Überraschendes aus dem Bünder Fundbüro

Bünde. Die Bünder scheinen ein ziemlich ehrliches Völkchen zu sein – zumindest kommt auf diesen Gedanken, wer den Erzählungen von Büsra Aslanbay-Simsek und Thomas Koschnick lauscht. Die beiden sind im Bünder Bürgerbüro zuständig für die Fundsachen, haben mit ehrlichen Findern und anschließend mit den Menschen zu tun, die sich als rechtmäßige Eigentümer bewähren müssen. &bdquo;Es gibt in Bünde kein eigenständiges Fundbüro“, klärt Ralf Bartling, Leiter des Ordnungsamtes, einen weitverbreiteten Irrglauben auf. &bdquo;Die Fundsachen betreuen wir im Bürgerbüro im laufenden Betrieb mit.“ Schlüssel, Fahrräder, Handys, Personalausweise oder auch Bargeld – einige Fundstücke haben Aslanbay-Simsek und Koschnik schon zu Gesicht bekommen. Dabei sei es immer wieder erstaunlich, wie ehrlich und anständig die meisten Finder seien, betonen die Bürgerbüro-Mitarbeiter. &bdquo;Vor einiger Zeit hat ein junger Mann mit Fluchthintergrund im Lidl ein zusammengerolltes Bündel Geldscheine gefunden. 450 Euro waren das“, erzählt Aslanbay-Simsek. Der Mann habe keine Minute nachgedacht und den Fund an der Kasse gemeldet. Über die verständigte Polizei landete das Geld im Fundbüro. &bdquo;Wir haben dann ein wenig später Kontakt zum Lidl aufgenommen, um den Namen und die Adresse des Finders zu erfahren. Das Geld wurde nämlich sechs Monate lang nicht abgeholt, und so durfte der ehrliche Finder es behalten.“ Wie das Bünder Fundbüro die Ehrlichkeit belohnt Das ist bei allen Fundsachen so. Sechs Monate nach der Abgabe geht das Gefundene an den Finder über – eigentlich abzüglich einer Verwahr-Gebühr. &bdquo;Darauf verzichten wir aber in den meisten Fällen“, sagt Thomas Koschnick. &bdquo;Schließlich wollen wir die Ehrlichkeit auch belohnen.“ Viele Bünderinnen und Bünder, die etwas finden und beim Fundbüro abgeben, wollten noch nicht einmal ihre Kontaktdaten hinterlassen. Dabei stünde ihnen bei wertvolleren Gegenständen oder eben auch bei Bargeld schließlich auch ein Finderlohn zu. &bdquo;Für viele ist es so selbstverständlich, dass sie Gefundenes abgeben, dass sie darauf verzichten und lieber anonym bleiben. Sie sagen dann: Es ist für mich schon eine große Freude, wenn derjenige, der es verloren hat, sein Eigentum wiederbekommt.“ So sei es auch mit einer älteren Dame gewesen, die ein Portemonnaie mit 1.300 Euro gefunden und zum Fundbüro gebracht hat. &bdquo;Wir mussten ihr erst gut zureden, bis sie ihren Kontakt hinterlassen hat“, so Büsra Aslanbay-Simsek. Schließlich habe es sich für die Dame im wahrsten Sinne des Wortes ausgezahlt: &bdquo;Das Portemonnaie wurde nicht innerhalb der gesetzlich vorgegebenen sechs Monate abgeholt. Das Geld wurde ihr ausgezahlt.“ Wertvolle Funde nicht lautstark kommunizieren Natürlich gebe es auch andere Beispiele, wie Aslanbay-Simsek zu berichten weiß: &bdquo;Eine Frau hatte in der Stadt einen 100-Euro-Schein gefunden und das auch offen kommuniziert. Direkt nach der Frau kamen zwei Jugendliche ins Fundbüro und behaupteten, sie hätten 100 Euro verloren.“ Zum Glück hatte die Finderin ganz genau beschrieben, wo sie das Geld aufgelesen hatte. Das deckte sich nicht mit den Schilderungen der Jugendlichen, deshalb habe sie ihnen das Geld natürlich nicht ausgehändigt. &bdquo;Mein Tipp: Wenn etwas Wertvolles gefunden wird, sollte das nach Möglichkeit nicht lautstark kommuniziert werden“, so Aslanbay-Simsek. Von Zeit zu Zeit ist es einfach, den Besitzer von Fundsachen zu ermitteln – zum Beispiel bei Ausweisen, Bankkarten oder persönlichen Dokumenten, auf denen der Name steht. Bei solchen Dingen sei aber häufig ein Diebstahl vorausgegangen, so Thomas Koschnik. &bdquo;Zum Beispiel bei Taschendiebstählen oder bei Handtaschenraub – da schmeißen die Täter die Portemonnaies oft später weg, wenn sie das Bargeld rausgenommen haben – in den Müll oder ins Gebüsch. Die Sachen finden auch häufig Mitarbeiter des Bauhofes, und dann landen sie bei uns.“ Zu Fundsachen, wo kein Name draufsteht, muss derjenige, der behauptet, der Besitzer zu sein, Fragen beantworten können oder anders den Beweis erbringen, dass das Fundstück wirklich ihm gehört. &bdquo;Für Fahrräder wäre ein Kaufbeleg gut, aber auch wenn jemand zum Beispiel sagen kann, dass sich in der Satteltasche eine rosa Tüte befindet, ist das hilfreich“, so Aslanbay-Simsek, Bei Handys sollte der vermeintliche Eigentümer möglichst ein passendes Ladekabel zur Abholung mitbringen. &bdquo;Schließlich sind die Akkus ja leer. Und wer dann noch den richtigen Pin-Code eingeben kann, ist ziemlich sicher auch der Besitzer.“ Restwerte von 3.000 bis 4.000 Euro Rund 200 Fundsachen pro Jahr werden im Bünder Fundbüro abgegeben. &bdquo;Ganz viele davon sind Schlüssel aller Art“, sagt Aslanbay-Simsek. &bdquo;Davon habe ich mittlerweile echt viele hier – bitte abholen!“ Die teuersten Fundsachen sind E-Bikes, die schon mal 3.000 bis 4.000 Euro Restwert haben können. Auch E-Scooter sind neuerdings einige dabei. &bdquo;Da müssen wir bei der Einlagerung aufpassen mit den Batterien – genau wie bei den Pedelecs“, so Koschnick. Neue Zeiten, neue Herausforderungen für ihn und seine Kollegin. Besonders freut die beiden, wenn Kinder Gefundenes zu ihnen ins Fundbüro bringen. &bdquo;Das ist den Kindern häufig ganz besonders wichtig, dass die Eigentümer ihre Sachen auch zurückbekommen. Viele Kinder sagen, sie hätten auch schon mal etwas verloren. Und der- oder diejenige, die das Stück verloren hätten, würden es bestimmt schon suchen.“ Vor einigen Jahren hat es übrigens einmal Versteigerungen von Fundfahrrädern und anderen Fundsachen in Bünde gegeben. &bdquo;Der Aufwand für diese Auktionen wurde aber irgendwann zu groß“, so Koschnick. Eine Wiederholung einer solchen Aktion ist aber dennoch nicht ausgeschlossen: &bdquo;Wir sammeln schon mal und schauen dann, was möglich ist.“

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