Pleitewelle? So viele Insolvenzen meldeten Unternehmen im Bünder Land

Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen. Seit dem Beginn der Corona-Pandemie reißen die Hiobsbotschaften nicht ab. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht irgendetwas auf die Stimmung drückt. Die Spanne reicht von den großen geopolitischen Krisen bis hin zu einem weiteren Leerstand in der Bünder Eschstraße oder Umsatzeinbußen bei Häcker-Küchen aus Rödinghausen oder Hettich in Kirchlengern. Und auch der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostizierte für Deutschland jüngst mit 0,2 Prozent das niedrigste Wirtschaftswachstum unter den sieben führenden westlichen Industrienationen (G7). Damit gilt die einstige Wirtschaftslokomotive nach vielen Jahren mal wieder als &bdquo;der kranke Mann Europas“. Das bleibt zumindest vordergründig nicht ohne Folgen in Bezug auf die Anzahl der Firmenpleiten. Im Jahr 2023 gab es laut dem Statistischen Landesamt IT NRW knapp 21 Prozent mehr Insolvenzen von Unternehmen als im Jahr zuvor. Insgesamt beantragten 4.572 Firmen in Nordrhein-Westfalen (NRW) Insolvenz. Dieser Trend setzt sich auch in diesem Jahr fort: Wie die Landesstatistiker mitteilten, beantragten im Februar 456 Unternehmen in NRW Insolvenz. Im Vergleich zum Februar 2023 ist dies ein Anstieg von knapp 31 Prozent. Insolvenzzahlen im Kreis Herford steigen deutlicher als im Bünder Land Im Kreis Herford ist die negative Entwicklung ebenfalls zu beobachten: 2023 gab es 50 Prozent mehr Insolvenzen als noch zwei Jahre zuvor. In totalen Zahlen bedeutet das, dass im vergangenen Jahr 91 Insolvenzverfahren von Unternehmen beantragt wurden. Im Jahr 2022 waren es noch 79 und 2021 lediglich 60 Verfahren. Im Bünder Land zeigt sich hingegen ein uneinheitlicheres Bild, was aufgrund der niedrigen Fallzahlen allerdings nicht ungewöhnlich sein dürfte. So beantragten in Bünde laut Statistischem Landesamt 13 Firmen im Jahr 2023 Insolvenz, gegenüber acht im Jahr 2022 und zehn im Jahr 2021. Eine Steigerung von 30 Prozent im Zwei-Jahresvergleich. .responsive23-Kj01rKH7zPXSKk7h-ttc-linechart-unternehmensinsolvenzen-in { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-Kj01rKH7zPXSKk7h-ttc-linechart-unternehmensinsolvenzen-in { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-Kj01rKH7zPXSKk7h-ttc-linechart-unternehmensinsolvenzen-in { padding-top: 142.86%; } } In Kirchlengern gab es zwei Pleiten in 2023. Das waren weniger als 2022 und 2021, wo es jeweils zu vier Insolvenzen gekommen war. Rödinghausen verzeichnete 2023 ebenfalls zwei Insolvenzen. Auch dies ist ein Rückgang gegenüber vier Firmenpleiten in 2022, aber eine Steigerung zu einem einzigen Fall in 2021. Rechnet man alle drei Kommunen zusammen, ergibt sich insgesamt eine langsame Steigerung für das Bünder Land: 2021 gab es 15 Insolvenzen, 2022 waren es 16 und 2023 dann 17 Firmenpleiten. Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen ordnet Insolvenzzahlen ein Insgesamt bleibt das Bünder Land aber verhältnismäßig attraktiv für Arbeitgeber. Im aktuellen Ranking des Netzwerks &bdquo;Die Deutsche Wirtschaft“ landen Bünde, Kirchlengern und Rödinghausen jeweils im oberen Viertel unter rund 4.100 deutschen Kommunen. Lesen Sie dazu auch: Trotz Wirtschaftskrise: So attraktiv ist das Bünder Land für Arbeitgeber Trotz der wirtschaftlich schlechten Rahmendaten und der gestiegenen Anzahl von Insolvenzen kann von einer Pleitewelle in OWL dennoch keine Rede sein. Das jedenfalls sagte Arne Potthoff, Referatsleiter Industrie und Wirtschaftspolitik bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen, kürzlich gegenüber der NW. &bdquo;Wir stufen diese Entwicklung aktuell als Rückkehr auf das Vor-Corona-Niveau ein, nachdem die Insolvenzantragspflicht während der Pandemie eine Zeit lang ausgesetzt war“, lautet die Erklärung des Experten. Ostwestfälische Konjunktur steht weiterhin unter Druck Ein Blick auf die Zahlen stützt diese Einschätzung. So lag die Zahl der Insolvenzen in NRW laut Statistischem Landesamt in jedem Jahr zwischen 2015 und 2019 trotz Wirtschaftswachstumsraten von bis zu 2,7 Prozent über der Zahl von 4.572 in 2023 (2015: 7.347; 2016: 6.547; 2017: 5.892; 2018: 5.575; 2019: 5.351). Im Bünder Land sind die aktuellen Zahlen im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit ebenfalls nicht auffällig hoch. Im wirtschaftlich insgesamt ziemlich robusten Jahr 2015 beantragten laut den Landesstatistikern von IT.NRW beispielsweise 17 Unternehmen in Bünde Insolvenz. In Kirchlengern waren es zwölf und in Rödinghausen vier. Der gesamte Kreis Herford verzeichnete damals 87 Insolvenzen. Doch auch wenn der Vergleich zur Vor-Corona-Zeit einiges in Bezug auf die derzeit schlechte Wirtschaftsstimmung relativiert, besteht kein Grund zum Zurücklehnen. Die multiplen geopolitischen Krisen, relativ hohe Energiepreise, Fachkräftemangel und wirtschaftspolitische Unsicherheiten sorgen laut dem IHK-Experten Arne Potthoff dafür, dass &bdquo;die ostwestfälische Konjunktur weiterhin unter Druck steht“.

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