BÜNDE

Stille Örtchen Mangelware

NW-Leserin beschwert sich über nicht vorhandene Kunden-Toiletten in Kaufhäusern

Es sind nicht immer nur Kinder, die ein dringendes Bedürfnis haben, wie in dieser nachgestellten Szene an der öffentlichen Toilette an dem Parkplatz Pauluskirche. In einem Kaufhaus war es für die Urenkelin einer Leserin aber zu spät. | © FOTO: GERALD DUNKEL

28.10.2011 | 28.10.2011, 10:08

Bünde. Bünde ist bekannt als beliebte Einkaufsstadt. Was aber wenn Passanten ein menschliches Bedürfnis überkommt? Blöd, wenn keine Toilette in der Nähe ist. Noch blöder, wenn eine da ist, sie aber nicht genutzt werden darf. So erging es einer NW-Leserin, die sich mit ihrer vierjährigen Urenkelin im Kaufhaus Woolworth aufhielt.

"Die Kleine sagte mir, sie müsse mal, also fragte ich die Verkäuferin nach einem Kunden-WC", erzählt die NW-Leserin. Dieses gebe es nicht und auf die Personaltoiletten könne man sie nicht lassen. Sie solle mit ihrer Urenkelin auf ein WC in eins der umliegenden Restaurants gehen, war die Antwort. Nach einer kurzen Diskussion war es für die Urenkelin bereits zu spät.

"Ich verstehe nicht, warum ein Kaufhaus keine Kunden-Toilette hat, und warum im Notfall nicht wenigstens das Personal-WC genutzt werden kann", sagt die NW-Leserin merklich aufgebracht.

Woolworth-Sprecher Matthias Michael geht in diesem Fall von einem Missverständnis aus. "Selbstverständlich darf im Notfall jeder Kunde das Personal-WC benutzen", sagt Michael. Es gebe aber eine Einschränkung: Es müsse in der Situation möglich sein, dass jemand vom Personal den Kunden begleiten könne, ohne die Verkaufsfläche allein zu lassen.

Ähnlich sieht das C&A-Filialleiterin Eileen Winter. Auch hier gibt es keine Kundentoiletten. Sie erklärt: "Die Verkaufsstättenverordnung schreibt Kundentoiletten ab einer Verkaufsraumgröße von 2.000 Quadratmetern vor."

Die Fläche bei C&A betrage nur 1.350 Quadratmeter. "Ich denke, hierbei handelt es sich um ein Stadt-Problem. Die Stadt muss dafür sorgen, dass ausreichend öffentliche Toiletten vorhanden sind, die auch entsprechend ausgeschildert sind", sagt Winter. Es könne nicht sein, dass die Einzelhändler und Gastronomen das Problem auffangen müssten.

Zu den Leidtragenden des Toiletten-Problems gehört das TomTomInn. "Wir wissen, dass die Kaufhäuser in der Nähe auf uns verweisen", sagt Inhaber Ernst-August Sandmeyer. Bis zu 50 Nicht-Kunden würden am Tag in dem Bistro aufs WC gehen. "Das nimmt Überhand", klagt Sandmeyer. Solange es keine Unterstützung von der Stadt geben würde, müsse er von Nicht-Kunden 50 Cent nehmen. Sandmeyer: "Es wäre schön, wenn die Stadt sich dem Problem endlich stellen würde."

Nicht so dramatisch sieht es beim Eiscafé Roma aus. Hier nutzen täglich zirka zehn Nicht-Kunden die Toilette. "Wir nehmen kein Geld, es ist doch klar, dass man auch mal aufs Stille Örtchen muss, wenn man länger in der Stadt unterwegs ist", sagt Inhaber Roberto Pacini.
Die Stadt selbst sieht derweil keinen Handlungsbedarf. "Öffentliche Toiletten gibt es in Bünde am Parkplatz Pauluskirche, am Zentralen Omnibus-Bahnhof, in der Tiefgarage am Marktplatz und während der Öffnungszeiten auch im Rathaus", sagt Axel Biermann vom städtischen Ordnungsamt.

Ein ausreichendes Angebot, sieht man man einmal von besonderen Veranstaltungen in Bünde mit viel Publikumsverkehr ab. "Bei verkaufsoffenen Sonntagen, Flohmärkten oder Stadtfesten ist das sicherlich zu wenig", räumt Biermann ein, "in der Regel stellen die Veranstalter dann aber zusätzliche mobile Toiletten im Innenstadtbereich auf".

Für die Reinigung der öffentlichen Toilette ist der Kommunalbetrieb Gebäudemanagement verantwortlich. "Die WCs werden täglich mindestens zweimal gereinigt und auch zwischenzeitlich kontrolliert", sagt Leiter Ralf Brinkmann.

Ein besonderes Problem sehen Einzelhändler und Gastronomen bei Veranstaltungen in der Stadt, wie beispielsweise bei Stadtfesten oder Flohmärkten. "Da ist der Andrang natürlich viel höher, und es sind nicht ausreichend Toiletten vorhanden", sagt Sandmeyer vom TomTomInn. In diesen Fällen verlangt auch das Roma 50 Cent von Nicht-Kunden.

Woolworth-Sprecher Matthias Michael kennt das Toiletten-Problem in Bünde nicht. Für den Vorfall in der Bünder Filiale möchte er sich aber auf jeden Fall persönlich bei der NW-Leserin entschuldigen.