Helfen unter extremen Bedingungen in Afrika

Post aus Guinea-Bissau: NW-Redakteur Meiko Haselhorst begleitet den Bünder Mediziner Dr. Emma. In den kommenden Tagen berichtet er von seinen Eindrücken vor Ort

Dr. Emma ist in verschiedenen afrikansichen Ländern im Einsatz. | © Dr. Emma

18.03.2017 | 18.03.2017, 16:34

Kreis Herford/Guinea Bissau. NW-Redakteur Meiko Haselhorst ist am 16. März ins westafrikanische Guinea-Bissau aufgebrochen. Er besucht und begleitet dort für eine Woche den Bünder Arzt Theophylaktos Emmanouilidis – besser bekannt als Dr. Emma – und berichtet über dessen Arbeit in einem Provinzkrankenhaus.

Im Schatten eines riesigen Mangobaums sitzen ein paar Mütter mit Kindern auf Plastikstühlen und warten darauf, dass sie an der Reihe sind. Manche haben angeborene Fehlstellungen an Händen und Füßen. Oder Missbildungen eines inneren Organs. Oder Verletzungen. Oder Verbrennungen. Viele von ihnen sind von weit her gekommen.

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Offenbar hat es sich rumgesprochen, dass ein Arzt aus Deutschland in das kleine katholische Kinderkrankenhaus „Sao José Em Bor" nach Bissau gekommen ist, der sie untersucht und gegebenenfalls auch operiert. Der Arzt heiß Theophylaktos Emmanouilidis, im Kreis Herford besser bekannt als Dr. Emma. Etwa 100 Kinder haben er und sein Kollege Marc Stefaniak vom Hammer Form seit vergangenem Samstag schon untersucht. Mehr als 30 davon wurden operiert.

In diesem Moment hat Dr. Emma einen zehnjährigen Jungen mit einem rot leuchtenden Abszess in der Schultergegend unterm Messer. Kaum hat der Bünder ein paar Schnitte gemacht, ist auch schon klar: Das darunter liegende Schlüsselbein ist in Mitleidenschaft gezogen. Ein Unfall, der nicht richtig verarztet wurde. Dr. Emma entfernt ein Stück abgestorbenes Gewebe und muss sogar den Knochen herausoperieren. Die Knochenhaut bleibt im Körper. „Der Patient ist noch sehr jung, wahrscheinlich wächst der Knochen noch mal komplett nach", erklärt der Mediziner.

Etwas anderes kann er in Anbetracht der Ausrüstung des Krankenhaus nicht tun. Dola Sisse tippt mit dem Finger auf die Uhr. „Wir müssen los", sagt der Dolmetscher und Türöffner von Dr. Emma. Das Ziel: Das Gesundheitsministerium. Der Gesundheitsminister höchstselbst möchte wissen, was es mit dem Hammer Forum und seinen Projekten auf sich hat. Hinter dicken Gardinen – die Klimaanlage auf höchster Stufe – empfängt der wichtige und gewichtige Mann seinen Besuch. Nach kurzer Zeit haben Emma und Sisse ihn überzeugt.

Seine Sekretärin hätte da noch eine Bitte: „Ich habe da so eine Art Furunkel", sagt sie und zeigt auf ihren Bauch. Dr. Emma untersucht sie und diagnostiziert einen Bruch des Bauchfells – und vereinbart einen OP-Termin für kommenden Donnerstag. Sicherlich nicht von Nachteil, wenn man bei der Sekretärin des Gesundheitsministers einen Stein im Brett hat. Und wieder tippt Dola Sisse mit dem Finger auf die Uhr. „Wir haben einen wichtigen Termin im großen Nationalkrankenhaus von Bissau– ist so vereinbart", sagt er und zuckt mit den Schultern. Austausch mit anderen Medizinern ist angesagt.

Also noch mal ab ins Taxi und bei 40 Grad durch den Nachmittagsstau der Hauptstadt. Dr. Emma und sein Kollege haben dazu nur bedingt Lust. Lieber stünden sie im OP des Kinderkrankenhauses. Die Mütter und Kinder unterm großen Mangobaum hätten wahrscheinlich auch nichts dagegen.