Verl

"Du bist ok, so wie du bist"

"Super-Nanny" Katharina Saalfrank zu Gast beim VHS-Forum in der Sparkasse

19.10.2013 | 19.10.2013, 10:30
Katharina Saalfrank hat ihr neues Buch zwar dabei, liest daraus jedoch nur kurze Passagen. Die einstige "Super-Nanny" sucht vielmehr den Kontakt zu den 150 Teilnehmern des Forums. - © FOTO: KARIN PRIGNITZ
Katharina Saalfrank hat ihr neues Buch zwar dabei, liest daraus jedoch nur kurze Passagen. Die einstige "Super-Nanny" sucht vielmehr den Kontakt zu den 150 Teilnehmern des Forums. | © FOTO: KARIN PRIGNITZ

Verl. Graues  Shirt, lange wollene Strickjacke. Schon rein optisch lässt Katharina Saalfrank erst gar keine Distanz zum Publikum aufkommen. Ganz selbstverständlich duzt sie ihre Gäste.  Fast ausschließlich Frauen sind der Einladung zum ersten VHS-Forum  in der Kreissparkasse gefolgt.  Lediglich "ein paar Quotenmänner" hat Saalfrank erspäht. Warum nicht mehr Herren dabei sind? Die einstige "Super-Nanny" weiß es: "Die müssen ja auf die Kinder aufpassen."

Ihr neues Buch "Du bist ok, so wie du bist" hat Katharina Saalfrank mitgebracht. Von einer klassischen Lesung ist der Abend allerdings weit entfernt. Der Autorin geht es vor allem darum, deutlich zu machen, dass Erziehung, "wenn man sich mit dem Begriff beschäftigt, mit dem heutigen Wissen wenig zu tun hat". Das A und O sei eine stabile Beziehung zum Kind.

"Die Frage, warum etwas nicht klappt, ist viel wichtiger als mit Konsequenzen zu drohen."  Saalfrank, die Berufserfahrung in einer ambulanten Kinder- und Jugendpsychiatrischen Praxis in Berlin gesammelt hat, aber auch als Pädagogin in der Familienberatung und aus Musiktherapeutin, weiß nur zu gut, "dass Eltern oft unter Druck stehen, etwas falsch zu machen". Das zeigt sich auch in der anschließenden Diskussionsrunde.

"Mein Sohn will sich die Zähne nicht putzen", klagt eine Mutter. Eine andere weiß sich keinen Rat mehr, weil ihr Kind einfach nicht auf die Toilette geht oder sich weigert, Schuhe anzuziehen. "Oft geht es gar nicht um die Schuhe oder das Zähneputzen", erklärt Saalfeld. "Wenn Kinder  nicht mehr kooperieren, haben wir sie entweder überfordert oder wir haben sie gekränkt."

"An welchen Stellen kannst Du für Dich selber sorgen", fragt Saalfrank eine Mutter, die zugibt, oft reizbar zu sein. Die Pädagogin selbst sieht sich als "Entwicklungshelferin". "Kinder an von uns gewollte Verhalten durch Kontrolle, Bevormundung und Kritik anpassen", davon hält sie absolut nichts. "Das führt dazu, dass die Beziehung eben nicht vertrauensvoll ist." Und dann greift sie doch kurz zum Buch, um ihre These am Beispiel von Lea und ihrer Mutter zu verdeutlichen.

Dass Kinder mittlerweile schon mit fünf Jahren in die Schule geschickt werden, empfindet die Mutter von vier Söhnen als "Katastrophe". Lange sitzen und danach sagen: "Jetzt musst du dich aber bewegen", daraus spricht für sie eine Doppelmoral. Auch, dass Lehrer und Eltern sich die Schuld für Dinge, die schieflaufen, zuschieben, hält sie für destruktiv.

Obwohl an diesem Abend so viele Eltern-Kind-Probleme besprochen werden, wird oft gelacht. "Ich danke Ihnen für ihren Humor und für ihre Offenheit", sagt Saalfrank, die sich auch nach dem offiziellen Teil Zeit nimmt, um mit besorgten Eltern ins Gespräch zu kommen.