Gas-Alarm an Schule im Kreis Gütersloh: 750 Schüler werden evakuiert

Werther. Dienstagmittag um kurz nach 11.30 Uhr an der Gesamtschule in Werther. Lehrer Thorsten Brill ist mit seinen Schülerinnen und Schülern auf dem Weg in die Technikräume im Kellergeschoss, als er einen süßlichen Geruch wahrnimmt. &bdquo;Wie Parfüm", sagt er rückblickend. Schon beißt es in der Lunge, er muss husten, die Schüler hinter ihm auch. Der Lehrer zögert nicht. Augenblicklich verlässt er mit seiner Gruppe durch einen seitlichen Ausgang den Flur und begibt sich in Sicherheit. Er informiert Hausmeister Andreas Renz, der sofort den Alarmknopf in seinem Büro drückt. Drei Minuten später sind die ersten Einsatzkräfte vor Ort. Fast ein Dutzend Rettungswagen aus dem gesamten Kreisgebiet, Notärzte, die Polizei, die drei Löschzüge Werther, Langenheide und Häger, der ABC-Trupp der Feuerwehr: Die Schule ist mit Blaulicht umstellt, die Weststraße für jeden Verkehr gesperrt. Alle rechnen mit dem Schlimmsten, in der Alarmierung ist von &bdquo;Massenanfall von Verletzten" die Rede. Zu diesem Zeitpunkt haben die gut 750 Schülerinnen und Schüler, die Lehrer und alle übrigen Mitarbeitenden das Gebäude bereits verlassen, sammeln sich auf dem Gelände vor der Turnhalle. So, wie sie es zweimal im Jahr in Notfallübungen trainiert haben. Doch dieses Mal ist es keine Übung. 39 Schülerinnen und Schüler klagen über Reizhusten Während die Feuerwehr unter Atemschutz ins Gebäude geht und sich auf die Suche nach dem Ursprung des Gasaustritts macht, werden Schüler, Lehrer und alle anderen Mitarbeitenden in die benachbarte Turnhalle gebracht. Hier werden sie von den Notärzten und Rettungskräften untersucht und befragt. Die Presse darf nicht hinein, doch es sollen alle einzeln und in Ruhe behandelt worden sein. Demnach klagten 39 Schülerinnen und Schüler über Husten und gereizte Atemwege, zehn von ihnen werden nach der Erstversorgung vor Ort mit leichten Verletzungen und zur weiteren Untersuchung in ein Bielefelder Krankenhaus gebracht. Während sie noch befragt werden, wo genau sie die Atemwegsprobleme bekommen haben und ob ihnen sonst etwas Verdächtiges aufgefallen ist, gehen die Feuerwehrleute von Raum zu Raum. Die Einsatzleitung hat Werthers Wehrführer Dirk Hollmann, der versucht, in dem großen Schulgebäude nichts zu übersehen. Lage in der Schule ist zunächst unübersichtlich Dabei ist die Lage zunächst unübersichtlich. Erst heißt es, das Gas sei im oder in der Nähe des Chemieraums aufgetreten, dann ist lange die Rede davon, es sei im Kellerflur passiert, wo es zu den Kunst- und Musikräumen geht. Am Ende soll es der Flur zum Technikraum gewesen sein. Schnell lässt sich ausschließen, dass der Neubau, in dem sich auch die große Mensa befindet, betroffen ist. Dennoch sichern Polizeikräfte die Eingänge, damit sich kein Schüler hierhin verirrt. Auch das Hauptgebäude ist für Schüler, Mitarbeiter und Presse mehrere Stunden lang tabu. Mit Atemschutz und großen Lüftungsgeräten bewegen sich die Feuerwehrleute an die Stellen, wo der Gasgeruch vermeintlich aufgetreten ist. Darunter auch die Kräfte des ABC-Trupps, deren Messgeräte feiner arbeiten. Unverhofftes Schulfrei für die Schülerinnen und Schüler Doch bis zum Einsatzende können weder Feuerwehr noch Polizei genau sagen, wo die Ursache für den Gasaustritt – wenn es denn einer war – liegt.Bis auf den Flur im Kellergeschoss werden die Räume am frühen Nachmittag wieder freigegeben. Die Schülerinnen und Schüler dürfen in die Klassenzimmer und Fachräume zurück, um ihre Schulsachen zu holen. Danach werden sie nach Hause geschickt. Erste Eltern warten bereits darauf, sie abzuholen. Wer allerdings Unterricht in den Räumen im Kellergeschoss hatte, hat zunächst Pech gehabt. &bdquo;Wir wollen nur unsere Mofahelme holen", sagen zwei Jugendliche zu einem Feuerwehrmann, doch der lässt sie erst einmal nicht durch – Sicherheit geht vor. Zwei Mädchen, die ihre Sachen bereits eingesammelt haben, stehen im Foyer beieinander und lachen: &bdquo;Können wir bitte die ganze Woche frei haben?", rufen sie einem Lehrer hinterher. Letzte Notfallübung war im November Hausmeister Andreas Renz ist erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert ist – und dass es die regelmäßigen Notfallübungen an der Schule gibt. &bdquo;Erst Mitte November war die letzte", sagt er. Und dass auch er den Gasgeruch wahrgenommen habe. Wie Lehrer Thorsten Brill beschreibt er ihn als &bdquo;süßlich". Weshalb er anders als viele Schülerinnen und Schüler gleich weiß, dass die Evakuierung keine Übung ist. &bdquo;Viele Jugendliche haben mich nämlich gefragt, ob das hier ernst ist", erzählt er. Am Ende dauert der Einsatz bis in die Nachmittagsstunden. &bdquo;Insgesamt ist alles gut gelaufen", zieht Polizeisprecher Mark Kohnert als Fazit. Er ist genauso erleichtert wie Lars Flömer, Mitglied der Schulleitung, dass niemand schwerwiegend verletzt wurde. Als die Feuerwehrleute die ersten Lüftungsgeräte wieder aus der Schule schleppen, sagt Flömer, dass der Unterricht am Mittwoch ganz normal stattfinden werde. Ein – wenn vielleicht auch kleines – ungutes Gefühl bleibt, was die Ursache des Gasaustritts angeht. Dass es sich möglicherweise nicht um ein Leck, sondern um einen Dumme-Jungen-Streich eines Schülers oder einer Schülerin gehandelt haben könnte, darüber will Mark Kohnert nicht mutmaßen. &bdquo;Uns liegen keine Erkenntnisse in dieser Richtung vor", betont er. Ein Ermittlungsverfahren wurde eingeleitet Die Polizei hat jedenfalls ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Zeugen werden gebeten, sich bei der Kreispolizeibehörde in Gütersloh unter Tel. 05241 869-0 zu melden.

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