Gar nicht so einfach: Bünder stößt auf unerwartete Tücken bei Minisolaranlage

Bünde. Sie wird steckerfertig geliefert, soll einfach zu bedienen und vom Preis her nicht zu schlagen sein – die Minisolaranlage für jedermann. So zumindest werden die kleinen Balkonkraftwerke bei den Herstellern, im Internet und sogar in herkömmlichen Baumärkten beworben. Dass es aber gar nicht so einfach ist, sich eine Minisolaranlage zu installieren und dass auch Probleme nach der Installation auftreten können, musste kürzlich ein Rentner aus Bünde feststellen. Winfried Keller ist 70 Jahre alt, im Ruhestand und war schon lange auf der Suche nach einer Minisolaranlage für seine Erdgeschosswohnung nahe der Bünder Innenstadt. Am liebsten hätte er sie von einem örtlichen Anbieter gekauft, sagt er. Aber die Auswahl war nicht groß und das, was er in Bünde und Umgebung gefunden hat, war nicht das, was er wollte. Also kaufte er sich eine Anlage, die er sich aus dem Internet herausgesucht hatte. &bdquo;Sie wurde pünktlich am 1. April von einer Spedition geliefert und ist etwa 20 Kilo schwer“, erinnert er sich. Die ganzen Formulare dazu hatte er auch ausgefüllt, einen weiteren Fragebogen mit zweidutzend Fragen beantwortet und sich bei der Bundesnetzagentur registriert. Soweit, so gut. &bdquo;Für jemanden, der der deutschen Sprache nicht so mächtig ist, könnte das schon eine Herausforderung sein“, weiß der ehemalige Geschäftsführer der Herforder SPD-Geschäftsstelle, der sich heute noch ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagiert. Knapp 30 Prozent des Strombedarfs Auch der Aufbau nach dem Auspacken verlief reibungslos. Für den Fall der Fälle hatte Keller sich aber seinen Schwiegersohn zur Hilfe dazugeholt. Die zwei Solarpaneele kamen auf das Gestell, das dabei war und der Stecker in die Außensteckdose. Die etwa zwei Meter breite und 1,5 Meter hohe Minisolaranlage hatte ab da an ihren Platz auf der Terrasse des Rentners. Da es sich nicht anders regeln ließ, ist sie in Richtung Norden ausgerichtet. &bdquo;Optimal wäre weiter südlich“, weiß Keller. Damit fehlen ihm 20 Prozent der ersparten Energie. Denn wenn die Richtung optimal sei, könnte er mit der Anlage knapp 30 Prozent seines Strombedarfs abdecken. So steht es zumindest in der Beschreibung des Herstellers. Rein wirtschaftlich rechnet sich die Mini-PV-Anlage nicht Dadurch, dass Kellers Minisolaranlage jetzt aber in der Regel nur von etwa 13 bis 18 Uhr Sonnenstrahlen einfangen kann, rechnet der 70-Jährige mit einem ungefähren Stromersparniss von etwa 10 Prozent. &bdquo;Das wären 40 Euro im Jahr“, hat Keller errechnet. Bei der Investition, die er bisher für die Anlage geleistet habe, bräuchte er 14 Jahre, um sie zu amortisieren. Eine Förderung von der Stadt Bünde habe er nicht mehr bekommen. Der Topf war zu dem Zeitpunkt bereits ausgeschöpft, so Keller. Rein wirtschaftlich rechne sich die Mini-Photovoltaikanlage also nicht, so sein Fazit. Doch ob seine Rechnung auch so aufgeht, erfahre er erst am 1. April 2024. Dann nämlich, wenn er die Stromrechnung bekommt und sie mit der vor der Mini-PV-Anlage vergleichen kann – in der App, die laut Hersteller anzeigen soll, wie viel er gerade an Strom nutzt, kann er nichts erkennen. Sie funktioniert nicht. Es hätten sich schon der Schwiegersohn und mehrere Bekannte daran versucht, auch den chinesischen Hersteller habe er schon kontaktiert – vergeblich. &bdquo;Das W-Lan verbindet sich nicht mit der Anlage“, schildert Keller das Problem. Ob es jetzt an seinem alten Handy liegt oder an etwas anderem, eine Fehlersuche über einen Elektriker würde noch einmal mindestens 80 Euro kosten, schätzt er. Da schaue er lieber ab und an zu der Kontrollleuchte an der Anlage, ob sie an ist, und warte die Kostenabrechnung im nächsten Jahr ab. Will seinen Klima-Fußabdruck minimieren &bdquo;Aber um die Wirtschaftlichkeit allein geht es nicht“, sagt der Rentner. Er selbst habe sich zum Ziel gesetzt, seinen eigenen Klima-Fußabdruck in der Zeit, die ihm noch bleibt, so gut zu minimieren, wie es geht. Früher sei er häufig in den Urlaub geflogen, das mache er jetzt nicht mehr. Sein Auto habe er vor zwei Jahren verkauft, sagt Keller und seine großen alten Elektrogeräte habe er gegen neue, stromsparendere ausgetauscht. &bdquo;Ich habe gut gelebt, hatte viel Glück in meinem Leben. Mein Enkel aber wird mit vielem kämpfen müssen“, befürchtet der 70-Jährige. Weil er sich für die Enkel-Generation verantwortlich fühle, möchte er bewusst handeln – auch wenn er weiß, dass er und sein Handeln alleine die Welt nicht retten können.

Meistgelesen