Tod einer Vierjährigen aus Bünde im Klinikum Herford ist immer noch ein Rätsel

Bünde. Eine kleine Allee auf dem Friedhof in Hunnebrock spendet den Besuchern etwas Schatten. Nur unweit der Kapelle befindet sich ein Grab, das mit vielen Blumen, Briefen und auch einem kleinen Pferd dekoriert ist. Lara und Eugen Janke kommen seit Anfang Januar fast jeden Tag hierher, um den Ort zu besuchen, wo ihre Tochter beerdigt worden ist. Die vierjährige Emily ist an Neujahr im Klinikum Herford verstorben. Noch immer ist es ein Rätsel, warum das Mädchen sterben musste. Eugen Janke nimmt eine Gießkanne in die Hand und holt etwas Wasser. &bdquo;Der Boden ist trocken“, sagt er. Seine Frau steht währenddessen an der Grabstelle und rückt eine der vielen Blumen zurecht, die dort abgelegt worden sind. Jeden Tag zum Friedhof zu fahren, schmerzt die Eltern. Beide fühlen aber auch, dass sie ihrer Tochter hier nahe sein können wie an keinem anderen Ort. &bdquo;Man hat das Gefühl, dass man bei ihr ist. Das Grab schön zu halten oder die Kerzen anzuzünden, das ist das einzige, was wir jetzt noch für Emily machen können“, sagt Lara Janke. An Neujahr um 21.49 Uhr hört das Herz ihrer Tochter im Klinikum Herford endgültig auf zu schlagen. In den Tagen zuvor wird die erkrankte Emily von der Besatzung eines Rettungswagens, von Ärzten im Klinikum und von einem Kinderarzt im Kreis Herford untersucht. Der nach dem Tod von Emily ans Licht gekommene Befund – eine Infektion mit Streptokokken – bleibt während der Behandlungen unentdeckt. Doch wie konnte es dazu kommen? Staatsanwaltschaft gibt eigenes Gutachten in Auftrag Diese Frage stellen sich auch Lara und Eugen Janke immer wieder. Sie haben eine Anwaltskanzlei eingeschaltet, die sich auf Medizinrecht spezialisiert hat. Die Experten der Kanzlei Brocks aus Hamburg haben gemeinsam mit einer Fachärztin für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Notfallmedizin ein Privatgutachten erstellt und kommen darin zu dem Ergebnis, dass im Klinikum Herford sowie in der Praxis eines Kinderarztes &bdquo;erhebliche Behandlungsfehler begangen wurden“. Auf 31 Seiten ist unter anderem von einem &bdquo;Kollektivversagen“ sowie &bdquo;gravierenden Standardunterschreitungen“ die Rede. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld, die in dem Fall ermittelt, ist an das Gutachten aus Hamburg nicht gebunden. Die Ermittler haben bereits ihr eigenes Gutachten in Auftrag gegeben. Widersprechen sich beide Gutachten, muss die Justiz die Widersprüche nachvollziehbar aufklären. Das dürfte aber noch einige Zeit dauern, denn in Bielefeld wartet man immer noch auf die Obduktionsergebnisse der Rechtsmedizin in Münster. Dort soll es zu Verzögerungen gekommen sein, weil ein zuständiger Pathologe für etwa zwei Monate nicht im Haus gewesen sein soll. Von der Staatsanwaltschaft Bielefeld heißt es daher auf Nachfrage, dass kein zeitnaher Abschluss der Ermittlungen zu erwarten sei. Hintergrund ist, dass selbst nach Erhalt der Ergebnisse der Rechtsmedizin noch weitere medizinische Sachverständige beauftragt werden müssen. Eltern wollen gegen Ärzte vorgehen Dass die Ermittlungen sich mittlerweile über sechs Monate hinziehen und noch Monate oder sogar Jahre andauern könnten, das können Eugen und Lara Janke nicht nachvollziehen. &bdquo;Ich frage mich, was die Verantwortlichen bisher überhaupt gemacht haben“, sagt die Mutter. Gemeinsam mit ihrem Mann versuche sie seit Januar, den Tod ihrer Tochter irgendwie zu verarbeiten. Das lange Warten kostet die Familie aber Kraft. &bdquo;Allein wenn man die Unterlagen in der Hand hält, dann ist man vom Gefühl wieder an dem Tag, als Emily gestorben ist. Man bekommt wieder einen Schlag“, sagt Lara Janke. Beide wollen weiter zivilrechtlich und strafrechtlich gegen die verantwortlichen Ärzte vorgehen. Die Eltern wollen wissen, warum die Ärzte während der Behandlung ihrer Tochter so gehandelt haben, wie sie gehandelt haben. &bdquo;Das ist das, was ich möchte. Und solange ich die Kraft habe, werde ich für Emily weiterkämpfen“, sagt Lara Janke und zupft eine Blume auf dem Grab ihrer Tochter zurecht. Alle Artikel zum Thema finden Sie hier.

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