Bis zu 274 Prozent: Sterben in Bünde wird drastisch verteuert

Bünde. Auch der Tod ist nicht umsonst: Wer einen Menschen beerdigt, auf den kommen in der Regel Kosten im vierstelligen Bereich zu. Zu zahlen sind zum Beispiel die Gebühren für die Friedhofsnutzung, die Beisetzung und je nach Bedarf auch für die Pflege der Grabstätte. In Bünde steigen die Kosten für die Friedhofsgebühren und für Bestattungen auf den städtischen Grabstätten ab dem 1. Juli deutlich an. Betragen die Gebühren für eine Aschefeldbestreuung bisher 392,40 Euro, kostet die Nutzung des Aschefeldes künftig 1.466 Euro. Das entspricht einer Erhöhung von 274 Prozent. "Das Sterben in Bünde soll teurer werden", kommentiert der Grünen-Politiker Eyüp Odabasi die Pläne der Verwaltung. Der Preisanstieg bei den Gebühren für die Aschefeldbestreuung ist nur ein Beispiel für die Anhebung der Gebührensätze. So kostet die Wahlgrabstätte (Sarg) künftig 1.727 Euro und nicht mehr 1.251 Euro. Die Gebühr für die Urnenbestattung steigt von 658,60 auf 1.013 Euro an. Auch Kindergräber werden teurer Und auch die Bestattung von Kindern unter fünf Jahren wird teurer - von 399,40 Euro auf 728 Euro. "Ich sehe Steigerungen von 20 bis 25 Prozent. Bei den Kindergräbern sind es sogar 100 Prozent. Das Aschestreufeld wird um mehr als das dreifache teurer", sagt Odabasi. Warum werden die Gebühren für die Friedhofsnutzung eigentlich angehoben? Hintergrund der Neukalkulation der Gebührensätze sind laut Verwaltung die "Anpassung der Ruhezeiten" und die "Etablierung neuer Grabarten". So soll es zukünftig neben den klassischen Beisetzungsarten wie dem Reihengrab oder dem Wahlgrab für Sarg und Urne auch pflegefreie Gräber geben, die unterschiedlich gestaltet sind. "Gleichzeitig wird zukünftig eine baumnahe Urnenbeisetzung im Bestattungshain angeboten", heißt es aus dem Rathaus. Zudem sei das Aschestreufeld neu eingefasst worden. Diese Maßnahmen würden sich auf die Sätze auswirken, die seit Anfang 2012 nicht mehr geändert worden sind. Daher sei eine "Anpassung der Gebühren an die aktuelle Preisentwicklung erforderlich", heißt es weiter aus dem Rathaus. Nur so sei eine künftige "Finanzierung der Friedhöfe" zu gewährleisten. Dabei sind die Kommunen verpflichtet, bei der Kalkulation "kostendeckende Gebühren zu erheben". Eine Finanzierung durch Steuergelder sei nur "nachrangig" möglich. Günstige Bestattungsformen überdurchschnittlich betroffen Martin Schuster (CDU) kritisiert besonders die Erhöhungen der Gebühren bei Bestattungen für Kinder bis fünf Jahre. "Gerade bei Kindern sind öfters junge Eltern betroffen, die nicht in der Lage sind diese hohen Kosten zu tragen", sagt er. Thorsten Beuß (Linke) merkt an, dass gerade die Gebühren für die günstigen Bestattungsformen überdurchschnittlich gestiegen seien. "Da sehen wir den sozialen Aspekt nicht berücksichtigt." Gemeinsam mit Schuster schlägt Beuß einen Workshop zum Thema Friedhöfe vor. Hintergrund ist, dass die Politiker sich nicht ausreichend informiert fühlen. So habe die Verwaltung keine Angabe zu der Zahl der Bestattungen gemacht, und wie oft welche Bestattungsform gewählt werde. "Das sind Aspekte die man wissen muss, wenn man über diese Gebühren spricht. Schließlich gibt es bei Gebühren einen Gestaltungsspielraum und über den möchte ich sprechen", sagt Schuster. Sabine Fipp vom Amt für Planung, Umwelt und Grünflächen erklärt, dass die Dringlichkeit eines Beschlusses hoch sei, weil seit mehr als zehn Jahren nichts mehr an der Gebührenordnung geändert worden sei. "Eigentlich müsste das alle drei Jahre gemacht werden", sagt sie. Trotz der Kritik aus den Reihen der Politik stimmt der Planungsausschuss - bei einer Gegenstimme - der Gebührenerhöhung zu. Allerdings soll zeitnah ein Workshop stattfinden, bei der die Gebührenordnung noch einmal analysiert und diskutiert werden soll.

Meistgelesen