Das ist der Anhänger des SC Verl, der in Zwickau einsam im Gästeblock stand

Verl. Borussia Dortmund hat seine "Gelbe Wand", der FC Liverpool "The Kop" und der SC Verl neuerdings Carsten "Tino" Ewers. Seit diesem Wochenende genießt der 42-jährige Fan des Fußball-Drittligisten Kultstatus. Der Grund: Er nahm mehr als acht Stunden im Auto auf sich, reiste ganz alleine nach Zwickau und schrie im Auswärtsblock gegen die restlichen 3.983 Heimfans in der GGZ-Arena an - als einziger Verler Fan im Block. Der Anblick, der dabei entstand, ist etwas fürs Herz: Allein auf weiter Flur steht Ewers isoliert mit Schal in der Hand in der Kurve, hält seinem Verein die Treue, auch wenn alle anderen im Stadion gegen ihn sind. Diverse Medien griffen das Bild vom einsamsten Fan in der 3. Liga auf. Sie schrieben Artikel über ihn und posteten ein Foto des abseits stehenden Zuschauers in den Sozialen Netzwerken. Carsten Ewers ging viral, tausende Menschen likten, kommentierten und sprachen Lob für den Fan der Stunde des SC Verl aus. "Die Rückmeldungen waren überwältigend", so Ewers. Mit der Flut an Nachrichten hätte der Gütersloher "im Leben nicht gerechnet", sagt er im Gespräch. "Ich bin sogar eher von Häme ausgegangen. Aber schon im Stadion waren alle nett zu mir. Im Nachgang habe ich viel Feedback bekommen. Jede einzelne Nachricht war positiv." Fan des SC Verl nahm Auswärtsreise aus Trotz auf sich Um seinen SC Verl auswärts zu begleiten, legte das Mitglied des Fanclubs "Der Harte Kern" pro Weg 380 Kilometer zurück, saß für Hin- und Rückweg jeweils mehr als vier Stunden im Auto. "Eigentlich sollte ein Fanbus nach Zwickau fahren. Der wurde aber kurzfristig abgesagt. Ich bin dann allein los. Die Fahrt auf der Autobahn war ziemlich anstrengend", resümiert Ewers. Die Reise zum Drittliga-Spiel des Sportclubs gegen den FSV Zwickau (1:2) habe er auch aus Trotz auf sich genommen. Bei der letzten Auswärtsreise nach München konnte die Fachkraft für Lagerlogistik nämlich nicht mit dabei sein. In der Folge musste er sich von den übrigen Mitgliedern des Harten Kerns ein paar Sprüche anhören. "Denen wollte ich es eigentlich nur zeigen", sagt der Gütersloher. Dass er dann aber ganz allein in der Auswärtskurve stehen würde, das habe ihn dann doch Staunen lassen. Nachdem Ewers realisierte, dass niemand mehr nach Zwickau kommen würde, wollte er das Beste aus der Situation machen. "Ich war etwas überrascht und habe mir dann einfach das Spiel angeschaut. Aber ich wollte auch alleine meine Mannschaft nach vorne brüllen und alles geben, um mein Team zu unterstützen. Das habe ich dann getan, so gut ich konnte." SC Verl will seinen Fan der Stunde überraschen Seit 1999 ist Carsten "Tino" Ewers Anhänger des Sportclubs und begleitet seinen Verein fast überall mit hin. Seine wohl einsamste Reise nimmt der Fußball-Drittligist nun zum Anlass, um den Sportclub-Fan der Stunde für den Beistand in Zwickau zu belohnen. Auf Instagram kündigt der SCV an: "Als Dank für deine Unterstützung haben wir uns etwas überlegt und werden dich damit in den nächsten Tagen überraschen." Gegenüber dieser Zeitung erklärt der Verein auf Anfrage: "Wir als Sportclub Verl haben eine ganz besondere Beziehung zu unseren Fans. Carsten 'Tino' Ewers und viele viele andere supporten den Verein seit vielen Jahren. Die Fangruppen helfen, wenn angepackt werden muss." Und weiter: "Es ist eine außergewöhnliche Partnerschaft zwischen Fans und Verein. Das ist alles andere als selbstverständlich." Die Freude über die Überraschung sei groß, gibt Ewers im Gespräch mit dieser Zeitung an. Er lässt aber auch durchblicken, dass seine Unterstützung bedingungslos ist und er auch ohne Überraschung vom Verein wieder im Fanblock des SC Verl stehen würde. Das Wichtigste sei für ihn ohnehin der sportliche Erfolg seines Sportclubs sowie der neuerliche Klassenerhalt in diesem Jahr. "Auch wenn es derzeit gut aussieht, kann es im Fußball schnell gehen. Ich hoffe aber, dass wir uns im Mittelfeld der 3. Liga halten können und auch am Ende überm Strich stehen." Damit das klappt, will Carsten "Tino" Ewers seinen Verein auch beim nächsten Mal notfalls wieder allein nach vorne peitschen.

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