Vom Todesstreifen zum Grünen Band

Bünder organisierten Fahrt zur ehemaligen innerdeutschen Grenze

Die Gedenkstätte in Hötensleben mahnt, die Zeit der Teilung nicht zu vergessen. | © FOTO: VOLKER NIEHAUS

17.08.2012 | 17.08.2012, 00:00

Bünde. Ein knappes Vierteljahrhundert ist seit der Wiedervereinigung Deutschlands im Herbst 1989 bereits vergangen, ein Ereignis, an das sich die meisten von uns noch recht gut erinnern. Die Zahl derer, die die Zeit der Teilung ab 1952 selbst miterlebten, wird allerdings immer kleiner.

Um die Erinnerung nicht verblassen zu lassen, organisierten der Polizeibeamte Hartmut Feldmann und Kaufmann Thomas Herbrechtsmeier, beide aus Bünde, jetzt eine Fahrt des Gedenkens entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, an der mehr als 30 Personen aus Bünde und Umgebung teilnahmen. Aus Anlass der hermetischen Abriegelung der DDR zur BRD durch das damalige SED-Regime 1952, erinnerten Feldmann und Herbrechtsmeier an die fast 1.000 Toten am einstigen Todesstreifen, der Deutschland bis 1989 zerschnitt.

Erstes Ziel war die ehemalige Grenzübergangsstelle Helmstedt/Marienborn an der A2. Die beiden Organisatoren informierten über das damalige Grenzregime und zeigten historische Video- und Fotoaufnahmen. "Gut, dass diese Zeiten vorbei sind", bemerkte ein Teilnehmer, "sie dürfen aber nicht vergessen werden. Deshalb habe ich an dieser Reise teilgenommen."

War Marienborn für die Reisegruppe schon beklemmend, so mahnte die zweite Gedenkstätte noch deutlicher: Der Initiator des Mahnmals in Hötensleben in der Magdeburger Börde, Achim Walther, berichtete "über eine schlimme Zeit", die 1952 mit der "Aktion Ungeziefer" begann, als Menschen aus dem Grenzgebiet zur BRD deportiert und ihre Häuser abgerissen wurden, um den Grenzsoldaten "freies Schussfeld" zu liefern.

"Es ist unglaublich, wie viele Zeitzeugen es entlang der ehemaligen Grenze noch gibt und was sie zu berichten haben", so Feldmann. Zusammen mit Thomas Herbrechtsmeier hatte er zuvor den gesamten Reiseverlauf abgefahren und dabei auch Hotels und Restaurants getestet, um nichts dem Zufall zu überlassen. Geld verdienen die beiden Freunde mit der Fahrt nicht. "Mich treibt ein innerer Enthusiasmus", sagt Feldmann. "Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass dieser Teil der deutschen Geschichte nicht in Vergessenheit gerät", fügt Herbrechtsmeier hinzu.

Dass sich der ehemalige Todesstreifen vielerorts zum "Grünen Band der Natur" gewandelt hat, zeigte die Weiterfahrt durch den Harz. Dessen höchste Erhebung, der Brocken, war früher "Horchposten" des Ostens in Richtung Westen, heute ist er ein Touristenmagnet. In Philippsthal besichtigte die Gruppe ein Phänomen des Grenzverlaufes: Im Ort an der Werra gab es ein durch die Grenze geteiltes Haus. Dort verlas Hartmut Feldmann persönliche Aufzeichnungen der Tochter des Hausbesitzers, die ihre Zeit in dem Gebäude bis zur Wende beschrieben. "Das trieb mir oftmals Tränen in die Augen", äußerte eine Mitreisende ihre Gefühle. "Wir sind bei einer weiteren Fahrt auf jeden Fall dabei" - so lautete das Fazit aller Reisenden nach der Rückkehr nach Bünde auf die bis ins letzte Detail organisierte und informative Fahrt.

Aufgrund der positiven Resonanz werden Hartmut Feldmann und Thomas Herbrechtsmeier in den nächsten Wochen Berlin erkunden, das einzig verbliebene Schlupfloch, das der Todesstreifen zwischen 1952 und 1961 aufwies. Feldmann und Herbrechtsmeier wollen auch dort Zeitzeugen finden, Führungen am bekannten "Checkpoint Charlie" buchen und frühere Insassen des Stasi-Gefängnisses Hohenschönhausen sprechen lassen. Auch die Stasi-Zentrale, letzte verbliebene Reste der Berliner Mauer, und Phänomene entlang des ehemaligen Grenzverlaufes stehen auf dem Plan. Stattfinden soll die Fahrt vom 24. bis 26. Mai 2013.

Interessenten können sich schon jetzt telefonisch unter (0 52 23) 16 28 87 mit Hartmut Feldmann oder unter (0 1 72) 53 02 51 2 mit Thomas Herbrechtsmeier in Verbindung setzen.