Grundschule Spradow: Alle vier Jahre fehlt ein Klassenraum

Bünde. Alle vier Jahre - das nächste Mal 2020 - muss die Schulleitung der Grundschule Spradow bei den Anmeldungen von Erstklässlern die Notbremse ziehen. Wie schon mehrfach berichtet, ist der Grund dafür, dass die Schule über nur sieben Klassenräume verfügt - was bedeutet, dass immer nur Platz für drei zweizügige und einen einzügigen Jahrgang vorhanden ist. Unter Eltern macht sich Unzufriedenheit breit und die Schulleitung hofft auf Hilfe aus der Politik für einen achten Klassenraum. "Wir sollen guten Unterricht machen, werden aber regelmäßig ausgebremst." "Ich könnte in jedem Jahr zwei Klassen bilden", sagt Schulleiterin Monika Maasjost, die die Schule seit dem Frühjahr 2012 leitet und damals schon Kinder ablehnen musste - ebenso wie 2016. "Wir sollen einerseits guten Unterricht machen und sind auch 'Schule des gemeinsamen Lernens', aber dann wird man durch diesen Umstand regelmäßig ausgebremst." Bis 2010 war im Grunde alles möglich, denn bis dahin standen auf der grünen Wiese hinter der Schule noch Pavillons, die auch für Unterricht genutzt werden konnten. Auch Vereine fanden dort Platz. Die wurden dann aber entfernt. Seit Einführung des inklusiven Unterrichts vor vier Jahren in Spradow kommt neben den recht verlässlichen Anmeldezahlen noch hinzu, dass kurzfristig immer auch noch Kinder mit besonderem Förderbedarf von anderen Grundschulen in Spradow aufgenommen werden müssen, was die Planung erschwert. "Prognosen zu Schülerzahlen stimmen nicht mit der Realität überein." Die Prognosen der Stadt Bünde bezüglich der Schülerzahlen seien laut Schulleitung und Eltern nicht ganz realistisch. Wie erst gestern berichtet, beantragt die SPD-Fraktion eine Neuauflage des Gutachtens zur Schulentwicklung in der Stadt Bünde. Zuletzt legte die Projektgruppe Bildung und Region (Biregio) dieses Gutachten 2011 auf und schrieb es 2015 fort. Mittlerweile sind Abweichungen nach oben bei den prognostizierten Schülerzahlen zutage getreten. Darüber hinaus wurden weitere Gegebenheiten wie die Rückkehr zu G9 nicht berücksichtigt, und auch nicht die Gründung der privaten Forscherhaus-Gesamtschule. Neubaugebiete in Spradow lassen Kinderzahl steigen In Spradow entstehen derzeit verschiedene Neubaugebiete. Zwischen Meyerhofstraße und Stettiner Straße sind junge Familien derzeit dabei, ihr Eigenheim zu bauen und erst jüngst stimmte die Bünder Politik dem Baugebiet "Spradower Bach" am Herzogweg zu. "Und Wohngebiete sind für Familien besonders attraktiv, wenn eine Grundschule in der Nähe ist", sagt Monika Maasjost. Bruno ist der Sohn von Melanie Oebke aus Spradow. Der Junge besucht derzeit noch die Kita, soll aber 2020 dort eingeschult werden, weil seine ältere Schwester auch die Schule besucht. Ähnlich geht es Lilly, der Tochter von Nina Lindert, die mit Bruno zusammen in die Kita geht. Beide Mütter sagen, dass sie sich jetzt schon ihre Gedanken machen, ob das mit der Anmeldung in eineinhalb Jahren in Spradow klappt. Die Elternschaft der Grundschule Spradow hat jetzt Kontakt zu örtlichen Ratspolitikern der SPD aufgenommen. Christian Rüter erklärte gestern auf Nachfrage der NW, dass seine Fraktion dazu gestern eine Sitzung einberufen habe. "Wir kriegen ja durch unsere Arbeit in den verschiedenen Gremien mit, wie sich die Kita-Zahlen entwickeln", so Rüter. "Und in den kommenden Jahren schwappt diese Welle auf die Grundschulen über." Zahl der Unter-Dreijährigen hat sich verfünffacht Zwischen 2013 und 2017 hat sich die Zahl der Kinder unter drei Jahren von 32 auf 160 etwa verfünffacht. Größtenteils bedingt durch den Zuzug von Flüchtlingen, aber auch von Menschen aus EU-Ländern wie auch anderen Kommunen. "Diese Kinder brauchen ebenfalls ihren Platz in der Schule", sagt Pascal Vette, Vorsitzender des Fördervereins der Grundschule Spradow. "Wir sehen, dass der Bedarf in Spradow vorhanden ist", sagt Christian Rüter. "Und wir werden uns mit diesem Raumbedarf sehr bald beschäftigen müssen", so der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses mit Blick auf die Haushaltsplanungen der Stadt Bünde für 2019. Als Möglichkeit gebe es beispielsweise einen Anbau auf dem "kleinen Schulhof" zwischen Hauptgebäude und vorhandenem Anbau bei der hölzernen Kletterburg. Aber auch ein Pavillon auf der "grünen Wiese" wird in Betracht gezogen. Rüter spricht aber auch einen Unsicherheitsfaktor an: "Das ist die freie Wahlmöglichkeit der Eltern." Denn niemand ist daran gebunden, sein Kind in dem Stadtteil zur Grundschule anzumelden, in dem er wohnt. In der Vergangenheit hat Spradow aber auch schon Kinder aus anderen Stadtteilen aufgenommen und hätte auch in den Jahren 2012 und 2016 zweizügig werden können, wenn es nur einen achten Klassenraum gegeben hätte.

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