Verstorbene Vierjährige aus Bünde: Erste Ergebnisse der Gerichtsmedizin liegen vor

Bünde/Münster. An Neujahr, um 21.49 Uhr, hört das Herz der vierjährigen Emily Janke im Klinikum Herford auf zu schlagen. Warum das junge Mädchen aus Bünde plötzlich verstorben ist, das wollen nicht nur ihre Eltern, sondern auch die eingeschalteten Ermittler der Staatsanwaltschaft Bielefeld wissen. Doch auch mehr als acht Monate nach dem Tod des Kleinkindes ist weiterhin vieles unklar. Selbst ein erster Obduktionsbericht der Rechtsmedizin in Münster bringt wenig Licht ins Dunkel. So heißt es in dem Protokoll der Rechtsmediziner, dass bei der gerichtlichen Leichenöffnung &bdquo;die Todesursache nicht abschließend geklärt werden“ konnte. Das bestätigt auch Claudia Bosse, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Bielefeld, auf NW-Nachfrage. Um die offenen Fragen zu beantworten, sollen daher weitere Untersuchungen bei der Rechtsmedizin in Münster stattfinden. Unter anderem sollen mikrobiologische, virologische und feingewebliche Untersuchungen durchgeführt werden. &bdquo;Diese wurden bereits durch die Staatsanwaltschaft in Auftrag gebeben. Auf die Ergebnisse warten wir aber noch“, sagt Bosse. Die Proben für die jetzt stattfindenden Untersuchungen wurden bereits im Januar entnommen. Privates Gutachten erhebt Vorwürfe gegen Klinikum Zudem wird vonseiten der Staatsanwaltschaft Bielefeld bereits ein Sachverständiger gesucht, bei dem ein Gutachten in Auftrag gegeben werden soll. Da die Ermittler aufgrund der hohen Auftragslage der Sachverständigen bereits im Vorfeld mit langen Wartezeiten gerechnet haben, sei die Beauftragung bereits im Januar erfolgt – also direkt nach Beginn der Ermittlungen. Für Lara und Eugen Janke, die Eltern der kleinen Emily, ist das ein Rückschlag, wie sie gegenüber der NW erzählen. &bdquo;Für uns ist nicht nachvollziehbar, warum man erst jetzt diese mikrobiologische Untersuchung in Auftrag gibt. Warum hat man das nicht direkt untersucht?“, fragt Lara Janke. Sie mache sich zudem Sorgen, ob die vor Monaten entnommenen Proben noch aussagekräftig sind. Das Tempo der Ermittlungen sieht sie ebenfalls kritisch. Sie wünscht sich, dass schneller ermittelt werde. &bdquo;Es geht nicht um einen Sachschaden, sondern um ein Kinderleben und eine Familie, die leidet, trauert und endlich Klarheit möchte“, sagt Lara Janke. Der Gutachter der Staatsanwaltschaft soll sich unter anderem auch kritisch mit dem Privatgutachten auseinandersetzen, das eine Rechtsanwaltskanzlei aus Hamburg, die sich auf Medizinrecht spezialisiert hat, im Namen der Familie Janke erstellt hat. Dieses kommt zu dem Ergebnis, dass im Klinikum Herford sowie in der Praxis eines Kinderarztes aus dem Kreis Herford &bdquo;erhebliche Behandlungsfehler begangen wurden“. Das Warten kostet die Familie viel Kraft Diese Analyse ist in Zusammenarbeit mit einer Fachärztin für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Notfallmedizin erstellt worden. Auf 31 Seiten ist unter anderem von &bdquo;gravierenden Standardunterschreitungen“ die Rede. Im Klinikum in Herford sollen laut des Gutachtens &bdquo;die mit Abstand gravierendsten Standardunterschreitungen“ vorgefallen sein. Konkret heißt es: &bdquo;Das gesamte pflegerische und ärztliche Zusammenspiel, die Organisation und die ergriffenen Behandlungsschritte sind – mit Verlaub – Ausdruck eines Kollektivversagens“. Mehrere Fehler würden sich aneinanderreihen. Für die Gutachter steht fest, dass bei beiden Behandlungen im Klinikum Herford (27. Dezember 2022, 1. Januar 2023) sowie bei einem Kinderarzt aus dem Kreis Herford (30. Dezember 2022) &bdquo;Behandlungsfehler begangen“ worden sind. Die Behandlung am 1. Januar 2023 steche dabei &bdquo;aufgrund der Fehlermenge und der Schwere der Fehler hervor“, heißt es in dem Schreiben, das allein für diesen Tag neun einzelne Behandlungsfehler zusammenfasst. Stutzig macht die Gutachter zudem ein Eintrag einer Oberärztin, der erst nach dem Tod des Mädchens Eingang in die Unterlagen gefunden haben soll. Schwere Vorwürfe, mit denen sich der Gutachter der Staatsanwaltschaft Bielefeld künftig beschäftigen muss. Für Lara und Eugen Janke geht das Warten nun weiter. Das Paar möchte endlich wissen, warum ihre Tochter sterben musste? Die Dauer der Ermittlungen kostet die Familie Kraft. &bdquo;Allein, wenn man die Unterlagen in der Hand hält, dann ist man vom Gefühl wieder an dem Tag, als Emily gestorben ist. Man bekommt wieder einen Schlag“, sagt Lara Janke. Austausch mit anderen Eltern Gemeinsam mit ihrem Mann will sie weiter zivilrechtlich und strafrechtlich gegen die verantwortlichen Ärzte vorgehen. Die Eltern wollen wissen, warum die Ärzte während der Behandlung ihrer Tochter so gehandelt haben, wie sie gehandelt haben. &bdquo;Das ist das, was ich möchte. Und solange ich die Kraft habe, werde ich für Emily weiterkämpfen“, sagt die Mutter. Auf Facebook hat sie vor einigen Monaten eine eigene Seite ins Leben gerufen. Unter dem Namen &bdquo;Emilys Erinnerungsseite“ tauscht sie sich mit Eltern aus oder weist auf ähnliche Fälle hin. Mehr als 400 Nutzer folgen ihr dort bereits. Die bisher erschienen Artikel zum Fall finden Sie in unserer Artikel-Übersicht.

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