Leiche im Gebüsch: Polizei äußert sich zur Todesursache

Versmold. 49 Jahre alt war der Mann, der am Dienstagabend leblos in einem Gebüsch an der Schulstraße, Ecke Brüggenkamp aufgefunden worden war. Er sei rumänischer Staatsbürger gewesen, dessen letzte bekannte Adresse eine Arbeiterunterkunft an der Oesterweger Straße gewesen sei, bevor er in die Obdachlosigkeit rutschte, teilte die Polizei jetzt auf Anfrage mit. Zunächst hatte sie weitere Angaben zur Person nicht machen wollen. Nachdem bereits am Dienstag ein Verbrechen beziehungsweise Gewalteinwirkung ausgeschlossen wurden, schloss die Polizei nun auch Suizid als Todesursache aus und sprach von einem &bdquo;natürlichen Tod". Todesursache schwer festzustellen Ein Begriff, der Jan Sassenberg von der Wohnungslosenhilfe der Diakonie Gütersloh kurz stutzen lässt. Er kenne den Fall natürlich nicht, aber grundsätzlich sei angesichts der derzeitigen Temperaturen auch ein Kältetod durchaus im Bereich des Möglichen, sagt er. So etwas sei aber schwer festzustellen. Auch ein Kältetod kann als natürlicher Tod gewertet werden. Bestätigen wollte die Polizei dies deshalb auf Anfrage auch nicht. Rund 300 Menschen betreut die Wohnungslosenhilfe, die für Gütersloh und den Nordkreis zuständig ist, pro Jahr. Das sind die Menschen, die noch die Energie aufbringen, sich selbst um Hilfe zu kümmern und sich bei der Institution zu melden. Für viele sei das alleine deshalb wichtig, weil man eine Postadresse benötige, um Sozialleistungen zu beziehen, und die stelle die Diakonie den Menschen zur Verfügung. &bdquo;Ohne Anschrift kein Geld", fasst Jan Sassenberg die Regelung zusammen. Lesen Sie auch: Leichen, Blutspuren, Waffen - dieser Mann ist Tatortreiniger Viele wissen nicht, wo es Hilfe gibt Es gebe aber auch eine große Zahl von Menschen, die zwar wohnungslos seien, also laut Definition keinen eigenen Mietvertrag haben, aber bei den offiziellen Stellen nicht auftauchten. Sei es, weil sie bei Bekannten unterkämen, sich aufgrund von psychischen Erkrankungen oder Drogenproblemen nicht melden könnten oder wollten, oder weil sie die richtigen Anlaufstellen gar nicht kennen würden, erläutert Sassenberg. Letzteres treffe vor allem auf jene Menschen, – meist Männer – zu, die als Geflüchtete oder Leiharbeitnehmer nach Deutschland gekommen seien. Sie würden nicht wissen, dass und wo sie Hilfe beantragen können. Unterbringung im Heim möglich Dabei muss in Deutschland grundsätzlich niemand auf der Straße schlafen, denn die Kommunen haben eine Pflicht, die Menschen unterzubringen. In Versmold sind es derzeit 15 Obdachlose, die vorrangig in dem Asylbewerberheim an der Bundesstraße untergebracht werden, sagt Sven Rabaschus, Fachgruppenleiter für Sicherheit und Ordnung im Versmolder Rathaus. Die Zahl derer, die dort vorsorglich untergebracht werden, um gar nicht erst in die Wohnungslosigkeit abzurutschen, sei jedoch größer, so Rabaschus. Dabei handele es sich meist um Geflüchtete, die einen Aufenthaltsstatus hätten, aber keinen günstigen Wohnraum fänden. Der sei extrem knapp, so Rabaschus. Außerdem gebe es derzeit sehr viele Wohnungsräumungen. Auch dabei sei das Ordnungsamt zugegen und biete die Unterbringung im Heim an. Oft fehlen Sozialkontakte Aber für viele seien die Sammelunterkünfte &bdquo;unerträglich – zu viel Nähe, zu bedrohlich", so dass sie ein Leben auf der Straße vorzögen, sagt Sassenberg. Und dann gebe es ja auch noch die, die wegen sozialer Auffälligkeiten die Wohnung verlieren. &bdquo;Jemand ist depressiv und schafft es nicht mehr, seinen Alltag zu bewältigen, Sozialleistungen zu beantragen und in Folge dessen auch nicht, die Miete zu bezahlen. Wenn der auf der Straße landet, ist er ja noch genauso krank und schafft es auch dort nicht, sich Hilfe zu organisieren", beschreibt Sassenberg den Teufelskreis. Häufig verhindere aber auch eine Alkoholkrankheit, dass die Betroffenen wieder auf die Füße kämen. Das gebe es oft bei ausländischen Leiharbeitnehmern, die aufgrund des Alkohols den Job verlören und daraus folgend den Platz in ihrer Unterkunft. Fast allen Obdachlosen gemeinsam ist, dass sie keinerlei Sozialkontakte oder Familien haben, die sie auffangen könnten. So wird es vermutlich auch bei dem Mann gewesen sein, dessen Leben in einem Gebüsch an der Schulstraße endete. Stadt wird wohl Beisetzung übernehmen Aller Voraussicht nach wird die Stadt die Beisetzung übernehmen, denn Sven Rabaschus geht nicht davon aus, Angehörige ausfindig zu machen. &bdquo;Ordnungsbehördliche Bestattung" nennt sich das und ist meist eine Einäscherung mit anschließender anonymer Beisetzung in Bielefeld. Es sei denn, der letzte Wille besagt etwas anderes. &bdquo;Wenn wir Hinweise auf entsprechende Wünsche finden, versuchen wir, die zu erfüllen", sagt Rabaschus, &bdquo;die Menschenwürde endet ja nicht mit dem Tod."

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