Verl

Das Schicksal der Familie Hope

Bernhard Klotz erinnert an Pogrom vor 75 Jahren in Verl

Bernhard Klotz berichtet in seinem ausführlichen Lichtbildvortrag über die Geschichte der Juden in Verl, insbesondere über beiden von Juden bewohnten Häuse Verl No. 8 und Verl No. 9. | © FOTO: KARIN PRIGNITZ

12.11.2013 | 12.11.2013, 00:00

Verl. Die Pogromnacht  vom 9. auf den 10. November 1938 war der Auftakt der von den Nationalsozialisten systematisch betriebenen Ausrottung der jüdischen Bevölkerung. Synagogen brannten, Häuser wurden demoliert. Auch in Verl hat die Nacht vor 75 Jahren Spuren hinterlassen. "Für die Familie Hope begann an diesem Tag die Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung", berichtete Bernhard Klotz im Heimathaus.

Zahlreiche interessierte Bürger hatten sich dort eingefunden, um den  Ausführungen des Pädagogen und einstigen Vorsitzenden des  Heimatvereins Verl zu folgen.

Während das Schicksal der Verler  Juden bereits vor 25 Jahren in einem Heft des Heimatvereins veröffentlicht wurde,  sei die Geschichte der Judenhäuser bisher nur wenig erforscht, erläuterte Klotz. In verschiedenen Archiven hatte er recherchiert, um Licht in das Dunkel dieses Kapitels der Dorfgeschichte zu bringen.

Vor allem das Gebäude der früheren Druckerei Maasjost, in dem  die Familie Dolleschel derzeit eine Knopfmanufaktur errichtet, stand im Mittelpunkt des ausführlichen Referates. "Dieses Haus ist repräsentativ", betonte Klotz, denn "alle Facetten der Dorfgeschichte finden sich hier wieder."

Erster Jude, der nachweislich im Verler Dorf gelebt hat, war Joshua Meier.  Er wohnte in einem Heuerlingshaus der historischen Hofstelle Müller zu Verl. Nach seinem Tode im Jahr 1786 erbat sein Sohn Nathan Josua vom Landesherrn, dem Grafen Wenzel Anton, die Erlaubnis, den "Schmierhandel" seines Vaters weiterbetreiben zu dürfen.  

Nathan Josua war bemüht, ein eigenes Haus im Dorf zu erwerben. Der Kauf des Kutscherschen Colonats 1799 führte wegen des Einspruchs der Kirche allerdings nicht zum Erfolg. Also erwarb er im Jahr darauf den Hopenwirtschen Erbkotten. Nach ihm nannte er sich später Nathan Josua Hope.

"Er wurde zum Stammvater einer weit verzweigten Familie", berichtete   Klotz. Hope betrieb mehrere Handelszweige und war bestrebt, eine eigene jüdische Gemeinde in Verl aufzubauen. Dieser Wunsch habe sich aber nicht erfüllt.  Für seinen Sohn Calmon kaufte Nathan Josua Mitte des 19. Jahrhunderts das Nachbarhaus, den Erbkotten des Michael Dreisörner. Dieses Haus, heute Sender Straße 1, wurde zur Heimat einer zweiten jüdischen Familie. Im Jahr 1929 kaufte Otto Maasjost das Haus und richtete dort eine Druckerei ein.

Im zweiten Teil seines Vortrages ging Bernhard Klotz auf die  Zeit  der Verler Juden in der NS-Zeit ein.   Einziger Überlebender der großen Hope-Familie war Fritz Hope. Er konnte sich in der Pogromnacht mit Hilfe seines Nachbarn Konrad Schmalenstroer vor dem Übergriff der Nazis retten, die sein Elternhaus (heute Hauptstraße 33) demolierten. Fritz Hope gelang die Ausreise nach Brasilien. Mit Konrad Schmalenstroer blieb er bis zu seinem Tode im Jahr 1951 in Kontakt.

Heute erinnern fünf  Stolpersteine vor dem Haus Schmalenstroer (Hauptstraße 33), dem Haus Dolleschel (Sender Straße 1) sowie dem St.-Anna-Haus an das Schicksal der Juden Verls. Am Ende des Vortrags stellte Manfred Dolleschel die Einrichtung einer historischen Knopfmanufaktur im ehemaligen Haus Maasjost vor. Die Eröffnung ist für das kommende Jahr geplant.