Mit vielen Fotos: Diese besondere Immobilie im Kreis Gütersloh wird aufwendig saniert

Verl. Der Zahn der Zeit hatte unübersehbar am historischen Gemäuer genagt. Schön anzusehen war das Haus an der Hauptstraße 5, in dem zuletzt Schuhe verkauft worden waren, längst nicht mehr. Also fragten sich viele Verler: &bdquo;Wann wird es denn endlich abgerissen?“ Eine Frage, auf die angesichts der Verwandlung des Gebäudes mittlerweile wohl niemand mehr kommen würde. Aus dem Haus Clasbrummel mit seiner langen und wechselvollen Geschichte ist ein Schmuckstück geworden. Derzeit entstehen dort zehn Mietwohnungen mit Flächen von 52 bis 110 Quadratmetern, großen Balkonen an der Westseite und einer überdachten Terrasse. &bdquo;Die Idee, das Haus zu modernisieren und dort Wohnraum zu schaffen, ist 2019 entstanden“, berichtet Beate Pollmeier, Seniorchefin von Radio Pollmeier. Am Anfang habe die Frage gestanden: &bdquo;Geht das überhaupt?“ Familie Pollmeier nahm Kontakt mit der Verler Architektin Gaby Großekathöfer auf. Außenoptik sorgt bereits für viel Anerkennung &bdquo;Wir haben vorsichtig angefangen“, sagt Beate Pollmeier. &bdquo;Dann kam die Coronazeit.“ Das Bauvorhaben verzögerte sich. Mittlerweile sind die Arbeiten weit vorangeschritten. Die Außenoptik mit neuen Holzfenstern und Türen aus der Werkstatt der heimischen Firma Matthias Mühlenkord, dem harmonischen sand-beigefarbenen Anstrich und den Stuckelementen hat bereits für viel Anerkennung gesorgt. &bdquo;Das Gebäude ist aus dem Dornröschenschlaf wach geküsst worden“, beschreibt Gaby Großekathöfer die auffällige Verwandlung zu einem modernen Gebäude (Effizienzhaus plus), das dennoch durch den Erhalt der dekorativen Fassade nach historischem Vorbild an seine Ursprünge erinnert. Einige der Ornamente, die die Etagen voneinander abgrenzen, hat Thomas Pollmeier nach vorhandenem Vorbild selbst gefertigt. Integriert werden soll auch eine Tür aus der Ursprungszeit. Exklusive Einblicke: Das ist Güterslohs wohl kleinstes Wohnhaus Immer dabei: Baustellenhund Oskar Das große Schaufenster im Erdgeschoss ist zurückgebaut worden, die meisten Trockenwände sind gezogen und die Innenwände gedämmt. Leitungen und Kabel sind verlegt, der Estrich gegossen. Alle Wohnungen erhalten eine Fußbodenheizung, die Fenster sind dreifach verglast und bieten Schallschutz. Mitarbeiter der Sennestädter Firma Musaj sind mit Putzarbeiten beschäftigt. Immer dabei ist Baustellenhund Oskar, der dreijährige Cockerspaniel der Pollmeiers. Der hungrige Vierbeiner verbringt einen Teil seiner Zeit am liebsten mit den Handwerkern, wenn die ihre mitgebrachten Speisen in der Mittagspause auspacken. Lange war es das Haus &bdquo;Verl 88“ Insgesamt 20 Gewerke seien im Einsatz, aktuell vier parallel, erläutert die Architektin. Auf den Etagen ist bereits zu erahnen, wie die Wohnungen aussehen werden. &bdquo;Die ersten waren schon weg, als wir noch im Rohbau waren“, erzählt Juniorchefin Ulrike Meyer. Andere aber seien noch zu vergeben. Eine Wohnung wird eine innen liegende Loggia bekommen. Mit einer Tafel, wie es sie schon andernorts in der Stadt gibt, soll nach der Fertigstellung an die Geschichte des Hauses Clasbrummel, das lange die Hausnummer &bdquo;Verl 88“ trug, erinnert werden. Erbaut hatte das Gebäude Geschäftsmann Johann Blankemeyer. Der betrieb mit seiner Familie eine Fleisch- und Wurstwarenproduktion. Nach einem Brand wurde im Jahr 1885 der nördliche Gebäudeteil neu errichtet, 1898 dann kam der südliche Teil hinzu. Genutzt wurde das Gebäude als Wohn- und Geschäftshaus. Es gab eine Gaststube, einen Laden und Gästezimmer. Gab es dort mal eine Bäckerei? Im Jahr 1919 übernahm die Familie Arnold und Maria Clasbrummel Haus und betrieb dort ein Hotel und eine Gastwirtschaft. Ein Saal wurde errichtet, das Haus Clasbrummel entwickelte sich zu einem Zentrum des gesellschaftlichen Lebens. &bdquo;Es war das Pendant zu Ameling“, zieht Ulrike Meyer einen Vergleich. Heiner Ameling hatte seinerzeit respektvoll geäußert: &bdquo;Clasbrummel, das war das erste Haus am Platze“, so ist es überliefert. Familienfeiern, Hochzeiten, Schulentlassfeiern, Karneval, Tanzkurse und Theater: Alles wurde im großen und kleinen Saal gefeiert und veranstaltet. Während der Bauarbeiten seien neben vielen Tapetenschichten, eingemauerten Türen und Fenstern auch kleine Papierschnipsel gefunden worden, berichtet Gaby Großekathöfer. Sie weisen darauf hin, dass es im Haus auch einmal eine Bäckerei gegeben haben könnte. Wohnungen sollen Ende des Jahres fertig sein Lange führte Gertrud Hunke, Tochter der Familie Clasbrummel, den Gaststättenbetrieb weiter und verpachtete ihn später. Mit dem Beginn des Kneipensterbens in den 1970er Jahren schloss auch diese Wirtschaft. Ab 1983 eröffnete in den ehemaligen Gaststättenräumen das Modegeschäft &bdquo;Aktuell Center“, weitere Geschäfte folgten. Familie Pollmeier hofft, dass die Wohnungen Ende des Jahres bezogen werden können. &bdquo;Der Weihnachtsbaum soll hier stehen“, sagt Beate Pollmeier. Was die Verwandlung des Hauses angehe, so habe es schon viele positive Reaktionen gegeben.

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