Bünde. Frage an Experten: Wann ist Kartoffelbrei richtig cremig? "Wenn nur noch leichter Wellengang im Püree ist", sagt Koch Olaf Tirre. Fragende Blicke in den Topf. Ruhige See im Püree? Beim NW-Spargelkochkurs im Hotelrestaurant Sonnenhaus lernen fünf Leserinnen neben leckeren Rezepten auch ein bisschen Küchenlatein.
In der Küche des Restaurants glänzt Edelstahl. Die Hitze der Herdplatten glüht auf den Wangen. Hier ist das Reich von Olaf Tirre und seinen Kollegen Leo Knaub und Daniel Streiberger. Aber für zwei Stunden übergeben sie den Kochlöffel an Hannelore Sudmeier, Ulrike Waldmann, Ingrid Köster, Magret Dirks und Inge Möller, die Gewinnerinnen des NW-Kochkurses. Was die Teilnehmerinnen wissen: Heute steht Spargel auf der Speisekarte. Aber auf welche Art die zarten Stangen auf dem Teller landen, ist noch das Geheimnis der Köche.
Zum klassischen Butterduett mit Sauce Hollandaise kommt es jedenfalls nicht. "Wir bereiten Spargel auf eine besondere Art zu", sagt Olaf Tirre. Die Vorspeise: "Frische Blattsalatvariation mit gebratenem Spargel und Erdbeeren an Scampi-Knödel-Basilikum-Spieß und Himbeer-Pfeffer-Dressing." Und als Hauptgang: "Frischer Stangenspargel mit Semmelbrösel an pouchiertem Lachsfilet und Kartoffel-Pesto-Soufflé."
Bevor allen das Wasser im Mund zusammenläuft, gehts los. Die Damen schälen Spargel. Leo Knaub schleppt zwei Lachse heran, je sechs Kilogramm schwer. "Hat die jemand schon mal filetiert?", fragt er. "Das machen sie besser", sagt Inge Möller. Die Damen beobachten aufmerksam, wie Knaub den Fisch zerteilt. Der Koch grinst: "Ich fühle mich wie bei der Gesellenprüfung." Aufgabe gemeistert: Die Filetstücke landen mit Butter, Meersalz, rotem Pfeffer und Rosmarin in die Pfanne.
Danach geht es den Scampis an den Kragen. Margret Dirks schneidet mit geübten Schnitten der Schere die Schalentiere auf. Bei ihr zu Hause in Rödinghausen gibt es diese Delikatesse häufiger. Ulrike Waldmann guckt skeptisch auf die glänzenden Scampis. "Meeresfrüchte sind nichts für mich", sagt die Steuerberaterin aus Kirchlengern. Sie wird neugierig, als Olaf Tirre etwas Zucker auf Spargelstücke streut, die in der Pfanne brutzeln. "Wenn Spargel gebraten wird, entwickelt er leichte Bitterstoffe", erklärt der Koch. "Darum kommt ein wenig Zucker dazu." Diese kleinen Tipps nehmen die Kursteilnehmerinnen gerne auf. Ansonsten merken die drei Köche schnell, dass sie keine Anfänger am Herd zu Gast haben. "Wie setzt man das richtige Spargelwasser auf?", fragt Tirre. "Wasser zum Kochen bringen, dann Salz, Zucker, ein bisschen Butter und ein Spritzer Zitrone", erklärt Margret Dirks. Tirre nickt anerkennend: "Wie die Profis."
Und wo die Damen schon mal da sind, sorgen sie auch gleich für ein bisschen Ordnung. "Eben mit dem Lappen drüber", sagt Margret Dirks und wischt über eine Arbeitsfläche. "Bei mir zu Hause räume ich beim Kochen gleich auf." Verschüttetes Kochwasser beseitigt Ingrid Köster blitzschnell, bevor Leo Knaub auch nur das Tuch in der Hand hat. Sie lacht: "Wie eine gute Hausfrau eben."
Nach 90 Minuten stehen die Teilnehmerinnen stolz vor den angerichteten Tellern mit der Vorspeise. "Donnerwetter, wie schnell die Zeit vergeht", staunt Margret Dirks. Hätten sie im Restaurant des Sonnehaueses Platz genommen, hätte das Menü nach 20 Minuten vor ihnen gestanden. Aber so schmeckt die Spargelspezialität noch mal so gut. "Eine tolle Aktion", sagt Hannelore Sudmeier.