Bünderin ersteigert ehemalige Kult-Gaststätte in Kirchlengern

Bünde/Kirchlengern. Mit Wonne erinnern sich die Nachtschwärmer an das ehemalige Tanzlokal &bdquo;Klabautermann“ zurück. Mittlerweile ist das zweigeschossige Haus an der Rehmerloher Straße verfallen. Ein Gutachter mag es nicht betreten – zu gefährlich. Und dennoch fanden sich bei der Zwangsversteigerung im Bünder Amtsgericht mehr als 20 Interessenten ein. Für mehr als den doppelten Verkehrswert wird das Lokal mitsamt Wohnungen am Ende eine neue Besitzerin finden. Die ehemalige Gaststätte im Kirchlengerner Ortsteil Rehmerloh zeugt nur noch auf Bildern von ihrem damaligen Charme. Die Farbe ist abgeplatzt, die Wände marode, Müll hat sich um das Gebäude gesammelt. Das Haus mitsamt Grundstück – immerhin knapp 1.200 Quadratmeter – hat laut Gerichtsgutachter noch einen Verkehrswert von 20.000 Euro. Ein Schnäppchen – wären da nicht die zahlreichen Auflagen, die es für den neuen Besitzer geben wird: Das Gebäude aus den 1920er Jahren liegt im Landschaftsschutzgebiet. Laut Gutachten kann es daher nicht einfach abgerissen und wieder neu aufgebaut werden. &bdquo;Das Baurecht würde verwirkt und das Grundstück wäre als landwirtschaftliche Fläche einzustufen“, heißt es da. Eine Instandsetzung oder Modernisierung sei unter Umständen aber möglich. Lesen Sie weitere Wirtschaftsnachrichten aus Bünde Einige Nachbarn haben sich für den Kauf des Lokals eingefunden. Auch aus anderen umliegenden Orten sind Privatleute und Unternehmer gekommen, um für das Gebäude zu bieten. Diplom-Rechtspflegerin Sabine Strokorb leitet die Auktion im Bünder Amtsgericht. Zu Beginn der Versteigerung klärt sie über die Formalien auf: Liegen Schulden auf dem Gebäude? Welche Rechte und Pflichten liegen aufseiten der Gemeinde Kirchlengern, die die Zwangsversteigerung beantragt hat, und welche aufseiten der Bietenden? Unter anderem könnte die Gemeinde von der sogenannten Sieben-Zehntel-Grenze Gebrauch machen: Das Vollstreckungsgericht hat dann den Zuschlag für das abgegebene Meistgebot zu verweigern, wenn nicht mindestens 70 Prozent des Verkehrswertes erreicht werden. Bieter müssen Sicherheit hinterlegen Mit Start der Auktion bleibt es zunächst ruhig. Erst nach einigen Minuten geht der erste Interessent zum Tisch der Rechtspflegerin, gibt seine Daten an und hinterlegt die zehn Prozent des Verkaufswertes als Sicherheit mit einem Scheck. Der Hiddenhauser bietet im Namen seiner Firma zunächst 2.834,83 Euro. Das Mindestgebot. Ein zweiter Interessent geht zum Tisch. Er ist aus Rheinland-Pfalz angereist, um auf die ehemalige Gaststätte zu bieten. Soweit kommt es aber nicht. Denn er hat seine Sicherheitsleistung in bar dabei. &bdquo;Ich stelle es noch mal deutlich an dieser Stelle klar: Wir dürfen keine Sicherheit in Bargeld annehmen“, sagt Stokorb. Das war auch in den Informationen zur Versteigerung so angegeben. Ein Raunen geht durch die Zuschauer. Es wird getuschelt. Drei Interessenten verlassen kurz darauf den Raum. Es folgen weitere. Eine junge Frau aus Bünde tritt an den Tisch. Sie bietet 10.000 Euro. In diesem Fall wird die Sicherheitsleistung korrekt hinterlegt. 11.000 Euro bietet ein Mann aus Melle. Dann schaltet sich die Gemeinde Kirchlengern ein. Als Vertreter ist Oliver Weisheit gekommen. Er beantragt die Sieben-Zehntel-Grenze: In diesem Fall müssen mindestens 14.000. Euro geboten werden. Der Mann aus Melle erhöht. Die Zeit rinnt. Exakt eine halbe Stunde können Gebote abgegeben werden. Erst als die Rechtspflegerin das Verfahren schließen will, werden die Bieter wieder aktiv. Anfangs sind es noch die drei genannten Interessenten. Der Meller scheidet bei 17.000 Euro aus. Was mit der Gaststätte passiert, bleibt vorerst geheim Dann geht es Schlag auf Schlag: Die Bünderin und der Unternehmer aus Hiddenhausen überbieten sich: 20.000, 21.000, 23.000 Euro. Die Schritte bleiben in etwa in dieser Größenordnung. Sie gehen durch die 30.000er, nähern sich der 40.000-Euro-Marke. &bdquo;42.000“, sagt der Hiddenhauser. &bdquo;43.000“, kommt von der Bünderin. 44.000, 45.000, 48.000 Euro. Die Bünderin ist mit ihrer Mutter gekommen. Die beiden tuscheln. &bdquo;50.000 Euro“, sagt die junge Frau. Und der Hammer fällt. Um 9.51 Uhr ist die Auktion geschlossen. Die Kultkneipe geht an die Tochter eines bekannten Bünder Arztes. Die Hiddenhauser gratulieren, der Saal leert sich. Die Bünderin muss noch einige Formalitäten mit dem Gericht klären. Für die Presse hat sie nur einen Moment Zeit: Und bleibt vorerst zurückhaltend: Was sie mit dem Lokal vorhabe, will die Frau noch nicht verraten. &bdquo;Vielleicht später“, sagt sie.

Meistgelesen