Auch im ländlichen Raum: „Zwei Kinder in jeder Klasse kennen sexuellen Missbrauch“

Bünde. &bdquo;Wir sind doch hier auf dem Land, hier gibt es so was doch nicht.“ Ein Satz, wie ihn Christina Schulze Föcking im Zusammenhang mit dem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen oft gehört hat. Doch das Gegenteil ist der Fall. Das machte die CDU-Politikerin im NRW-Landtag bei einer offenen Fraktionssitzung der Bünder CDU im Saal Hengist im Stadtgarten jetzt sehr deutlich. &bdquo;Das Kinderschutzgesetz in NRW ist die stärkste und modernste Rechtsgrundlage für den Kinderschutz“, so Martin Schuster, CDU-Fraktionsvorsitzender im Bünder Stadtrat. Schuster fragt: &bdquo;Was braucht es in Bünde, um den Kinder- und natürlich auch den Jugendschutz lebendig und effektiv gestalten zu können?“ Mit Christina Schulze Föcking hat die Bünder CDU eine Referentin eingeladen, die dieses Thema politisch lebt. Die Landtagsabgeordnete hat die Gäste des Abends an ihrer Arbeit im Dienste der Kinder und Jugendlichen teilhaben lassen. Für sie unbegreiflich: &bdquo;In jeder Schulklasse gibt es zwei Kinder, die Erfahrungen mit Missbrauch machen mussten.“ Und ebenso schwer zu verstehen: &bdquo;Ein betroffenes Kind muss sich durchschnittlich sieben bis acht mal an einen Erwachsenen wenden, bevor es gehört und ernst genommen wird. Es muss sich also sieben bis acht mal überwinden und dieses Martyrium sieben bis acht mal durchleben.“ Zusammenarbeit mit dem LKA Die CDU-Politikerin ging in ihrem Impulsvortrag auch auf die Taten von Lügde ein, und auf die aus dem Bergischen Land. Fälle von hundertfachem sexuellen Kindesmissbrauch, die bundesweit und international bekannt wurden. &bdquo;Aber Computer mit Bildern und Videos von Missbrauch stehen überall auf der Welt“, sagte die Politikerin, die bei einem Selbstversuch im Internet kaum glauben konnte, was ihr widerfuhr. Sie gab sich in einem Portal als Zwölfjährige aus, die einen Job als Babysitterin sucht. &bdquo;Das habe ich natürlich nicht von meinem Privatrechner oder dem Rechner im Landtag gemacht“, so Schulze Föcking. Sie arbeitete dazu mit dem Landeskriminalamt (LKA) zusammen. &bdquo;Es dauerte nicht lang, bis sich jemand auf die Anzeige meldete. Es gab aber nur Sexangebote. Ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könne, bestimmte Dinge zu tun“, so Schulze Föcking bei der offenen Fraktionssitzung. Es gab mehrere eindeutige Reaktionen auf die Anzeige der vermeintlich Zwölfjährigen. Und das LKA hat daraufhin Ermittlungen aufgenommen. Die CDU-Politikerin ist eine Verfechterin der Vorratsdatenspeicherung. Von LKA-Beamten sei ihr berichtet worden, dass zehn Wochen genügen würden, um Tätern auf die Schliche zu kommen. Kinderschutz, oder genauer gesagt, das Sensibilisieren dafür und das Erkennen von möglichen Missbrauchsopfern müsse zur Ausbildung in den Bereichen Kita, Schule aber für Übungsleiter und Trainer in Vereinen gehören, fordert Schulze Föcking. Eine weitere Forderung ist die Steigerung der Medienkompetenz für Kinder und Jugendliche. Das Handy habe auch für Zehnjährige sicherlich Vorteile. &bdquo;Aber plötzlich sind die Kinder weltweit unterwegs. Dabei brauchen sie aber Hilfe“, sagt die Politikerin, die speziell dazu Unterrichtsmodule in Schulen installieren will, die aber nicht von Lehrern, sondern von externen Experten gestaltet werden. Vereine sollen besser aufgestellt werden Dass sich vor allem auch Vereine mit dem Thema beschäftigen und mittlerweile das &bdquo;große polizeiliche Führungszeugnis“ mit einschlägigen Informationen über einen künftigen Übungsleiter oder Trainer verlangen, lobt Christina Schulze Föcking ausdrücklich. Allerdings sieht sie dabei auch die Hürden, denn ein Teil der überwiegend ehrenamtlich Arbeitenden würde die Forderung der Vereinsführung nach dem Dokument nicht selten als Misstrauen oder Generalverdacht werten, was die Suche nach ehrenamtlich engagierten Menschen nicht leichter macht. Ein wichtiger Fortschritt in NRW sei laut Schulze Föcking das &bdquo; Hinweistelefon für sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen“. Unter der 0800 0431 431 können Bürger der Polizei niedrigschwellig Beobachtungen melden, die auf sexuellen Missbrauch oder Kinderpornografie hindeuten könnten. Schulze Föcking : &bdquo;Man erstattet dort keine Anzeige, sondern schildert Beobachtungen oder Vermutungen. Mit dem Hinweistelefon schafft das nordrhein-westfälische Innenministerium eine zusätzliche zentrale Ansprechstelle ergänzend zu den Notrufnummern. &bdquo;Es gibt Situationen, die kein Notfall sind, die aber trotzdem ungemein beunruhigend sind. Wenn man vielleicht schon länger beobachtet, dass ein Kind sich irgendwie seltsam verhält, dass es ängstlicher geworden ist oder auf einmal ganz still“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul 2021 bei der Einführung dieses Hinweistelefons. Zu der offenen Fraktionssitzung waren auch die 43 Mitgliedsvereine im Stadtsportverband eingeladen. Die Resonanz war mit fünf Vereinen mäßig, was laut Marcel Ta, dem Stadtverbandsvorsitzenden, damit zusammenhängen kann, dass es für die Veranstaltung nur eine Vorlaufzeit von etwa einer Woche gab.

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