Eltern-Frust nach Trennung der Geschlechter im Schulsport an Bünder Grundschule

Bünde. Jubelnd recken die Viertklässler der Grundschule Spradow im Frühjahr 2022 die Fäuste in die Höhe. Soeben haben sie das Fußball-Turnier der Grundschulen im Kreis Herford gewonnen. Damit die Titelverteidigung im März dieses Jahres gelingt, sollen die Jungen der vierten Klassen während des Schulsports für das Turnier trainiert werden. Die Mädchen werden, so ist jedenfalls der Plan, in dieser Zeit anderweitig betreut. Diese Entscheidung stößt bei einigen Eltern auf Kritik. In den vergangenen Tagen ging eine E-Mail der Schule bei den Eltern von Schülern einer vierten Klasse ein. Darin heißt es: &bdquo;Ab dem 23. Januar werden alle Jungen der Klasse 4b in der 4. und 5. Stunde in der Halle trainieren, um die Jungen-Fußball-AG zu unterstützen. Sie brauchen daher immer montags ihre Sportkleidung. Die Mädchen werden in diesen Stunden laut Stundenplan betreut. Die Bewegungsstunde in der Sporthalle entfällt, wird jedoch durch eine alternative Bewegungsmöglichkeit ersetzt (Sportkleidung ist nicht notwendig).“ Ab dem 6. März werde wieder Unterricht nach Plan stattfinden, heißt es weiter. Ein Elternteil ist mit dieser Lösung nicht einverstanden und hat sich daraufhin an die NW gewandt. &bdquo;Ich muss zugeben, dass mich diese E-Mail schon etwas schockiert hat“, sagt der Vater. Ihm sei klar, dass im Fußball in den meisten Altersklassen nach dem Geschlecht getrennt gespielt werde. Er finde es aber bedenklich, dass man in der Schule Jungen und Mädchen explizit aufteile. &bdquo;Man hat auch gar nicht gefragt, welche Jungs eigentlich an dem Fußball-Turnier mitmachen wollen“, sagt der Vater. Er schlägt vor, dass man diesen Unterricht ja auch normal durchführen könne. &bdquo;Auch die Mädchen können dann mitmachen“, sagt er. Mädchen fühlen sich benachteiligt Seine Tochter habe ihm gesagt, dass sie die aktuelle Lösung &bdquo;fies“ finde. &bdquo;Sie fragte mich, warum die Jungen Sport machen dürfen, sie und die anderen Mädchen aber normalen Unterricht haben und lernen müssen“, sagt der Vater. Gerade mit Blick auf die Corona-Pandemie, in der lange Zeit der Sport in den Schulen ausgefallen ist, blicke er der gewählten Lösung skeptisch entgegen. &bdquo;Da jetzt ein Angebot zu schaffen, wo nur die Jungs zwei Stunden Sport machen dürfen, das sehe ich schon kritisch“, sagt er. Auf Nachfrage bei der Grundschule Spradow teilt Schulleiterin Monika Maasjost mit, dass die Grundschule bereits seit einigen Jahren an den Fußball-Kreismeisterschaften der Schulen teilnehme, und das sehr erfolgreich. &bdquo;Im Vorjahr haben wir sogar gewonnen“, sagt sie. Fußball sei gerade bei vielen Schülern sehr beliebt. &bdquo;Die Jungs bolzen in beiden Pausen auf dem Schulhof, die Mädchen machen das nicht so“, sagt die Direktorin. Und auch im Sportunterricht spreche Fußball die Mädchen oft nicht an. Für die Mädchen gebe es allerlei andere Wettbewerbe zum Mitmachen: ein schulinterner Vorlesewettbewerb oder auch ein Malwettbewerb. &bdquo;Daran haben die Mädchen mehr Spaß. Besonders Malwettbewerbe sind eher ein Mädchen-Ding“, sagt Maasjost. Insgesamt gebe es viele Bereiche, in denen Mädchen und Jungen ihre Stärken ausleben können. Und so sei ein Fußball-Turnier eher etwas, &bdquo;wo die Jungs ein größeres Interesse haben. Auch weil viele von ihnen in Fußballvereinen spielen“, ergänzt die Direktorin. Spieler müssen sich vorbereiten Sie freue sich eher, dass eine Kollegin sich bereiterklärt habe, die Schüler zum Turnier nach Herford zu begleiten. Das sei nicht selbstverständlich. &bdquo;Die Kollegin muss die Fahrt organisieren und das Training leiten. Das ist alles ein erheblicher Zeitaufwand“, sagt sie. Um wieder konkurrenzfähig zu sein, möchten die Viertklässler bis zum ersten Spiel gut vorbereitet sein. &bdquo;Die Kollegin nimmt daher die Jungs mit in die Sporthalle und trainiert speziell, damit sich eine funktionierende Mannschaft findet“, sagt sie. Die Mädchen werden in dieser Zeit, die nur fünf Wochen andauert, laut Stundenplan betreut. &bdquo;Wir haben eine große Wiese und einen Schulhof. Die Sportlehrerin hat sich etwas Besonderes für die Mädchen ausgedacht“, sagt Maasjost. Dass es zu dieser Teilung kommt, hat nicht nur sportliche Gründe, auch die Infrastruktur spielt eine Rolle. Ein großes Problem in Spradow sei, dass die Sporthalle der Schule einen Fußmarsch von etwa zehn Minuten entfernt liegt. Sport bietet sich für die Kinder daher nur in einer Doppelstunde an, weil allein der Weg sowie das Umziehen für eine Sportstunde allein zu viel Zeit kostet. &bdquo;Wenn die Kinder sich umgezogen haben, können wir schon fast wieder zur Schule marschieren“, sagt Maasjost. Die dritte Sportstunde, die für die Kinder in der Woche vorgesehen ist, wird daher meist nicht in der Sporthalle durchgeführt. Die Grundschülerinnen im Kreis Herford spielen Jahr für Jahr übrigens ein eigenes Fußball-Turnier um die Kreismeisterschaft aus. Im vergangenen Jahr war unter anderem die Grundschule Dünne in der Endrunde dabei.

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