Herford/Bünde. Bodenlang ist der Rock, perlenbestickt ist die Korsage des Brautkleides, das Linda Schürmann trägt. Im dunklen Anzug, mit leuchtend blauer Krawatte steht ihr Zukünftiger, Christian Schulz, neben ihr. Beide lächeln aufgeregt und sind bereit. Am Ufer der Werre an der Hansastraße trifft das Brautpaar den Herforder Fotografen Georg Wagner, um für die NW-Aktion "Trash the dress" ein Bad im Flusswasser zu nehmen.
So ungewöhnlich wie die Idee für das Fotoshooting ist auch die Kennenlern-Geschichte des Paares. "Wir haben uns auf dem Frühlingsfest in Bünde im vergangenen Jahr kennengelernt", sagt Schürmann und lächelt verliebt. Sprichwörtlich nicht ganz bei Sinnen sei sie an diesem Abend gewesen. "Ich hatte zu viel getrunken und lag bewusstlos auf der Straße. Christian hat mich gefunden ", gesteht die 29-Jährige. Verantwortungsbewusst rief der 35-Jährige einen Krankenwagen. "Am nächsten Tag hab ich mich nach ihr erkundigt. Ich wollte wissen, wie es ihr geht", sagt Schulz.
Trash the dress
- Auf der Suche nach Bräuten, die sich etwas trauen, war Fotograf Georg Wagner und tat sich dafür mit der NW zusammen. - Drei Frauen im weißen Kleid durften sich über ein Fotoshooting freuen.
- In einer dreiteiligen Serie zeigt die NW ungewöhnliche Paare und ihre Geschichten.
- In der kommenden Samstagsausgabe, 23. Juni, spielt eine Braut mit dem Feuer.
Unmittelbar, nachdem die Lehramts-Studentin aus dem Krankenhaus entlassen worden war, trafen sich beide wieder. "An diesem Tag habe ich ihn zum ersten Mal gesehen. Es war also quasi ein Blind Date", sagt die junge Frau lachend, wenn sie an diesen Tag zurückdenkt.
Am 11. Februar dieses Jahres stellte der Automobilkaufmann seiner Freundin dann die alles entscheidende Frage – und das in luftiger Höhe. "Wir haben ein Wochenende in einem Baumhaus-Hotel im Kreis Höxter verbracht", sagt Schulz.
Und ebenso aufregend wie der Tag ihrer ersten Begegnung und der Ort des Heiratsantrages soll auch das Fotoshooting des zukünftigen Brautpaares sein.
"Wir fangen erst einmal langsam an, setzt euch doch mal in den Sand", sagt Wagner mit der Kamera in der Hand. Eine Sekunde später hat das Kleid der zukünftigen Braut die ersten Matsch-Flecken. "Zum Glück ist es nicht meins. Eine Freundin hat es mir geliehen. Wir beide werden nämlich nicht kirchlich heiraten", sagt Schürmann und betrachtet verträumt das cremefarbene Hochzeitskleid.
Mit Neoprenschuhen an den Füßen wagt sich das junge Paar dann in die Werre. Knietief stehen beide mitten im Fluss. "Bespritzt euch mal gegenseitig mit Wasser", ruft Wagner, der selbst mit Gummistiefeln im Wasser steht, dem Paar zu. Das lassen sich die Beiden nicht zweimal sagen und verwandeln die friedlich vor sich hinströmende Werre in einen rauschenden Party-Fluss.
Mit nassen Haaren, von Flusswasser getränktem Anzug und Kleid stehen sie knapp eineinhalb Stunden später am Ufer der Werre. Das letzte Bild an diesem Tag soll etwas ganz besonderes werden. Hand in Hand lässt sich das Paar rückwärts ins Wasser fallen und taucht unter.
Klatschnass, aber rundum glücklich kehren beide schließlich wieder ans Ufer zurück. Im nächsten Jahr wird sich das Paar aus Bünde im Standesamt das Jawort geben und ganz bestimmt noch einmal an diesen unvergesslichen Tag zurückdenken.