BÜNDE/RÖDINGHAUSEN

Ist so viel drin, wie draufsteht?

Leser beschwert sich: "Statt einem Kilo waren nur 800 Gramm Erdbeeren enthalten"

23.06.2012 | 23.06.2012, 00:00
Die NW wog im Bünder Land gekaufte Erdbeeren. Alle Anbieter hatten mehr in die Schalen und Körbchen gepackt als auf den Preisschildern ausgezeichnet war. - © FOTO: DUNKEL
Die NW wog im Bünder Land gekaufte Erdbeeren. Alle Anbieter hatten mehr in die Schalen und Körbchen gepackt als auf den Preisschildern ausgezeichnet war. | © FOTO: DUNKEL

Bünde/Rödinghausen. Ein Kilo sind 1.000 Gramm und nicht 800. Und 1,5 Kilo sind 1.500 Gramm – und nicht 1.280. "Zweimal waren bei mir zu wenig Erdbeeren im Körbchen", schrieb ein Leser der Redaktion. Die NW prüfte deshalb, ob es mit Blick auf die ausgeschriebene Menge an den Erdbeer-Verkaufsständen im Bünder Land mit rechten Dingen zugeht. Die Abweichungen sind bemerkenswert.

1,5 Kilogramm Erdbeeren habe der Leser mitbringen sollen und hielt an einem der vielen Verkaufsstände an. "Zufällig wog meine Frau das Obst zu Hause nach und stellte fest, dass es tatsächlich nur 1.280 Gramm waren", so Eckhard W. (Name geändert). Am nächsten Tag beschwerte er sich an dem Verkaufsstand, wo ihm die Verkäuferin ihr Bedauern aussprach und ihm ein 1.000-Gramm-Körbchen zum reduzierten Preis überließ. "Das wog ich zuHause sofort nach", erklärt Eckhard W. "Es waren nur 800 Gramm."

Fünf verschiedene Verkaufsstände von drei unterschiedlichen Anbietern prüfte die NW am Donnerstag und wog das Obst auf einer digitalen Waage, deren Genauigkeit zuvor mit einem Liter Wasser abzüglich Gefäß geprüft wurde. Beim Wiegen der Erdbeeren wurde das Gewicht der Behältnisse ebenfalls abgezogen, so dass im Folgenden nur das reine Nettogewicht angegeben ist. Zur besseren Vergleichbarkeit kaufte ein Mitarbeiter immer ein Kilogramm Erdbeeren. Und so viel war in den Körbchen tatsächlich enthalten:

Dünner Straße/Spradower Schweiz (Hof Stühmeyer): 1.170 Gramm
Hansastraße Bieren (Hof Stühmeyer): 1.082 Gramm

Bünder Modehaus (Obsthof Otte): 1.054 Gramm

Südlengerstraße (Obsthof Otte): 1.147 Gramm

Bünder Wochenmarkt (A. Landwehr): 1.171 Gramm

Fazit: Alle Anbieter lassen nach oben hin Luft zum auf den Preisschildern ausgezeichneten Gewicht. Allerdings sind die Mitarbeiter in den Verkaufsständen auch nicht vor Fehlern beim Wiegen gefeit. Und es ist auch nicht auszuschließen, dass einmal ein oder zwei Beeren aus den Körbchen rollen.

"Deshalb ist es wichtig, die Erdbeeren vor dem Verkauf und vor den Augen des Kunden noch einmal abzuwiegen und gegebenenfalls die Körbchen aufzufüllen", erklärt Andreas Landwehr.

Christa Stühmeyer sagt: "Unsere Mitarbeiter in den Verkaufsständen sind angewiesen, bei jedem Körbchen, dass sie befüllen, mehr Erdbeeren hineinzupacken und vor dem Verkauf eventuell nicht so schöne Erdbeeren herauszunehmen und durch ansehnlichere auszutauschen. Denn das Auge isst mit."

Allein aufgrund des Gewichts der einzelnen Erdbeere ließen sich 1.000 oder 1.500 Gramm auch nicht genau abwiegen – noch schlechter die 500 Gramm-Schalen. Die von der NW gekauften Erdbeeren hatten ein Gewicht zwischen 16 und 28 Gramm. Da sei es gar nicht anders zu machen, als das angegebene Gesamtgewicht mindestens um das Gewicht einer einzelnen Erdbeere zu überschreiten. Im NW-Test waren es demnach zwischen drei und zehn.

Die Obstbauern weisen allerdings auch darauf hin, dass eine womöglich noch analoge Hauswaage gewisse Abweichungen zu den geeichten Handelswaagen in den Verkaufsständen aufweisen könne.