Spontan, hartnäckig, laut

Landrätin Lieselore Curländer mit Festakt im Kreishaus aus dem Amt verabschiedet

In einer Feierstunde im Kreishaus verabschiedete sich Landrätin Lieselore Curländer von Mitarbeitern, Politikern und Kollegen. Ihr zu Ehren sang die Liedertafel Germania aus Vlotho. | © FOTO: GERALD DUNKEL

21.10.2009 | 21.10.2009, 00:00

Kreis Herford. Für die einen war sie eine anspruchsvolle, herausfordernde Chefin. Für andere war sie eine Vorgesetzte, die die Interessen der ihr anvertrauten Institutionen und ihrer Mitarbeiter hartnäckig und laut vertreten hat. In der Feierstunde zum Abschied von Landrätin Lieselore Curländer kamen die Lobredner zu je nach Sichtweise differenzierten Einschätzungen der Qualitäten Curländers.

Alle Redner, waren es Mitarbeiter, politische Freunde und Partner oder Personalräte, verkündeten einen Vierklang: Ihre schon genannte Hartnäckigkeit in der Verfolgung einmal für richtig erkannter Ziele, ihre Spontaneität, sobald es galt, diese Ziele anzugehen, ihre Zuverlässigkeit, dabei zu bleiben, und die Lautstärke, mit der sie die Ziele durchzusetzen wusste.

So fand Kreisdirektor Ralf Heemeier, dass Curländer eine anspruchsvolle Chefin gewesen sei. Ihre Spontaneität, so erfrischend sie im privaten Umgang auch sei, sei im Alltag für ihre Mitarbeiter eine Herausforderung gewesen. Es seien intensive und fordernde sechs Jahre mit ihr gewesen. Heemeier wirkte irgendwie erleichtert, dass diese Jahre nun vorbei sind.

Was bei dem Kreisdirektor als Belastung durchklang, hörte sich bei den Vertretern der Kreispolizeibehörde etwas anders an. Sie lobten Curländers standfesten Widerstand gegenüber der Landesregierung bei der Neuorganisation der Polizei – die dann auch nicht stattfand. Sie blieb so dezentral wie ehedem. Curländer habe die Belange der Bediensteten sehr ernst genommen. Auseinandersetzungen seien immer von persönlichem Respekt vor-einander geprägt gewesen. Zum Dank beförderten die Polizisten Curländer zum Polizeirat ehrenhalber.

Ähnlich bewertete Martin Eversmeier, Vorstand des Klinikums, Curländers Wirken bei der Umstellung des Klinikums von einem Teil der Kreisverwaltung auf eine Anstalt öffentlichen Rechts. Die herzhafte Ansprache der Mitarbeiter zu Beginn des Prozesses habe sehr geholfen, die Umstellung gelingen zu lassen. Mittlerweile beschäftige das Klinikum 300 Mitarbeiter mehr als damals und mache pro Jahr drei bis vier Millionen Euro Überschuss – statt zwei Millionen Euro Verlust wie damals.

Die Politiker differenzierten auf ihre Art. Die Bürgermeister ließen ihren Vlothoer Kollegen Bernd Stute sprechen. Der ist Freund der Familie Curländer. "Zwischen uns hat es immer auch gemenschelt", meinte er. Der SPD-Mann betonte mehrfach, er hätte lieber zu einem Dienst-Jubiläum der CDU-Frau Curländer gesprochen, als zu deren Abschied. "Du hättest bestimmt wieder gewonnen, wenn du zur Wahl angetreten wärst", meinte Stute und sah dabei nicht aus, als hätte er die Niederlage eines SPD-Kandidaten bedauert.

Zwei Politiker schafften es, nichts zu sagen. Norbert Wellmann sprach für die SPD, sein Fraktionsvorsitzender Hans Stüwe weilt im Urlaub, er hatte seine kritische Bewertung der Amtszeit Curländers schon in der letzten Kreistagssitzung abgegeben. Sozialpolitiker Wellmann fand es schade, dass Curländer nie an einer Sitzung des Sozial- oder des Jugendhilfeausschusses teilgenommen habe. Eckart Gläsker, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler las eine humoristische Geschichte über Verwaltungshandeln vor.

Mit freundlichen Worten räumte CDU-Fraktionsvorsitzender Christoph Roefs die Schwierigkeiten seiner Fraktion mit der Parteifreundin ein: "Du warst nicht immer eine einfache Landrätin." Stephen Paul, Vorsitzender der FDP-Fraktion, lobte Curländer vor allem für die FDP-Projekte, die sie mit durchgesetzt habe. Dafür versprach er ihr ein Candlelight-Dinner. "Wir werden den Tisch reservieren", sagte er.

Ullrich Richter, Fraktionssprecher der Grünen und Landschaftsbeiratsvorsitzender, würdigte die scheidende Landrätin für ihren Einsatz für Natur und Umwelt und führte ihren Einsatz zum Erhalt des Werretals beim Bau der B 239n an.

Viele Ziele habe Curländer angegangen, schon als Vlothoer Bürgermeisterin sei sie mit neuen Projekten aufgefallen, sagte Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl. Sie sei in vielem Vorreiter gewesen, da könne man nicht davon ausgehen, dass alle Ziele erreicht werden. Nur eine Redner streifte die Bildungspolitik des Kreises und damit die Vorgänge um das Regionale Bildungsbüro: Ralf Heemeier, aber auch nur, um es zu erwähnen.