Bünde. Es muss offenbar lukrativ sein, Kleinunternehmern mit teuren und eher sinnfreien Branchenbucheinträgen im Internet das Geld aus der Tasche zu ziehen. Nach Aktivitäten zweier anderer Online-Branchenbuchbetreiber tritt derzeit die "www.gelbesbranchenbuch.com" oder auch "GBB Limited" in Bünde auf den Plan.
Warum ausgerechnet der Firmenname "Gelbes Branchenbuch" gewählt wurde, dürfte auf der Hand liegen. Die Betreiber der dazu gehörigen Internetseite wollen eine Assoziation zu den "Gelben Seiten" herstellen und den Eindruck erwecken, es handele sich um ein offizielles Anschreiben des Verlags zum Abgleich bereits gespeicherter Firmendaten. Eine Unterschrift ist da schnell gesetzt. Doch spätestens beim Blick auf die Faxnummer, an die das korrigierte und unterschriebene Formular zurück geschickt werden soll, müsste jeder stutzig werden. Sie beginnt mit der Auslandsvorwahl 0060 - Malaysia.
Im Übrigen scheint die "GBB Ltd." nicht auf persönlichen Kundenkontakt auszusein. Die Firmenadressen, die auf der Internetseite genannt sind, befinden sich auf den Seychellen, in Belize (Zentralamerika) sowie auf den Marshall Islands - nur nicht in Deutschland, Österreich oder der Schweiz. In dem Bereich also, für den das Unternehmen vorgibt, das "größte Onlinebranchenbuch" zu sein. Auch die telefonische Erreichbarkeit fehlt zur Gänze. Als Gerichtsstand gibt das Unternehmen Budapest an und weist im Schreiben darauf hin: "es gilt ungarisches Recht". Der Server, von dem aus die Webseite der Firma ins Netz gelangt, befindet sich allem Anschein nach in Panama.
Wer das Fax unterschrieben zurückschickt, geht gleich einen Zweijahresvertrag für insgesamt 1.560 Euro ein - zahlbar jeweils jährlich im Voraus. Aus Bünde ist Uhrenmacher Rainer Nienaber einer der Unternehmer, die in den vergangenen Tagen ein Schreiben von "www.gelbesbrachenbuch.com" bzw. der "GBB Ltd." in der elektronischen Post hatten.
Vor zwei Jahren wäre er dubiosen Online-Branchenbuchbetreibern fast ins Netz gegangen. "Ich hatte das Formular damals schon unterschrieben und wollte es gerade in den Umschlag packen, um es zurückzuschicken. Da sah ich zufällig im Kleingedruckten, dass es sich nicht um eine Aktualisierungsabfrage meiner Daten bei den Gelben Seiten handelte, sondern um ein kostenpflichtiges und überteuertes Angebot eines anderen Anbieters." Seit dem ist Nienaber besonders auf der Hut und prüft solche Schriftstücke sehr genau.
"Da ich ein Ein-Mann-Unternehmen bin, habe ich das selbst in der Hand", sagt Rainer Nienaber. "Was aber ist beispielsweise mit einer Arztpraxis oder anderen Betrieben, in denen der Chef die Post nur per Unterschriftenmappe vorgelegt bekommt, die er mal schnell abzeichnet? Genau auf diese Unternehmer haben es solche zwielichtigen Anbieter abgesehen."
"Die Vertriebsmethoden einiger Anbieter sind auf Überrumpelung und Täuschung ausgelegt", sagt Rechtsanwalt Wolf-Dieter Czap aus dem oberfränkischen Hirschaid. Er vertritt Unternehmer gegen zweifelhafte Betreiber von Branchenportalen, wenn diese versuchen, ihre Forderungen einzutreiben.
In den zugeschickten Formularen befindet sich in den aufgeführten Daten, die es zu ergänzen und zu korrigieren gilt, oft ein augenfälliger Fehler. Dieser Fehler, so Czap, nötige den Adressaten oft, diesen Irrtum durch Rücksendung des Formulars schnell aus der Welt zu schaffen. Bei Uhrenmacher Rainer Nienaber ist beispielsweise als Branche "Antiquitäten und Einzelhandel" eingetragen.
Das Vorgehen der "GBB Ltd." sei zwar nach Recht und Gesetz kein Betrug, da alle gesetzlich vorgeschriebenen Inhalte eines Angebots vorhanden sind und bei genauer Betrachtung klar wird, dass man das Formular nicht unterschreiben muss, es befinde sich laut Czap aber in einer rechtlichen Grauzone. "Durch die Adressen im Ausland und dem Gerichtsstand Budapest versucht dieses Unternehmen, deutsches Recht zu umgehen und zu verhindern, dass der eigentliche Eigentümer festgestellt werden und dass man seiner gerichtlich habhaft werden kann. "
Auch der Industrie- und Handelskammer in Bielefeld sind diese und ähnliche Branchenbuch-Maschen ein Begriff. Sie empfiehlt ein genaues Studium der Post und sich niemals zu einer voreiligen Unterschrift drängen zu lassen.
Haben Sie als Unternehmer ähnliche Post bekommen? Welche Erfahrungen haben Sie schon mit zweifelhaften Anbietern von Branchenbuch-Portalen gemacht? Schreiben Sie uns entweder eine E-Mail unter
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