Bünde. Natürlich feuert Silvia Siekmann bei der WM in Brasilien ihr Heimatland an. Seit 2000 lebt die Argentinierin in Bünde. Ihre beiden Töchter Melanie und Sonja wurden in Deutschland geboren und haben beide Staatsbürgerschaften. Sie sind nicht ganz sicher, welchem Team sie die Daumen drücken werden.
"Deutschland oder doch Argentinien?" Solange die beiden Mannschaften nicht gegeneinander spielen, feuern sie Argentinien und Deutschland gleichermaßen an, sind sich die beiden sicher. Und im direkten Vergleich? "Da würde ich mir wünschen, dass Argentinien gewinnt, denn die haben erst zwei Sterne auf dem Trikot und Deutschland schon drei, das wäre dann doch ausgeglichen", sagt die 13-jährige Sonja ganz diplomatisch.
Die beiden Schwestern spielen selbst Fußball. Früher in Hunnebrock, jetzt in einer Mädchenmannschaft in Enger. "Frauenfußball ist in Argentinien nicht besonders verbreitet", sagt Silvia Siekmann. "Wenn wir also meine Familie in Catarmarca im Nordwesten von Argentinien besuchen, spielen die beiden gegen die Jungs." Beim Rückflug 2005 von Buenos Aires nach Madrid saß die argentinische Jugendnationalmannschaft im selben Flugzeug. Von Spanien aus wollten die Fußballer weiter zur U-20-WM nach Holland. "Ich war eingeschlafen, und als ich aufwachte, war Sonja nicht auf ihrem Platz", erinnert sich Siekmann. Die damals vierjährige hatte sich auf den Weg zu den Fußballern gemacht. Als Silvia Siekmann sich entschuldigen und die Tochter wieder mitnehmen wollte, spielte die gerade mit Lionel Messi, dem machte das gar nichts aus.
Mehrere der Profis, die auch in Brasilien dabei sein werden, waren damals schon in der Jugendmannschaft. Nur kannte Siekmann kaum jemanden davon. "Mein Vater hat ein bisschen mit mir geschimpft, dass ich niemanden erkannt habe, denn der hat sein Leben lang Fußball gespielt und mich um diese Begegnung beneidet", so Siekmann.
Fast alle Argentinier seien fußballbegeistert, natürlich werde auch dort die WM verfolgt. Allerdings würde sich in dem südamerikanischen Land nie jemand alleine vor den Fernseher setzen. "Bei uns gucken wir nicht nur das Spiel, sondern treffen uns schon Stunden vorher und essen zusammen." Mit Freunden und der Familie werde ein Asado, ein südamerikanisches Festmahl vom Grill, zubereitet.
Auch der christliche Glaube spielt beim Fußball in Argentinien eine Rolle. "Wenn die gegnerische Mannschaft einen Elfmeter schießt, werden die Madonnenfiguren weggedreht", sagt Siekmann. In Argentinien weiß jeder, dass Papst Franziskus fußballbegeistert ist. "San Lorenzo ist Jorges Lieblingsverein." Nach den Spielen treffen sich Argentinier immer auf dem Platz vor der Kirche.
Ihrem Team räumt Silvia Siekmann große Chancen ein. "Wir haben viele gute Spieler. Ich hoffe nur, dass auch das Zusammenspiel in der Mannschaft gut klappt."