"Müssen reifer werden": Capretti kritisiert Verler Abwehrarbeit gegen Havelse

Lotte. Auch wenn sie weit weg vom Schuss in Lotte ausgetragen werden, die Heimspiele des SC Verl erfreuen sich beim Team von Magenta Sport, das alle Partien der 3. Liga live überträgt, ganz besonderer Beliebtheit: &bdquo;Denn dieser Verein garantiert Spektakel". Als sich Kommentator Edgar Mielke am Montag nach dem vogelvogelwilden 5:3 des Sportclubs gegen den TSV Havelse in einem von der Ansetzung - Fünfzehnter gegen den Letzten - her allenfalls 90 Minuten Abstiegskampf versprechenden Spiel - von SCV-Coach Rino Capretti verabschiedete, lag in seinem Blick aber nicht nur Anerkennung für eine rasante Angriffsleistung, sondern auch Besorgnis wegen der großen Abwehrschwächen. &bdquo;So kann das nicht weitergehen", fand auch Rino Capretti in seiner ersten Analyse. "Ich habe heute einige graue Haare gekriegt." Weniger aus Sorge um seinen vollen, schwarzen Haarschopf, sondern um das Wohl seiner Mannschaft. &bdquo;Zwar hat der SC Verl mit dem verdienten Erfolg als neuer Tabellenzwölfter bei nun 16 Punkten den Abstand auf die Abstiegszone wieder auf vier Zähler ausgebaut und damit &bdquo;geschafft, worauf es heute zuallererst ankam" (Capretti). Trotzdem drängte sich die Frage auf: Kann der SC Verl mit dieser Wackel-Abwehr in der 3. Liga bestehen? Im Schnitt 1,83 gegentore pro Spiel &bdquo;Wir kriegen im Schnitt 1,83 Gegentore pro Spiel, das ist viel zu viel." Mario Lücke, der 2. Vorsitzende des Sport-Clubs, hatte nach dem 4:2 (65.) ganz schnell gerechnet. War die Abwehr des SC Verl schon im Aufstiegsjahr mit 1,4 Gegentoren pro Spiel nicht gerade das Fort Knox der 3. Liga und brauchte den zweitstärksten Angriff (1,7 Tore pro Spiel) um Siebter zu werden, dokumentiert das aktuelle Torverhältnis die Bedenken. Mit 22 Gegentoren stellen die Schwarzweißen die zweitschlechteste Abwehr der Liga nach dem TSV Havelse (28) und müssen sich auf ihren Angriff – aktuell mit 21 Treffern (1,75 Tore pro Spiel) der drittbeste - verlassen. &bdquo;Aber es kann doch nicht sein, dass wir fünf Tore schießen müssen, um so ein Spiel zu gewinnen", stöhnte Rino Capretti. Nicht akzeptieren mochte der Verler Coach (&bdquo;Haben nicht besser verteidigt") deshalb in einer skurrilen Diskussion die Glückwünsche seines Havelser Kollegen Rüdiger Ziehl: Verl hat verdient gewonnen, weil es besser verteidigt hat." Einig waren sich die Kollegen immerhin in der Gesamtbewertung der Defensivprobleme durch Ziehl: &bdquo;Es hätte auch 8:6 ausgehen können, oder so." "Wir müssen wieder Ruhe reinbringen" &bdquo;Das war zu wild, wir müssen wieder Ruhe reinbringen und zwar schnell", forderte Capretti. Eine schwere Aufgabe, denn es dürfte nicht reichen, die bereits in der ersten Analyse ausgemachten taktischen Mängel (&bdquo;Unsere erste Pressinglinie wird zu schnell und zu einfach überspielt, unserer Viererkette steht zu tief") abzustellen. Denn es sind ja vor allem die vielen individuellen Fehler, die den SC Verl immer wieder in die Bredouille bringen. Wie vor dem 0:1 (10.), als sich Oliver Issa Schmitt im Strafraum von Leon Damer vernatzen ließen, und die Schwarzweißen wieder einmal einem Rückstand hinterherlaufen mussten. Ob Christopher Lannert und Lukas Petkov gegen Kianz Froese vor dem 3:2 durch einen Freistoß von Damer in zentraler Position so die Zange ansetzen mussten, sei einmal dahingestellt. &bdquo;Aber wieso geht die Mauer beim Schuss von Damer so auseinander, dass Putaro den Schuss abfälschen kann?", fragte der Coach. Noch unnötiger war das 4:3 (65.), als Torhüter Niclas Thiede (&bdquo;Mein Ding, ganz klar") unbedrängt den Ball vor die Füße von Foelster fallen ließ. Fehler ziehen sich durch die Saison &bdquo;Wir müssen reifer werden, wir müssen erwachsener spielen, müssen konsequenter sein." Rino Caprettis Antworten auf die Frage, wie er Stabilität in seine Hintermannschaft bringen will, blieben am Montag noch im Allgemeinen, waren so auch schon häufiger zu hören. &bdquo;Weil sich diese individuellen Fehler wie ein roter Faden durch die Saison ziehen" würden, scheint auch der SCV-Coach zu ahnen, dass seine junge Mannschaft noch Zeit braucht. Und einen so überragend aufspielenden Kasim Rabihic wie am Montag. Der Dribbelkünstler mit dem großen Überblick legte für die Tore von Leandro Putaro (12., 20.), Lukas Petkov (15.) sowie Julian Schwermann (71.) den Ball auf und kommt in dieser Saison nun schon auf elf Assists. Das bringt ihn in der Scorerliste der 3. Liga den 3. Platz ein und seinem Ziel (&bdquo;Ich will meine 14 Assists vom letzten Jahr verbessern") näher. Das zwischenzeitliche 4:2 (59.) hatte Oliver Issa Schmitt mit seinem ersten Saisontreffer erzielt.

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