Anwohner der Bleichestraße klagen über viele Unfälle auf der "Rennstrecke"

Verl. Vor ein paar Tagen ist es schon wieder passiert: Ein Auslieferfahrzeug eines großen Lebensmittelhändlers trägt es mit hoher Geschwindigkeit aus der Rechtskurve. Das Fahrzeug kommt erst auf dem tiefer liegenden Acker zum Stehen. Die Spuren haben sich in den Boden eingegraben, sind nach wie vor sichtbar. &bdquo;Das waren sicherlich 50 Meter Freiflug", vermuten die Anlieger der Bleichestraße, auf der es in schöner Regelmäßigkeit zu Unfällen kommt und die sich nachdrücklich für eine einheitliche Geschwindigkeit einsetzen. Etwa sechs Kilometer lang ist die Bleichestraße, die auf Bielefelder Gebiet in die Bekelheider Straße übergeht. Die Strecke ist kurvenreich, sie verleitet dennoch zum schnellen Fahren und zum Überholen. &bdquo;Sie ist allgemein als Rennstrecke bekannt", erzählt Anlieger Meinolf Mühlenjost. &bdquo;A33 Richtung Verl, die Straße kennen sie alle." Denn die Anwohner beobachten Tag für Tag, dass sie als Zubringer zur Autobahnauffahrt genutzt wird, seit es diese gibt. Lkw passieren die niedrige Brücke mittig &bdquo;Sogar für viele Lkw ist sie der Standardweg", berichtet Meinolf Mühlenjost. Obwohl es dort eine Brücke gibt, die nur 3,90 Meter hoch ist. &bdquo;Die Fahrer wissen, dass sie mittig fahren müssen, denn dann klappt es mit den vier Metern." Doch natürlich berge auch das Gefahren. Insgesamt können die Nachbarn, die entlang der Bleichestraße wohnen, kaum mehr zählen, wie viele Unfälle es auf der Strecke vor ihren Wohnhäusern bereits gegeben hat. Marco Bentlage erinnert sich an den 15. Februar. An diesem Tag lag noch Schnee. Nach einem Überholmanöver krachte ein Wagen in die nicht weit von Bentlages Haus entfernte Bushaltestelle und landete schließlich auf dem Areal des Maislabyrinths, das es wegen der Corona-Lage auch in diesem Jahr nicht geben wird. Nur eine Woche später der nächste Unfall. &bdquo;Eine Mini-Fahrerin hat die Kurve nicht bekommen und ist in der Hecke gelandet", erzählt Margret Reckhaus. Schlimmer ausgehen können hätte auch der Unfall mit dem Auslieferfahrzeug, da ist sich Frederik Wullencord sicher. &bdquo;Wäre der Boden nicht so feucht gewesen, hätte er sich sicher überschlagen." Der Großteil der Blechschäden wird nicht gemeldet Die im Herbst 2017 sanierte Fahrbahndecke lade geradezu dazu ein, schneller als erlaubt zu fahren, da sind sich die Anwohner einig. Etwa 15 Zentimeter höher sei die Straße seither und am Rand nur geschottert und nicht verdichtet. &bdquo;Da können Reifen schnell wegrutschen. Der Großteil der Unfälle, die hier passieren, wird statistisch gar nicht erfasst", gibt Meinolf Mühlenjost zu bedenken. &bdquo;Weil sie nicht gemeldet werden." Margret und Walter Reckhaus deuten auf ein ramponiertes Hochbeet in ihrem Garten, in dem ein Auto steckenblieb. Heike Bentlage denkt mit Schrecken an den Tag zurück, als sie mit dem Kinderwagen an der Straße entlangging und ein Lkw von der Straße abkam. Drei Bushaltestellen gibt es auf der Strecke. &bdquo;Jede hat schon einmal Bekanntschaft mit einem Auto gemacht", sagt Heike Bentlage. Die Kinder alleine zur Bushaltestelle laufen zu lassen, das riskiere niemand. &bdquo;Viele bringen ihre Kinder mit dem Wagen zur Bushaltestelle", bestätigt Meinolf Mühlenjost. &bdquo;Natürlich ist das umweltpolitisch nicht sinnvoll, aber es ist sicherer." Auch das Überqueren der Straße stelle ein hohes Risiko dar. Am Wochenende gibt es keine Kontrollen Seit es die A-33-Auffahrt gebe, habe der Verkehr &bdquo;brutal zugenommen", sagt Mühlenjost. Er und seine Frau haben sich die Mühe gemacht, eine Stunde lang zu zählen. &bdquo;Zwischen 16 und 17 Uhr waren es 345 Autos." Zwar werde zweimal monatlich kontrolliert, aber immer nur während der Woche, gibt Marco Bentlage zu bedenken und verweist darauf, &bdquo;dass sonntags regelmäßig die Porsche-Fahrer unterwegs sind". Und das mit flottem Tempo. Das Gros der rund 60 Anwohner der Bleichestraße hat sich jüngst an einer Unterschriftenaktion der Familien Bentlage, Reckhaus und Dautert beteiligt und sich damit an Bürgermeister Michael Esken und an Landrat Sven-Georg Adenauer gewandt. In den Schreiben weisen sie darauf hin, dass die Straße aufgrund ihrer Kurven insbesondere von Motorradfahrern als Rennstrecke genutzt wird. Um dem entgegenzuwirken, sollte nach dem Willen der Unterzeichner ein Blitzer installiert werden. Die Anwohner hoffen zudem &bdquo;schon lange auf eine Verlängerung des Radweges, der bislang noch an der Wohnsiedlung am Binsenweg endet". Dort entlang zu fahren, das wage derzeit niemand. Die Bleichestraße, darauf verweisen die Anlieger, &bdquo;ist die einzige Kreisstraße in Verl, die nicht über einen Fuß- oder Radweg verfügt". Und noch etwas ist Marco und Heike Bentlage, Meinolf und Regina Mühlenjost, Walter und Margret Reckhaus wichtig: &bdquo;Wir fordern Tempo 70 auf der gesamten Strecke statt ständig sich ändernde Geschwindigkeitsvorgaben."

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