Kreis Herford. Den Gegenwert von zehn großen Bauernhöfen haben die Engeraner einst für ihren neuen Altar bezahlt. Ein Künstler-Star in Braunschweig hat ihn 1525 geliefert. Fast 500 Jahre später drängt sich eine 50-köpfige Besuchergruppe vor den Bildern und studiert den Ausdruck der mehr als hundert darauf geschnitzten Gesichter.
Noch Plätze frei für die Tour am 16. März
Die erste NW-Zeitreise zu unbekannten Kunstschätzen im Kreis Herford war ein großer Erfolg. Längst nicht alle Anmeldungen konnten berücksichtigt werden. Die Mitreisenden waren tief beeindruckt.Daher wird die Halbtagesfahrt mit Pfarrer Johannes Beer als Reiseleiter am Freitag, 16. März, wiederholt. Dafür sind noch Plätze frei.
Der Start ist im Begemann-Bus um 13.30 Uhr am Stadttheater Herford, mit Zusteigemöglichkeit gegen 13.50 Uhr am Busbahnhof Enger. Gegen 18 Uhr Rückkehr in Herford.
Für die Teilnahme wird ein Entgelt von 10 Euro pro Person erhoben.
Anmeldungen sind heute zwischen 9 und 10 Uhr unter Telefon 05221-59150 möglich.
Dabei ist der Passionsaltar von Enger für die Teilnehmenden der NW-Zeitreise zu Kunstschätzen im Kreis Herford schon das dritte mittelalterliche Ziel an diesem Tag – nach dem Schnitzaltären in Spenge und Groß-Aschen. "Eine tolle Idee, einmal direkte Vergleiche zu inszenieren", stellt die Herforderin Christel Klein fest – und erntet einhellige Zustimmung in der Gruppe . "Sie sollten das häufiger machen", empfiehlt auch Dagmar Kaufhold (Herford).
Das Lob geht vor allem an Johannes Beer. Der Pfarrer der evangelischen Gemeinde Herford-Mitte ist ein genauer Kenner kirchlicher Kunst in Westfalen mit ansteckender Freude am erzählerischen Detail: "Den Malchus in Enger, den müssen sie sich mal genauer anschauen", schmunzelt er und: "Meine Lieblingsgestalt in Groß-Aschen ist die Frau des Pilatus. Sie will ihren Gatten davor bewahren, ein Fehlurteil zu fällen, während der seine Hände in Unschuld wäscht . . .".
Überhaupt Groß-Aschen: "Wir sind hier so oft mit dem Fahrrad vorbei gefahren", sagt ein Spenger Ehepaar. "Aber dass das eine Kirche mit einem so schönen Altar ist, wissen wir erst jetzt." Kurz vor 1700 ist das goldene Bilderwerk in die gerade neu gebaute Bauernkirche gelangt – für zwei Taler. Vorher stand er irgendwo in der Stiftskirche Enger – "als einer von mindestens 20 Altären", wie Johannes Beer annimmt.
Heute gibt es noch einen – aber was für einen. Aus künstlerischer Sicht ist er der Höhepunkt der Rundreise. Einheimische Kunstinteressierte kennen ihn. Aber es sind viele Zugereiste dabei, für die das Werk aus Braunschweig eine Entdeckung ist.
Das gilt auch für den Spenger Altar, der von den "Erweckten" vor 120 Jahren anlässlich einer Erweiterung aus der Kirche verbannt wurde, wie Ludwig Seippel und Wolfgang Günther den Besuchern erzählen. Er wirkt auf den ersten Blick etwas düster, weil eine Farb-Restaurierung nicht mehr möglich war.
Doch auch seine Schnitzer wussten packende Geschichten zu erzählen. So wird etwa der Streit der Kriegsknechte um die Kleider Jesu im wahrsten Sinne bis aufs Messer ausgetragen. "Gehen sie näher ran, schauen sie genau hin," rät der Reiseleiter.
Vieles kann er erklären, manches bleibt rätselhaft, wie der Mann mit Türken-Bart, der in der Auferstehungsszene in Enger hilflos die Hände hebt. Es gibt eben immer noch viel zu entdecken.