Bünde (eph). Das nennt man auf neudeutsch "perfektes Timing": Die Klasse 10e der Realschule Bünde-Mitte saß an ihrem letzten gemeinsamen Schultag vor der Entlassfeier im Unterrichtsraum zusammen, als die frohe Botschaft die Runde machte. Beim Internationalen Jugendwettbewerb der Volksbanken hatten fünf Schüler und Schülerinnen einen Landespreis errungen. Mit ihrem Filmbeitrag zum Thema Menschlichkeit hatten sie sich einen mit 100 Euro dotierten Sonderpreis geholt.
Große Freude herrschte danach nicht nur bei allen Mitschülern, Klassenlehrer Udo Neugart und Kunsterzieherin Holle Brandolini, sondern auch bei der Volksbank Bad Oeynhausen-Herford, die den größten Kreativwettbewerb der Welt auf lokaler und regionaler Ebene organisiert. Die Bank verdoppelte kurzerhand die Siegprämie, schickte ihre Jugendberaterin Kirsten Wellmann in die Schule und ließ sie Siegerurkunde und 200 Euro Preisgeld übergeben.
Und weil geteilte Freude nun mal doppelte Freude ist, beschlossen die fünf durch die Bank 16 Jahre alten erfolgreichen Videofilmer Sven Scheiding aus Kirchlengern, Tim Gebert, Melanie Buschmeier, Sven Wiele und Anja Spiller (alle Bünde) spontan, einen Teil des Preisgeldes für die Ausrichtung der Abschlussparty zu spendieren.
Die Filmgeschichte, die sich das Quintett ausgedacht hat, ist schnell erzählt. Es geht um ein Mädchen, das von seinen Eltern kaum beachtet wird. Berufskarriere und Freizeitaktivitäten sind Vater und Mutter wichtiger als die Beschäftigung mit ihrer Tochter.
Eines Tages kommen die Eltern froh gestimmt nach Hause und stoßen dort auf ihr lebloses Kind. Jetzt erst merken sie, was sie in den vergangenen Jahren versäumt hatten.
Rund drei Wochen Zeit hatten die fünf Realschüler, um ihren Film zu produzieren. Während die anderen Schüler der 10e zu Pinsel und Farbstiften griffen und das Thema "Menschlichkeit" zeichnerisch zu Papier brachten, beschäftigten sich die fünf im Unterricht mit ihrem Laptop und entwickelten mit Hilfe eines Computerspiels ihren Films.
Auch wenn ihnen die Landesjury in Münster mit der Preisverleihung großes kreatives Talent bescheinigte: Das Erstlingswerk der fünf kreativen Realschule wird vermutlich gleichzeitig ihr letztes sein. Der Grund: Nach der Schulentlassung trennen sich die Wege. Anja und Melanie wechseln zum Gymnasium und wollen dort in drei Jahren ihr Abi "bauen". Tim und die beiden Svens streben eine praktische Berufsausbildung an.