Bünde

Poetischer Schabernack

"Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie" mit Programm "Mitternachtspaghetti"

Fridolin Müller (l.) und Wiebke Eymess musizieren auf der Bühne. Witzig, poetisch und ausgeklügelt: Mit vielen Wortspielen verarbeiten sie gesellschaftliche Themen in ihren Liedern. | © FOTO: LUKAS SCHMIEDEKAMP

26.03.2013 | 26.03.2013, 00:00

Bünde. Nächtliche Diskussionen und ausgelassene Dichterwettkämpfe gehören für sie genauso dazu wie poetisch-melancholische Musik. Kabarett trifft Comedy: Das Duo "Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie" vermischt bissige Gesellschaftskritik mit skurrilem Schabernack.

Unter dem abnehmenden Plastikmond machen es sich Fridolin Müller und Wiebke Eymess bequem. Mal mit, mal gegeneinander wickeln sie das Publikum galant um den Finger, besingen den Treibhauseffekt, erzählen in Bezug auf Wiebkes Schwangerschaft, dass eine Beckenbodenabsenkung nur etwas im Schwimmbad zu suchen habe oder geben die neue EU-Richtlinie zur zulässigen Maximalmenge von Mausfleisch im Tiefkühlspinat bekannt.

Blitzschnell schaffen es die beiden Künstler, zwischen schwarzem Humor, tragisch Komischem und poetischer Ernsthaftigkeit zu wechseln. Dabei springen sie von Thema zu Thema, ohne den roten Faden zu verlieren. Mal geht es um die Liebe zum Essen, zur Provinz, zueinander oder zum Reißverschlussprinzip auf der Autobahn "bei Bielefeld", wie es aus Wiebkes Synthesizer schallt.

Nichts ist so schlimm, dass es nicht geliebt werden kann, "es kommt immer auf die Perspektive an", heißt es in einem Song. Eymess und Müller haben eine unterschwellige Streitkultur auf der Bühne entwickelt. Und die genießen sie in vollen Zügen. Mit sprachjonglierenden Liedern und intelligent-komödiantischen Dialogen inszeniert sich das real-fiktive Paar und weiß in jeder Sekunde zu überraschen. Mann-Frau-Klischees eines typischen Beziehungs-Kabaretts werden ausgelassen.

In einem Lied besingen sie das Land der laufenden Hühnerbeine ohne Kopf, das Land der glücklichen Kühe auf den Tetrapaks, wo die Biozitronen blühen, ein anderes, melancholisches Stück handelt von Mischa, der bei den Tieren aufwächst und sein tragisches Ende findet.

Die Diskussionen und Dichterwettkämpfe von Müller und Eymess gehen unentschieden aus und zum Schluss fragen sie das Publikum, ob es lieber einen total intellektuellen Song von ihr oder ein Liebeslied von ihm hören will. Natürlich von beiden. Den Abschluss geben die Zeilen: "Mitternachtspaghetti morgens um acht, es ist taghell mitten in der Nacht; und wichtig ist nur, dass das keinen Unterschied macht."