Wie ein Bünder Arzt auf einer Liste der Corona-Leugner gelandet ist

Bünde. &bdquo;Ich war naiv. Ich war mir der Tragweite dieser Unterschrift nicht bewusst“, sagt der Arzt. Der Bünder Mediziner steht auf einer Liste von rund 300 Ärzten, deren Namen aktuell auf Telegram und im Internet herumgereicht werden: Als Ärzte, die angeblich der Corona-Leugner-Szene sehr wohlgesonnen sind. &bdquo;Die Ärzte sehen Corona-Maßnahmen etc. kritisch“, wird die Liste in einer Bünder Telegram-Gruppe der Szene beschrieben. Dort heißt es auch, die Ärzte würden zum Beispiel Atteste zur Maskenbefreiung ausstellen. Wie kommt der Mediziner, mit dem die NW gesprochen hat, auf die Liste? Angefangen hat es mit einer Unterschrift. Ende des Jahres 2020 werden nämlich von einer Gruppe Unterschriften für einen offenen Brief gegen die Corona-Maßnahmen bei medizinischem Personal gesammelt. Der fertige Brief liest sich wie eine Ansammlung der beliebtesten Behauptungen der Corona-Leugner-Szene. Es ist die Rede von Medien, die &bdquo;quasi gleichgeschaltet auf allen Kanälen und in allen Zeitungen die politisch verordnete Panik und Angstmache zelebrieren“. &bdquo;Erste“ und &bdquo;zweite Welle“ werden in Anführungsstriche gesetzt, als habe es sie nicht gegeben.Zudem wird sich auf diverse Figuren aus der Coronaleugner- und Querdenker-Szene berufen, die als &bdquo;mutige Einzelkämpfer“ hochstilisiert werden, statt als Verbreiter von Falsch-Informationen. "Ich habe noch nie irgendwelche Atteste ausgestellt" &bdquo;In der aktuellen Situation würde ich das nicht noch mal unterschreiben, doch damals erschien es wie das Richtige“, sagt der Arzt, der anonym bleiben möchte. Mit der Neuen Westfälischen hat er über seine Geschichte gesprochen, hat versucht zu erklären, warum er damals so gehandelt hat und was sich in der Zwischenzeit geändert hat. Er habe Maßnahmen wie Lockdowns nicht als zielführend betrachtet und sehe auch heute noch einige der verhängten Maßnahmen kritisch, die eine weitere Ausbreitung der Corona-Pandemie verhindern sollen. Aber es ist ihm wichtig, klarzustellen: &bdquo;Ich habe nie irgendwelche Atteste ausgestellt. Das ist Quatsch“, sagt der Arzt. &bdquo;Das würde ich nie machen. Dafür bin ich auch zu gerne Arzt.“ Anfragen in diese Richtung von coronaleugnerischen Patienten habe er auch noch nicht bekommen.Tatsächlich warnen mittlerweile selbst die Initiatoren der Unterschriftenliste davor, wie die Namen der Mediziner missbraucht werden. Aktuell würde die Liste der Unterzeichner als Impfgegner-Ärzteliste im Internet kursieren. Das sei nicht legitimiert und die Ärzte hätten dazu kein Einverständnis gegeben. Es scheinen also andere Coronaleugner einfach die Namen aus der Unterschriftenliste kopiert und dann weiterverwendet zu haben."Ich bereue es" Bei Telegram hat die zweckentfremdete Ärzte-Liste allein in dem von der NW gefundenen Beitrag mittlerweile fast 2.000 Aufrufe. Im Internet wird die Liste unter anderem auf dem Blog von Boris Reitschuster beworben, einer zentralen und reichweitenstarken Figur aus der Coronaleugner-Szene. Die Liste macht also die Runde. Reitschuster verlinkt eine Kopie der ursprünglichen Liste für &bdquo;impfskeptische und den Corona-Maßnahmen der Bundesregierung kritisch gegenüberstehende Menschen“. Sie könnten dort einen &bdquo;kritischen Hausarzt“ finden. &bdquo;Ich bereue es“, sagt der Arzt aus Bünde mittlerweile. Er habe sich mit geschätzten Kollegen solidarisch stellen wollen, die auch unterschrieben haben. Er selbst habe weder ein Facebook-Profil, noch sei er sonst irgendwie in sozialen Medien unterwegs. So kriege er nicht mit, was mittlerweile aus der einen Unterschrift geworden sei. &bdquo;Die steht nun im Internet. Da geht sie nicht mehr weg.“

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