Ist das neue Bünder Freibad Geldverschwendung?

Bünde. Die Planungen sind schon weit fortgeschritten, für Frauke Wellensiek sind die Würfel aber noch nicht gänzlich gefallen. "Man sollte noch mal darüber nachdenken, ob man beim Bau des neuen Freibades nicht vielleicht doch eine etwas bescheidenere Variante wählt - und das gesparte Geld ins Erreichen der Klimaziele steckt", sagt die Frau vom Stadtverband Bündnis 90/Die Grünen. Die Ratsfrau hat noch mal auf eine Zahlenübersicht der Bünder Bäder GmbH geschaut, die auf Anfrage von Ratsmitglied Martin Schuster (CDU) erstellt worden war. "Aus der Übersicht geht hervor, dass die EWB für beide Bünder Schwimmbäder zusammen umgerechnet jeden Tag 4.250 Euro bezahlt, weil die Einnahmen die Ausgaben nicht decken", so Wellensiek, die auch im Aufsichtsrat der EWB sitzt. Mit der zunächst veranschlagten Investition von 7,7 Millionen Euro für das neue Freibad - die jetzt bereits auf mehr als 8,6 Millionen Euro gestiegen seien - prognostiziere die EWB demnächst 5.334 Euro Defizit pro Tag, so Wellensiek. Nutzung der Busse geht kontinuierlich zurück "Ein zusätzlicher Betrag von 1.084 Euro, nur für den Neubau. Zunächst bis zum Jahr 2038", sagt sie. Und sie unterstreicht noch mal: "Jeden Tag, auch im Winter - obwohl das Freibad nur vier Monate im Jahr genutzt wird." Aus den Gewinnen der EWB werden nicht nur die Verluste der Bäder, sondern auch die des Stadtbusses ausgeglichen. "Für den Stadtbus zahlte die EWB zuletzt umgerechnet 3.397 Euro täglich", erklärt Wellensiek. Hier sei vor Jahren aus finanziellen Gründen beschlossen worden, die Taktung der Abfahrtzeiten zu reduzieren. "Die Nutzung der Busse geht seitdem kontinuierlich zurück", bedauert sie. "Absperrung statt 1,8 Millionen für ein neues Sprungbecken" Bei der dem Aufsichtsrat vorliegenden EWB-Prognose zur Finanzierung des Freibades gehe die EWB bis 2038 von einer Senkung des Zuschussbedarfs für den Stadtbus um 14 Prozent aus, so die Grünen-Politikerin. "Wenn aber auch Bünde 2050 klimaneutral sein muss, dann werden wir den öffentlichen Nahverkehr ausbauen und attraktiver gestalten müssen. Mit einer Reduzierung der finanziellen Ausstattung wird das nicht funktionieren", gibt die 52-Jährige zu bedenken. Sie regt daher an, die Planungen für das neue Freibad noch mal zu überdenken. Ein auf 25 Meter Länge reduziertes Becken scheint ihr da ein guter Ansatz zu sein. "Das 50-Meter-Becken wird nach Wettkampf-Richtlinien gebaut", so die Bünderin. "Bislang werden dort aber keine Wettkämpfe ausgerichtet - und meines Wissens hat bislang auch niemand den Willen bekundet, das zu tun." Einziger Haken: Hobbyschwimmer müssten auf 100 Metern künftig dreimal statt einmal wenden. Weiterhin schlägt Wellensiek vor, auf ein teures Sprungbecken zu verzichten, dessen Bau nach ihren Informationen um die 1,8 Millionen Euro verschlingen würde. Ihr Vorschlag: "Wenn Jugendliche am Nachmittag springen, dann muss vor den Türmen abgesperrt werden." Und dann macht sie noch mal deutlich: "1,8 Millionen Euro für das Sprungbecken - bei etwa 120 Nutzungstagen pro Jahr wären das 30 Jahre lang 500 Euro täglich." Außerdem, so Wellensiek, sei das vorhandene Kinderplanschbecken voll funktionstüchtig und müsse von daher nicht neu gebaut werden. Geschätztes Einsparpotenzial: Fünf Millionen Euro Wellensiek schätzt die möglichen Einsparungen für die Stadt Bünde insgesamt auf etwa 5 Millionen Euro. "Dieses Geld sollte die EWB für die Stärkung und den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs nutzen", sagt Wellensiek. Ihr abschließender Appell: "Nehmen wir unsere Jugend ernst und tun wir alles, damit auch Bünde die Chance hat, die Klimaziele 2030 und 2050 zu erreichen! Der Schutz unseres Klimas ist erheblich wichtiger als Zusatzluxus für unser Schwimmbad. Klimaschutz gibt es nicht umsonst. Aber kein Klimaschutz wird uns teuer zu stehen kommen."

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