BÜNDE

Krieg um Kunststoff

"Creme Double" feierte ihre ganz spezielle Tupperparty im Universum

Im Verkaufen von Tupperware sind Marie-Luise Höllenbrecher (Kathrin Orth) und Irmgard Hämmerle (Christine Schoch) Spitze. Ihre Differenzen haben die beiden Damen dennoch – gerade im Haushalt. | © FOTO: FELIX EISELE

08.10.2011 | 08.10.2011, 00:00

Bünde. Jeder kennt sie, niemand will sie haben und doch bevölkert sie seit Jahrzehnten die Haushalte quer durch die Bundesrepublik. An Tupperware, so viel steht fest, scheiden sich noch immer die Geister. Und dass sie bei weitem nicht so egal ist, wie man glauben mag, bewies das Trio "Creme Double" mit ihrer ganz speziellen Tupperparty am Donnerstag im Universum.

"Tuppertöpfe lassen sich umtauschen, das Leben nicht", so das Motto der beiden Frischhaltefrauen Marie-Luise Höllenbrecher (Kathrin Orth) und Irmgard Hämmerle (Christine Schoch), die vom Pianisten Earl (Ralf Siebenand) musikalisch unterstützt wurden. In ihrer kunterbunten Verkaufsveranstaltung zogen sie alle Register, loteten menschliche Abgründe aus, gaben bitterböse und lilienleichte Chansons zum Besten, duellierten sich heroisch mit Nudelhölzern und stellten sich den großen Fragen des Lebens.

Natürlich durften die richtigen Verkaufstipps nicht fehlen, denn was eignet sich besser für den Inhalt einer angebrochenen Müslipackung als die Produkte aus der großen weiten Tupperwelt. "Das ist die Designlinie junge Welle", so Frau Hämmerle und zieht sich aufreizend langsam und mit laszivem Blick eine weiße Schürze an. "Es ist gar nicht so einfach, unwiderstehlich zu sein", seufzt die Verkaufsexpertin und legt wie gedankenverloren einen schwer nachzuvollziehenden Ausdruckstanz mit einem Klumpen Teig hin, bei dem sie mit einem lupenreinen Spagat überraschte. "Männer sind einfach strukturiert", stellt Frau Höllenbrecher mit gespitzten Lippen fest. "Wenn ich einen kennenlerne, lasse ich keine Fragen offen. Oder wollen sie nachher im Bett herausfinden, dass der Bruder eigentlich eine Schwester ist oder im Stehen pinkelt?"

Die Tupperwaren der beiden Grazien sind aber nicht nur Allzweckwaffen für den Alltag, einige leuchten sogar im Dunkeln. Was ein interessantes Bild abgab, als Marie-Luise Höllenbrecher und Irmgard Hämmerle zwei leuchtende Töpfe ins Publikum gaben und diese mit wilden Kommandos kreuz und quer durch die Reihen schickten.

Am Ende ist es das nicht zu erklärende Faible für die bunte Tupperwelt, die das Programm der beiden Damen zu einem Lachkonzert im Publikum umstrukturieren. Denn dort sitzen sie, die Menschen die sich im Verkaufsirrsinn wiederfinden und sich mit dem Gezeigten identifizieren. Den Kritikern dient dabei Pianist Earl als Halt: wie er da vor sich hinklimpert und das Tupperchaos süffisant-verächtlich beäugt ist vielleich das genialste Moment des gesamten Programms.