Bünde. Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahrzehnts soll das Elsestadion am Rande des Steinmeisterparks abgerissen werden. Während 2010 Sparmaßnahmen der Stadt im Vordergrund der Überlegungen standen, soll aktuell der gesamte Bereich in ein modernes Sport- und Freizeitareal an der Else verwandelt werden. Doch kann die Stadt das Stadion so einfach aufgeben?
Geschichte wiederholt sich: Im Sommer 2010 machten Verkaufsüberlegungen für den Steinmeisterpark, das Freibad und das Elsestadion die Runde. Die Stadt Bünde hatte hohe Schulden, hätte man das weitläufige Gebiet an einen privaten Investor veräußert, hätte ein Großteil der damals bis zu 120 Millionen Euro hohen Verbindlichkeiten vermutlich beglichen werden können. Damals gab es lautstarke Proteste, vorrangig von den Nutzern des Platzes. Auch die Schulen nutzen das Gelände für den Sportunterricht. Von einem Verkauf wurde Abstand genommen.
Heute ist der Steinmeisterpark eine grüne Lunge mitten in der Stadt mit einem See und großen Wiesen, die dazu einladen, genutzt zu werden - auch für größere Veranstaltungen. Das Freibad wird in den kommenden Jahren komplett neu gebaut - bleibt das deutlich in die Jahre gekommene Elsestadion, dem man ansieht, dass es die besten Zeiten hinter sich hat. Die Rundlaufbahn ist nicht mehr zu gebrauchen, die Anlagen neben dem Platz inklusive der Bepflanzung sind in keinem guten Zustand.
Anfang der Woche hat die Neue Westfälische über detaillierte Pläne berichtet, wie das gesamte Gelände aufgewertet und umgestaltet werden kann. Unter dem Begriff "Sport- und Freizeitareal an der Else" läuft das Projekt innerhalb der Stadtverwaltung in den politischen Gremien.
Alle sind bereit, Geld in die Hand zu nehmen
Einig sind sich alle Beteiligten, das wurde in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses deutlich, dass etwas passieren soll, dass man Geld in die Hand nehmen will, um das Areal zu überplanen und neu zu gestalten. Für alle Generationen und für viele unterschiedliche Nutzungen soll hier etwas völlig Neues entstehen - aber zu dem Preis, dass für das heutige Elsestadion kein Platz mehr wäre.
Zwar soll es den ersten Überlegungen zufolge weiter ein Kleinspielfeld geben und auch eine Laufbahn inklusive Weitsprunganlage sind vorgesehen, allerdings verteilen sich die Sportstätten über das gesamte Areal, es wird weitläufig geplant. Der in sich geschlossene Sportplatz hat in den Planungen keine Zukunft mehr.
Fraglich ist jedoch, ob die Stadt Bünde das Stadion einfach so abreißen kann. Seit dem 16. Dezember 1965 ist die Stadt Bünde offiziell Eigentümerin des Geländes. An diesem Tag wurde die Übertragung vom Verein "Spielplatz Bünde" an die Stadt Bünde offiziell beurkundet. Die entsprechenden Urkunden liegen der Neuen Westfälischen vor.
Den Sportplatz gibt es bereits seit 1913
Daraus ergibt sich, dass der Verein "Spielplatz Bünde" das Gelände des heutigen Elsestadions bereits im Jahr 1913 gekauft hat und es "den Turn- und Sportvereinen sowie den Schulen der Stadt und Umgebung zur Verfügung gestellt hat", wie es in den Dokumenten heißt. 1965 sahen sich die Vereinsverantwortlichen allerdings aufgrund von "erheblich gestiegenen Ansprüchen" und der "erwachsenen Kosten" nicht mehr in der Lage, den Sportplatz zu bewirtschaften.
Als Gegenleistung verpflichtete sich die Stadt Bünde, "einen Sportplatz (Rasenplatz) mit Umkleidehalle und übrigen Anlagen für Leichtathletik" anzulegen und diese Sportanlagen "der Bünder Schuljugend und den Vereinen, insbesondere den Mitgliedern des Vereins ,Spielplatz Bünde?, dem Bünder Turnverein Westfalia von 1862 und der Sportgemeinschaft Bünde 08" (heute Bünder SV) zur Verfügung zu stellen.
Vor allem die beteiligten Sportvereine leiten aus der Urkunde ab, dass die Stadt mit dem Gelände nicht eigenmächtig machen kann, was sie will. Ohne ihre Zustimmung, so die Auffassung der Vereine, sei kein Abriss, Verkauf oder sonstige anderweitige Veränderung möglich. Ob der vor mehr als 50 Jahren geschlossene Vertrag Auswirkungen auf das gesamte Projekt "Sport und Freizeitareal an der Else" haben könnte, ist noch unklar.
"Von so einem Vertrag höhre ich zum ersten Mal", entgegnete der Technische Beigeordnete Andreas Siepenkothen auf die Frage von Eyüp Odabasi (Grüne), was es mit dieser Vereinbarung auf sich habe. Sollte es diesen Vertrag wirklich geben, so Siepenkothen weiter, werde man ihn prüfen, sobald man ihn gefunden und vorliegen habe.