Abschied von todkranker Mutter: Familie aus Kreis Gütersloh bekommt besondere Hilfe

Versmold. Die Malteser haben ihn Peter genannt. Dabei handelt es sich aus Gründen des Datenschutzes um einen pseudonymisierten Vornamen. Peter jedenfalls kommt aus Versmold und ist nach einigen gesundheitlichen Schicksalsschlägen ans Pflegebett gefesselt. Seine Eltern versorgen ihn - bis das Schicksal erneut zuschlägt. Denn Peters Mutter erkrankt an Krebs. Die Behandlung verläuft zunächst vielversprechend; als eine ambulante Untersuchung ansteht, verabschiedet sich die Versmolderin von ihrem Sohn und will wenige Stunde danach wieder zu Hause sein. Dazu kommt es nicht. "Bei der Untersuchung kam es zu Komplikationen. Peters Mutter ging es nicht gut", schildern die Malteser jenen Tag, an dem sich das Leben der Versmolder Familie veränderte. Die Frau muss stationär im Krankenhaus aufgenommen werden; ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich zusehends, sie wird auf die Palliativstation verlegt - und alle Hoffnung, dass sie wieder nach Hause kommt, ist vergebens. Der pflegebedürftige Peter hat in seiner Situation keine Möglichkeit des Abschiednehmens. "Am letzten Wochenende erfüllten wir einen &bdquo;Herzenswunsch", der auch uns sehr sehr nahe ging", schreiben die Malteser vor kurzem in den sozialen Netzwerken und veröffentlichen die Geschichte von Peter. Normalerweise helfen die Ehrenamtlichen mit dem Krankenwagen den unheilbar kranken Menschen - sie bringen sie dorthin, wohin sie alleine nicht mehr kommen. Die Malteser im Erzbistum Paderborn verfügen in drei Orten über entsprechende Anlaufstellen: Bad Laasphe, Dortmund und eben Gütersloh. Als Koordinator in der Dalkestadt agiert Thorsten Heß, der zugleich auf Diözesanebene Ansprechpartner ist. Gütersloher Herzenswunsch-Krankenwagen für ganz OWL Die Maltester haben gewisse Grundregeln definiert, wonach der Herzenswunsch-Wagen in Anspruch genommen werden kann. Formal-juristisch gehörte Peter aus Versmold nicht zu dem Personenkreis - dennoch sprangen die Malteser ein. "Es war auch Wunsch der Mutter, der es schlechter ging, ihren Sohn zu sehen. Für sie wäre es nicht mehr möglich gewesen, gefahren zu werden", so Thorsten Heß. Zwei seiner Mitstreiterinnen holten deshalb den bettlägerigen Peter in Versmold ab und fuhren gemeinsam zur Mutter nach Gütersloh, wo die beiden einige Zeit miteinander verbringen und Abschied voneinander nehmen konnten. "Bei aller Traurigkeit macht es uns glücklich, dass wir den beiden noch zu dieser gemeinsamen Zeit verhelfen durften." 2019 wurde das Angebot des Herzenswunsch-Wagens von den Maltesern in der Region ins Leben gerufen, ein Jahr danach wurden die Ehrenamtlichen durch die Corona-Pandemie ausgebremst. Vom Standort Gütersloh aus wird ganz Ostwestfalen-Lippe abgedeckt. Mehr als 20 Anfragen gibt es im Jahr - nur in etwa einem Drittel kommt es tatsächlich zur Fahrt. Manche Menschen sterben, noch bevor ihnen der große Wunsch erfüllt werden kann. Bei anderen lässt es der Gesundheitszustand nicht mehr zu. Denn: "Uns ist wichtig, dass die Person seinen Wunsch aktiv erleben kann", erklärt Thorsten Heß. Einer Familie aus Halle erging es vor kurzem so. Der Mann habe mit Hilfe der Malteser noch einmal an den Ort seiner unzähligen Urlaube fahren und bei einem seiner besten Freunde Zeit verbringen wollen. "Zwei Tage vor Fahrtantritt kam dann unter Tränen die Absage durch die Tochter." Bewegende Momente mit Blick aufs Meer "Noch einmal das Meer sehen ..." Diese Worte haben die Malteser in ihrem Flyer zum Herzenswunsch-Krankenwagen gewählt. "Und damit ins Schwarze getroffen", sagt Thorsten Heß. Genau das sei der am meisten geäußerte Wunsch. Der Betroffene wird im entsprechend ausgestatteten und fachlich besetzten Krankenwagen transportiert. Zusammen mit engsten Familienangehörigen und Freunden geht es dann oft zur gut erreichbaren Nordsee. Ein paar gemeinsame Stunden, mit Blick auf die Weite des Meeres, mit dem Wissen, dass es das letzte Mal zusammen sein wird ... "Diese Fahrten sind hoch emotional, aber hinterlassen immer auch schöne Eindrücke, weil unsere Fahrgäste und deren Angehörige meist noch einen unbeschwerten Tag miteinander verbringen", beschreibt Thorsten Heß. Da fließen Tränen, es werde aber auch gelacht. Der Herzenswunsch-Krankenwagen-Koordinator kann sich zum Beispiel an die Vierer-Clique erinnern, die immer zum feucht-fröhlichen Wochenende nach Holland gefahren war. Als einer aus der Runde in noch jungen Jahren schwer erkrankte, wollte das Quartett noch einmal ein Wochenende zusammen verbringen. Die Malteser machten es möglich. "Eine bewegende Geschichte." Andere möchten ihren Geburtsort noch einmal besuchen, ein Fußballspiel des Lieblingsvereins sehen oder an einer Familienfeier teilnehmen. Wichtig ist den Ehrenamtlichen, dass es sich tatsächlich um den Herzenswunsch des Betroffenen handelt, und nicht um den seiner Angehörigen. Das wird, so Thorsten Heß, immer in einem persönlichen Gespräch geklärt. In enger Abstimmung mit dem Gast, der Familie, den behandelnden Ärzten sowie den Palliativstationen oder Hospizen erfolgt die Planung und Durchführung der Fahrt. Das alles kostet den Patienten oder seine Familie nichts: Der Herzenswunsch-Krankenwagen wird komplett aus Spenden finanziert und lebt vom Engagement der beteiligten Malteser. Kontakt: herzenswunsch.guetersloh@malteser.org

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