Bünde Traditionsbetrieb Lindemann schließt bald endgültig: Das sind die Gründe

Bünde. Die Tage eines Bünder Traditionsbetriebs sind gezählt. Die Westfälischen Lebensmittelwerke Lindemann sollen in absehbarer Zeit geschlossen werden. Das teilte die Leitung des US-amerikanischen Bunge-Konzerns auf Nachfrage der Neuen Westfälischen mit. 2017 wurde Lindemann an die niederländische Tochter des Konzerns, Bunge LodersCroklaan, verkauft. Das Unternehmen beabsichtigt nun, die Geschäfte und Produktionsanlagen von Lindemann in Bünde sukzessive an den Standort der Walter Rau Lebensmittelwerke in Hilter zu verlagern, wie es von der Konzernleitung heißt. In Bünde beschäftigt Lindemann nach NW-Informationen etwa 200 Mitarbeiter (Stand 2017). Gewerkschaft NGG will sich mit Betriebsrat verständigen Von der Bünder Geschäftsführung war noch kein Statement zu bekommen. Man verweist Anfragen lediglich an die Konzernleitung oder die Pressestelle von Bunge Loders Croklaan in Zaandam/Niederlande. In dieser Woche soll es aber eine Betriebsversammlung gegeben haben, in der die Belegschaft über die Entwicklung informiert wurde. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten kann zurzeit ebenfalls noch keine Aussagen zum weiteren Vorgehen und der Zukunft der Mitarbeiter des Bünder Unternehmens geben. Man will sich zunächst mit dem Betriebsrat verständigen, bevor man an die Presse tritt. In der Pressestelle des Bunge-Konzerns, der weltweit 35.000 Mitarbeiter in mehr als 40 Ländern und mehr als 400 Niederlassungen beschäftigt, spricht man von einem "Transferprozess". "Die Details und der Zeitablauf der Zusammenlegung, einschließlich dessen, was dies für die Mitarbeiter von Lindemann und Walter Rau Hilter bedeutet, werden derzeit abgestimmt. Der Transferprozess wird in enger Absprache mit dem Betriebsrat durchgeführt", teilt eine Sprecherin gegenüber der Neuen Westfälischen mit. Inwieweit der Betriebsrat in die Planungen einbezogen wurde, lässt sich noch nicht sagen. Bis dato war noch niemand zu erreichen. Prozess dauert voraussichtlich zwei Jahre Ohne in Bezug auf den zeitlichen Ablauf konkret zu werden, nennt die Sprecherin für den Prozess eine Dauer von "voraussichtlich zwei Jahren". Und weiter: "Nach Abschluss des Transfers wird das Werk in Bünde geschlossen werden." Als Grund für diesen Schritt nennt der Konzern ausschließlich wirtschaftliche Ziele: "Durch die Zusammenlegung beider Margarinewerke erzielen wir eine Reihe von Effizienzsteigerungen bei Arbeits-, Produktions- und Fixkosten, die uns helfen, unsere Kunden effektiver zu bedienen." Lindemann ist Hersteller von Nahrungsfetten und -ölen und beliefert vor allem Kunden im Bäckereibereich und Food-Service. Das Unternehmen wurde 1902 von Wilhelm Lindemann unter dem Namen "Westfälische Süßrahm-Margarine- und Pflanzenbutter-Fabrik" in Bünde gegründet und stellte anfangs Margarine und Nahrungsfette für den Hausgebrauch her. Seit 2002 heißt das Unternehmen "Westfälische Lebensmittelwerke Lindemann". Noch vor einem Jahr als Ausbildungsbetrieb geworben Nach dem Verkauf 2017 an die Bunge-Gruppe hieß es von der Bünder Geschäftsleitung noch, dass alle Arbeitsplätze in Bünde erhalten bleiben sollen, "weil das Bünder Unternehmen so gut dasteht". Erst wenige Jahre zuvor wurde bei Lindemann kräftig ausgebaut. Man zeigte sich zuversichtlich, weil man in Bünde "federführend im Bereich der Bäckerei-Margarine ist, nicht aber der Konzern". Gewerkschafterin Gaby Böhm ist Geschäftsführerin der NGG-Region Bünde-Lübbecke-Minden und zuständig für das Bünder Unternehmen. Sie sagte am Abend im NW-Gespräch: &bdquo;Wir müssen nun zusammen mit dem Betriebsrat erwirken, dass den Mitarbeitern gute Angebote gemacht werden." Ob Mitarbeiter womöglich von dem Werk in Hilter übernommen werden können, sei nicht klar und müsse geklärt werden. Noch vor einem Jahr warb Lindemann im Bünder Stadtgarten auf der Ausbildungsplatzbörse für sich als Ausbildungsbetrieb. Bei einer zweijährigen Dauer des Transferprozesses von Bünde nach Hilter ist es wahrscheinlich, dass Azubis, die im vergangenen Jahr noch ihre Ausbildung in Bünde begonnen haben, diese auch hier beenden können. Das ist aber bislang nur eine Annahme. Konkrete Aussagen von der Konzernleitung dazu gibt es aber nicht.

Mehr zum Thema