BÜNDE/KIRCHLENGERN

Heimatliebe in Buchstaben und Ziffern

Verkehrsminister entfacht mit seinem Vorstoß die Diskussion um Wunschkennzeichen

23.08.2012 | 23.08.2012, 00:00
Nicole Körber bedient die Heißprägemaschine. - © FOTO: KARL-HENDRIK TITTEL
Nicole Körber bedient die Heißprägemaschine. | © FOTO: KARL-HENDRIK TITTEL

Bünde/Kirchlengern. Bei der Auswahl der Autokennzeichen soll es künftig auch im Wittekindsland die freie Wahl geben. Nach dem Willen der Bundesregierung könnten mit der neuen "Fahrzeugzulassungs-Verordnung" Autokennzeichen mit BÜN für Bünde oder LN für Löhne statt wie bisher mit HF geprägt und bedruckt werden.

Nach Angaben des Landesverkehrsministeriums könnten in Nordrhein-Westfalen mindestens elf alte Kennzeichen wieder aufleben, die im Zuge der Gebietsreform in den 1970er Jahren verschwunden sind. Der Bundesrat wird im September über die neue Verordnung entscheiden. Kreise oder kreisfreie Städte sollen zudem die Möglichkeit erhalten, mehrere Kennzeichen auszugeben.

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"Das halte ich für Quatsch"

Bündes Bürgermeister hat eine klare Meinung zu dem Vorschlag der Bundesregierung: "Das halte ich für Quatsch", so Wolfgang Koch. Ein Aufkleber an der Kofferraumklappe würde seiner Ansicht nach als besonderes Identifikationsmerkmal völlig ausreichen. "Ich wundere mich, dass die Bundespolitik sich überhaupt mit so einem Kinderkram beschäftigt", sagte der Bürgermeister.
Ein eigenes Kennzeichen für die Stadt Bünde kann er sich zwar vorstellen – "Ich selbst würde es aber nicht haben wollen." Im Österreich-Urlaub habe er sehr persönliche Kennzeichen gesehen. Da sei offenbar "Seppel 1" ebenso wie "Spion 3" am Auto möglich. Die Alpenländler scheinen hier schon weiter zu sein. Bünde-Aufkleber gibt es zwar noch nicht im Rathaus, aber im Handel. "Man könnte darüber nachdenken, so etwas vielleicht im kleinen Museumsshop anzubieten." (ds)

Bundesweit könnten durch die Umstellung Verwaltungskosten von rund vier Million Euro entstehen. Sie sollen durch Gebühren wieder hereingeholt werden. Bis zur endgültigen Wiedereinführung werden aber wohl noch Monate ins Land gehen. Noch ist die Region Ostwestfalen-Lippe nicht erfasst vom Ansinnen der Bundesministeriums. NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) äußerte sich so: "Die Wiedereinführung der alten Autokennzeichen ist eine preiswerte und bürgerfreundliche Form, das Heimatgefühl zu stärken."

Im Nachbarkreis Minden-Lübbecke ist die Stadt Lübbecke mit ihrem Wunsch gescheitert, LK (statt MI) auf Wunsch wieder freizugeben. Alte Kennzeichen wieder aus der Schublade zu holen, wäre im Kreis Herford nicht möglich. "Außer HF hat es bei uns kein anderes Kennzeichen gegeben", sagt Heinz Löwenberg, Leiter des Kreis-Straßenverkehrsamtes mit Sitz in Kirchlengern. Was seine Behörde betrifft, sieht er den Plänen der Bundesregierung gelassen entgegen. "Dreiviertel unserer Kunden nehmen bereits ein Wunschkennzeichen zum Beispiel mit den Geburtsdaten", weiß Löwenberg.

Carsten Körber zeigt, wie ein Bünder Autokennzeichen aussehen könnte. Im Hintergrund Rohlinge mit dem üblichen HF-Kennzeichen. - © FOTO: KARL-HENDRIK TITTEL
Carsten Körber zeigt, wie ein Bünder Autokennzeichen aussehen könnte. Im Hintergrund Rohlinge mit dem üblichen HF-Kennzeichen. | © FOTO: KARL-HENDRIK TITTEL

Wenn dann jemand anstelle von HF vielleicht ein LN für Löhne oder BÜN für Bünde wünsche, könne das vermutlich in einem Arbeitsgang erledigt werden. Bei neun Kommunen seien neun verschiedene Kennzeichen denkbar. Noch ist ihm nicht ganz klar, wer solche Kennzeichen genehmigen müsste. Der Leiter der Zulassungsbehörde geht aber davon aus, dass das Kraftfahrbundesamt hierfür zuständig wäre. Der Kreis müsste einen Antrag bei der Bezirksregierung stellen, der ans Land weitergeleitet würde.

Heinz Löwenberg hält persönlich nichts von diesen Kennzeichen. In seinen Augen wären sie sogar kontraproduktiv, da sie Plänen entgegen stehen würden, wonach Autos künftig online per Handy angemeldet werden könnten, der Gang zum Amt also entfallen würde.

"Eine Aufsplittung der Kennzeichen würden dies deutlich erschweren", sagt er. Um ihre Heimatverbundenheit auszudrücken, empfiehlt er Autofahrern, Aufkleber für die jeweiligen Orte anzubringen. "Die gibt es in unserer Behörde aber leider noch nicht."