Dorf."
Mindestens fünf sind es in Spenge, zählt man den Reiterhof Wortmann dazu, auf dem Kinder Reiterferien besuchen und Schulklassen auf Klassenfahrten wohnen können.
In Enger bietet Petra Krauß seit Mai eine Urlaubsunterkunft an. "Wir sind meines Wissens nach die Einzigen mit einer klassischen Ferienwohnung", sagt die Verwaltungsangestellte. Als letztes Hotel schloss das "Herzog Wittekind" im März dieses Jahres. In Spenge bietet das Hotel Ziegenbruch?s Gästen eine Herberge.
Gerade ist die ehemalige Engeranerin Carmen Treybig zu Gast in der Erdgeschosswohnung des Zweifamilienhauses, die erst seit April eine Ferienunterkunft ist. "Ich besuche meine Eltern, die vor vier Wochen diamantene Hochzeit gefeiert haben", sagt Treybig. Seit fast 30 Jahren lebt sie in Berlin. Im Sommer kommt sie mit Ehemann René Rogan immer für ein paar Tage zurück nach Enger. "Bei meinen Eltern konnten wir dieses Mal nicht bleiben. Da mussten wir uns nach einer anderen Unterkunft umschauen und sind hier fündig geworden", sagt Treybig glücklich.
"Gäste, die von weiter weg hierher kommen, um Familienangehörige zu besuchen, bilden den Schwerpunkt", sagt Krauß. Auch bei Christel Lanfermann kommen neben Urlaubern aus dem Nachbarland viele solcher Gäste unter. "Bei weiter Anreise brauchen manche auch eine Unterkunft nach größeren Feiern." Sie habe aber auch schon Angehörige von Menschen beherbergt, die in den von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel behandelt werden.
Ein weiterer großer Teil der Gästeschaft sind Facharbeiter, die für die Dauer ihrer Einsätze ein Dach über dem Kopf benötigen. "Bei uns wohnen überwiegend Monteure", sagt Norbert Mühlhoff. Seit zwei Jahren bietet der Spenger Maler auch eine ausgebaute Wohnung mit drei Zimmern an.
"Die sind sehr individuell eingerichtet", sagt Mühlhoff, einige seiner Bilder zieren die Wände. Obwohl er selbst kaum Urlauber beherbergt, schätzt er das Erholungspotenzial vor Ort hoch ein. "Es ist eine schöne Gegend hier, wo man gut Urlaub machen kann."
Im Nachbarort Enger gibt es außerdem ungewöhnliche Unterkünfte. Weniger als Urlaubsdomizil denn als "Ort der Begegnung" versteht sich der Gemeinschaftshof in Dreyen. Vor allem Kindergärten, Feiergesellschaften und Gruppen im Allgemeinen bietet Helga Brünger hier Unterkunft und Beschäftigung an. "Wir geben gerne Tipps, wie man die Region erkunden kann", sagt Brünger, deren Familie den Hof seit knapp zehn Jahren bewirtschaftet.
Wiederum ein anderes Konzept verfolgt die Bau- und Siedlungsgenossenschaft (B&S). "Wir vermieten eine der Wohnungen aus unserem Bestand, allerdings nur für Genossenschaftsmitglieder", sagt Christian Holtmann, Abteilungsleiter Hausverwaltung bei der B&S. Am freien Markt ist die Vierzimmerwohnung an der Herforder Straße in Enger nicht verfügbar.
Genutzt wird sie vor allem von Vielfahrern aus Hamburg, Berlin oder Süddeutschland, die auf der Durchreise sind.
Christel Lanfermann hat es hingegen lieber, wenn ihre Gäste sich Zeit für die heimische Region nehmen können. Damit sie zumindest bei ihr in Lenzinghausen ein wenig verweilen, bietet sie zusätzlich einen Grillplatz im fast 1.300 Quadratmeter Garten an.
"Da bleibt man gerne etwas länger sitzen", sagt sie schmunzelnd.