Austritte: So schadet das Coronavirus den Vereinen

Bünde/Kirchlengern. Einer Studie der Sporthochschule Köln zufolge machen die Auswirkungen der Corona-Pandemie den 88.000 Sportvereinen in Deutschland schwer zu schaffen. So erwarte jeder zweite Sportverein in diesem Jahr eine existenzbedrohliche Lage. Probleme bereiten vor allem Mitgliederschwund (41,3 Prozent) und Rückgang von Ehrenamtlichkeit (34,9 Prozent). Ganz so dramatisch ist die Lage im Bünder Land zwar nicht, einen deutlichen Schwund an Mitgliedern hat aber auch der BTW Bünde zu verzeichnen. &bdquo;Zum 1. Januar waren es elf Prozent weniger, mittlerweile liegen wir bei 16 Prozent", berichtet BTW-Geschäftsführer Maxim Wasiljew. Die Monate Januar bis März seien normalerweise die stärksten Monate, &bdquo;die sind uns nun weggebrochen." Ein Problem sei, dass viele Menschen den Verein nur als Dienstleister ansehen: &bdquo;Das finde ich sehr schade, denn ein Verein ist auch eine Solidargemeinschaft, deren Mitglieder Pflichten zu erfüllen haben." Elf Prozent weniger Mitglieder Die Förderung des Sports sei in der Satzung des BTW mit seinen derzeit 2.500 Mitgliedern verankert, &bdquo;wir dürfen zum Beispiel Mitgliedsbeiträge nicht aussetzen oder erstatten, da wir ansonsten unsere Gemeinnützigkeit verlieren", verweist der BTW-Geschäftsführer auf einen wichtigen Aspekt der Vereinsarbeit. Zwar erfüllt der Verein, der neun hauptamtliche Kräfte und zwei Auszubildende beschäftigt, die Voraussetzungen, um Corona-Hilfen zu beantragen, doch &bdquo;diese Hilfsprogramme greifen erst, wenn es dir richtig schlecht geht." Sorgen macht sich Wasiljew auch um die älteren Mitglieder, die zum großen Teil im Reha-Sport aktiv sind. &bdquo;Der Anfang wird schwierig sein, gerade diesen Menschen fehlen auch die sozialen Kontakte", fürchtet der Geschäftsführer. Anders sieht es beim TV Häver aus. Dort habe man keinen größeren Mitgliederschwund zu verzeichnen. &bdquo;Die Mitgliederzahl ist ein wenig gesunken, aber nicht so drastisch, wie wir das befürchtet hatten", erklärt Andrea Böcke, Leiterin der Geschäftsstelle beim TV Häver. Einige seien aus Altersgründen ausgetreten, wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie habe es jedoch kaum Austritte gegeben. Der Verein habe zwar weiterhin die normalen Beiträge eingezogen, &bdquo;wir wollen das aber über Sonderaktionen im Sommer, beispielsweise zusätzliche Workshops, wieder ausgleichen", kündigt Andrea Böcke an. Eine Corona-Hilfe für Sportvereine vom Land NRW hat der TV Häver nicht in Anspruch genommen. &bdquo;Dafür erfüllen wir nicht die Voraussetzungen", erklärt Böcke. Bei den laufenden Kosten habe die Gemeinde Kirchlengern einiges aufgefangen. Sorgen macht sich die Geschäftsstellenleiterin allerdings um die fehlenden sozialen Kontakte: &bdquo;Die Kinder leiden besonders unter der Situation, das merkt man schon." Doch auch für die älteren Mitglieder seien die Sportkurse wichtige soziale Kontakte. Die Online-Kurse wolle man beim TV Häver wieder verstärkt anbieten. Beiträge können nicht ausgesetzt werden Auch die TG Ennigloh muss ohne staatliche Hilfen auskommen. &bdquo;Die Bedingungen dafür sind sehr eng gesteckt", erklärt der Vereinsvorsitzende Jürgen Bungert. Ein größeres Problem während der Pandemie sei für den Verein zum Beispiel die Beschaffung von notwendigen Hygieneartikeln wie Desinfektionsmittel, Masken oder Handschuhe gewesen. &bdquo;Es wäre schön gewesen, wenn das für alle Vereine zur Verfügung gestellt worden wäre, da wir ja auch in städtischen Hallen trainieren", hätte Jürgen Bungert sich hier mehr Unterstützung gewünscht. Konzepte für einen kompletten Neustart nach der Pandemie liegen bei der TGE längst in der Schublade. &bdquo;Wir sind stolz darauf, dass unsere Übungsleiter uns treu bleiben und darauf warten, dass wir wieder loslegen können." Etwas mehr als 800 Mitglieder hat der VfL Holsen. Neben Fußball bietet der Verein auch Turnen, Rückengymnastik, Walking und Bowling an. Einen vermehrten Austritt an Mitgliedern hat Thilo Schwarz bislang nicht festgestellt. &bdquo;Das bewegt sich alles im normalen Rahmen", berichtet der Vorsitzende des VfL. Ein Minus an Einnahmen verzeichnet der Vereinl allerdings durch den Wegfall von Festen wie dem Osterfeuer oder auch dem &bdquo;Holser Tauziehen". &bdquo;Diese Einbußen können wir nicht wieder reinholen, wir können die Feste ja nicht doppelt ausrichten", erklärt Thilo Schwarz. Auch die Holser denken darüber nach, den Mitgliedern nach Ende der Pandemie mehr Angebote zu machen, eine Senkung der Beiträge steht derzeit nicht zur Debatte. &bdquo;Dazu brauchen wir einen Mitgliederbeschluss, wir haben im Moment aber keine Möglichkeit, unsere Jahreshauptversammlung durchzuführen. Als eingetragener Verein ist man da ein wenig gefesselt in dem, was man machen kann."

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