Geschäftsleuten in Bünde reißt der Geduldsfaden

Bünde. Bis in die Nacht von Montag auf Dienstag berieten sich die Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, um die neuen Maßnahmen zur Eindämmung der dritten Welle der Corona-Pandemie zu verabschieden. In Nordrhein-Westfalen werden demnach ab dem kommenden Montag die Lockerungen zurückgefahren, wenn die Inzidenz landesweit mehr als drei Tage in Folge über 100 liegt. Das heißt zum Beispiel, dass nicht mehr wie zuletzt mit gebuchten Terminen in den Geschäften eingekauft werden kann (Click & Meet), sondern die Ware nur bestellt und im Laden abgeholt werden kann (Click & Collect). In den neuen Bestimmungen enthalten ist auch eine fünftägige "Zwangsruhepause" über Ostern. Zwischen Gründonnerstag und Ostermontag soll das öffentliche, wirtschaftliche und private Leben weitgehend heruntergefahren werden. Nur am Karsamstag soll demnach der Lebensmittelhandel im engeren Sinne geöffnet bleiben. Dass diese Beschlüsse bei den Geschäftsleuten in Bünde mächtig auf die Stimmung drücken, kommt wenig überraschend. Einiges ist noch unklar Ob er zum Beispiel am Gründonnerstag oder Karsamstag öffnen darf, weiß Reinhard Rokitta, Inhaber der Punkt-Apotheke an der Eschstraße, noch nicht. "Auch der Apothekerkammer liegt die neue Schutzverordnung für NRW noch nicht vor, daher weiß ich noch nicht, wie das laufen wird", berichtet Rokitta. Sollten auch die Apotheken an den beiden Tagen über Ostern nicht öffnen dürfen, wären die Notdienste komplett überfordert, fürchtet der Apotheker. Für ihn sind die neuen Regelungen zudem alles andere als nachvollziehbar. "Die Leute müssen offenbar alles mitmachen. Es gibt doch zahlreiche Untersuchungen, die zeigen, dass die Menschen sich nicht im Einzelhandel oder der Gastronomie anstecken, sondern eher im familiären Bereich und bei den Kontakten untereinander. Was machen wir, wenn das erneut nicht klappt? Gehen wir dann in den nächsten Lockdown? Es scheint ja keine Alternative zu geben. Im Einzelhandel ist die Anzahl der Kunden begrenzt, aber was ist mit den Supermärkten?", fragt sich Rokitta. "Dort stehen die Leute dann an der Fleischtheke in der Schlange. Zudem dürfen die Supermärkte verkaufen, was sie wollen, müssten aber eigentlich den Non-Food-Bereich komplett absperren. Da müssten schon die gleichen Regeln für alle gelten", fordert der Apotheker. "Es reicht langsam, ich hoffe, dass ich die Eschstraße noch wiedererkenne, wenn die Geschäfte irgendwann wieder öffnen dürfen." Stimmung ist im Keller "Entsetzt" über die neuen Beschlüsse zeigte sich auch Christoph Lanvers vom Bünder Modehaus. Das zuletzt durchaus erfolgreich praktizierte "Click & Meet" werde ab dem kommenden Montag wohl wieder von "Click & Collect" abgelöst. "Das hilft uns natürlich nicht weiter", sagt Christoph Lanvers. "Dabei hätte das alles so entspannt wie in den letzten 14 Tagen weiterlaufen können. Wir Händler müssen jetzt das ausbaden, was die Politiker verbockt haben", ärgert sich der geschäftsführende Gesellschafter des Bünder Modehauses. "Die Stimmung bei Mitarbeitern und Kunden, aber auch bei mir selbst ist miserabel", so Lanvers. Man müsse jetzt abwarten, bis Klarheit über die genauen Auswirkungen der Beschlüsse herrsche, sonst "laufen wir wieder vor die Wand." Zwangspause für Friseure Olaf Hölling, stellvertretender Obermeister der Friseur-Innung im Kreis Herford, ist im Stress. Seit Viertel vor 7 ist er am Dienstagmorgen in seinem Friseursalon in Kirchlengern, seitdem läuft die Telefonleitung heiß. Kunden fragen, was mit ihren Terminen am Gründonnerstag und Karsamstag sei. Denn die neuen Bund-Länder-Beschlüsse haben zur Folge, dass an Gründonnerstag (1. April) und Karsamstag (3. April) die Geschäfte geschlossen bleiben müssen. Und somit auch die Friseursalons. "Ich kann das nicht mehr nachvollziehen", sagt Olaf Hölling zu den neuen Beschlüssen. Nun müssten alle Termine von Gründonnerstag und Karsamstag umgelegt werden. "Wir versuchen, Termine vorzuziehen", so Hölling. Die Friseur-Salons in NRW haben seit dem 1. März wieder geöffnet, nun kommt es zu einer kurzen Zwangspause.

Meistgelesen