Berlin/Bünde (dpa/jan). Das Bünder Projekt „Zweitzeugen“ ist eines der diesjährigen Preisträger des Margot-Friedländer-Preises. Insgesamt sechsmal ist in Berlin der Preis in diesem Jahr vergeben worden. Er ehrt Menschen, die sich für Toleranz, Menschlichkeit und Demokratie und gegen Antisemitismus engagieren.
Benannt ist er nach der 103-jährigen Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer, vergeben wird er seit diesem Jahr von ihrer eigenen Stiftung. „Ich engagiere mich jeden Tag dafür, dass wir nicht vergessen dürfen, was geschehen ist“, erklärte Friedländer zur Preisverleihung. „Und ich danke allen, die sich meiner Mission mutig und engagiert anschließen. Seid Menschen.“
Der Verein „Zweitzeugen“ aus Bünde in Nordrhein-Westfalen versucht, die Erinnerung an den Holocaust lebendig zu halten. Die Geschichte von 38 Holocaust-Überlebenden, die interviewt wurden, hat der Verein dokumentiert, um diese an Kinder und Jugendliche weiterzugeben.
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Auch Sparkassenstiftung unterstützt das Projekt
Der Verein der Bünderin Katharina Müller-Spirawski ist in ganz NRW unterwegs. Jährlich werden 7.000 junge Leute erreicht, die die Lebensgeschichten von Überlebenden des NS-Massenmords weitertragen. Die Sparkassenstiftung hatte bereits im September 30.000 Euro für den Kreis Herford bereitgestellt, damit Schulen kostenlose Workshops buchen können.
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Die weiteren Preisträgerinnen und Preisträger:
Der Verein „Apropolis“ aus Burgwedel in Niedersachsen schult junge Leute in Workshops, Vorurteile und Fake News zu erkennen, gegen Diskriminierung einzutreten und richtig zu streiten, wie die Friedländer Stiftung mitteilte.
Das Zentrum „Barrierefrei erinnern“ der Thüringer Lebenshilfe bietet Informationen über die Zeit des Nationalsozialismus in einfacher und leichter Sprache an, auch für Menschen mit Behinderungen. Organisiert werden unter anderem Führungen in Erfurt und Weimar.
Der Hamburger Lehrer Hédi Bouden erhält die Auszeichnung für sein „außergewöhnliches Engagement in der Antisemitismusprävention“, wie die Stiftung weiter mitteilte. Er organisiert Begegnungsreisen, Theater- und Ausstellungsprojekte für Dialog und Toleranz.
Zwei Schulprojekte ausgezeichnet
Zwei Schulprojekte bekommen den Margot-Friedländer-Schulpreis, nämlich die „Interessensgemeinschaft Friedenstaube“ des Otto Nagel Gymnasiums in Berlin-Marzahn und die Schülerzeitung „josefine“ der Mädchenrealschule St. Josef in Hanau.
Der Margot-Friedländer-Preis ist mit insgesamt 25.000 Euro dotiert. Von 2014 bis 2023 wurde er von der Schwarzkopf-Stiftung vergeben, allerdings mit einem anderen Konzept. Jury-Vorsitzende ist die Frau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Elke Büdenbender.