Internationale Bierkrüge-Sammler treffen sich erstmals in Verl

Verl. &bdquo;Das gibt’s ja nicht“, sagen Marcel und Jerome Kennedy fast synchron. Vor beinahe 20 Jahren haben die Gütersloher Brüder mit britischen Wurzeln einen alten Bierkrug auf dem Kaunitzer Trödelmarkt erstanden. &bdquo;Seitdem recherchieren wir, woher er stammen und wie alt er sein könnte.“ Bislang völlig ergebnislos. Und dann das. An einem der Tische der Bierkrugaussteller aus aller Herren Länder entdecken sie einen Krug, der zwar eine etwas andere Form, aber fast exakt das gleiche Motiv trägt wie ihr eigener. Der Krug gehört Morten Bonén. &bdquo;Der stammt wahrscheinlich aus dem 18. Jahrhundert“, sagt der Däne. Er vermutet, dass das Meisterwerk aus den Niederlanden stammt. Bonen gehört zu den 15 Ausstellern des &bdquo;Internationalen Bierkrug-Sammlertreffens“. Das findet zweimal jährlich und nun erstmals in Verl im Hotel &bdquo;Wunners Wat“ an der Sender Straße statt. Den Kontakt stellte Organisator Georg Ploegert her. Er begrüßt Besucher, die ihremitgebrachten alten Bierkrügen schätzen oder die sich einfach umsehen wollen. Fachmann Harald Pfaffenberger kann in vielen Fällen weiterhelfen, muss sich aber bald verabschieden, weil er sich in Bayreuth eine große Sammlung anschauen möchte. Ein böhmischer handbemalter Glaskrug um 1900 Das Gros der Aussteller hat reich verzierte Reservistenkrüge mitgebracht, die Bilder aus dem Soldatenalltag zeigen, ergänzt mit Aufschriften und Sprüchen über Pflichten und Sehnsüchte. In der Anfangszeit zeichneten Maler diese freihändig , später mittels eines Stahlstiches. Nur die individuellen Namen wurden noch von Hand aufgemalt. Regina Rosen zeigt so ein Exemplar. Die Pfälzerin ist eigentlich keine Sammlerin, über ihren verstorbenen Mann hat die Gemeinschaft der Sammler schätzen gelernt. Ähnlich geht es der Vorsitzenden des Clubs &bdquo;Alte Germanen“, den es bereits seit 40 Jahren gibt. &bdquo;Ich habe eine große Sammlung geerbt“, erzählt Ingeborg Benthin. Gerhard Pleijsier, geboren in Baden-Baden, der seit 70 Jahren in den Niederlanden lebt, hat seine Sammlung mit Tausenden von Krügen bereits erheblich reduziert. Die schönsten Exemplare, die Raritäten, hat der 77-Jährige behalten. Einen böhmischen handbemalten Glaskrug um 1900, einen Mettlach-Krug um 1909 oder einen Krug vom Deutschen Turnfest in Köln von 1928. Auf dem Tisch liegt ein Bild mit Zigaretten-Banderolen, die alle alte Bierkrüge zeigen. Sigi Schaich aus Waiblingen, ein &bdquo;stolzer Schwabe“, hat sogar ein 730 Seiten starkes Buch mit Abbildungen von 670 verschiedenen Reservistenkrügen verfasst, &bdquo;vor allem die seltenen Krüge“, wie der 78-Jährige betont. Fünf Jahre hat er dafür gebraucht, die &bdquo;Zeitzeugen der Kaiserzeit“ zusammenzufassen. Mittlerweile arbeitet er an einem zweiten Buch.&bdquo;Die Krüge sind Zeitzeugen der Vergangenheit“ Die Deckel der Krüge sind überwiegend aus Zinn und mit Figuren verziert. Manchmal besitzen sie eine kleine Öffnung, durch die ein Bild, etwa eine Ansicht der Garnisonsstadt oder auch eine nackte Frau, sichtbar wird. &bdquo;Das abzubilden, war gar nicht so einfach“, sagt Sigi Schaich, denn für das bloße Auge sind diese kleinen Abbildungen kaum zu erkennen. Jürgen Schörner stammt aus Bayern. Bierkrüge haben dort traditionell einen hohen Stellenwert. Schörner reizen vor allem die Formen. &bdquo;Die Krüge sind Zeitzeugen der Vergangenheit.“ Wer sie anschaue, der könne den Stolz der Menschen auf ihr Land nachvollziehen, gibt der Bayer sich patriotisch. &bdquo;Die Sammler werden leider immer weniger“, bedauert Georg Ploegert. Noch sind es im Krugsammlerclub &bdquo;Alte Germanen“ 230. Sie stammen aus Deutschland, Frankreich, Belgien, Österreich, Polen und Amerika. Gesammelt werden überwiegend Krüge aus dem Herstellungszeitraum 1600 bis 1920. Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.altegermanen-krugsammler.de.

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