8.000 Quadratmeter Wohnfläche: In Verl sind 100 neue Wohnungen geplant

Verl. 100 Wohnungen wollen die Investoren Klaus und Bernd Weitzenbürger, Dieter Hanhardt und Walter Henkenjohann auf einem rund 19.000 Quadratmeter großen unbebauten Grundstück südlich der TWE-Bahnlinie und westlich des Östernweges errichten. Den angespannten Wohnungsmarkt in Verl dürfte das Großprojekt mit rund 8.000 Quadratmetern Wohnfläche erheblich entlasten. Und so stieß das Vorhaben im Bau-, Planungs- und Umweltausschuss am Donnerstagabend auf große Zustimmung. Bedenken hat die Politik allein wegen der Verkehrserschließung. Drei Jahre lang habe die Stadt &bdquo;intensiv versucht", an dieser Stelle ein Baugebiet zu entwickeln, sagte Beigeordneter Thorsten Herbst. Das Problem: Nördlich der Bahnlinie befinden sich zwei Unternehmen, von denen erhebliche Lärmemissionen ausgehen, das Betonwerk Vorderbrüggen und die Spedition Hoffmann Transporte. Weil diese in einem Industrie- und nicht nur Gewerbegebiet liegen, gilt dies auch für die Nacht. Während dann in einem allgemeinen Wohngebiet die Lärmobergrenze bei 40 dB liegt, gehen vom Lkw-Verkehr bis zu 70 dB aus. Die Folge: Eine Wohnbebauung wäre hier nur mit erheblichen Lärmschutzanlagen zu realisieren. Erforderlich wäre eine zwischen acht und zehn Meter hohe Lärmschutzwand – auch für die Stadt, die Neubaugebiete gemäß Ratsbeschluss nur ausweist, wenn sie selbst 60 Prozent der Grundstücksfläche veräußern darf, würde dies erhebliche Mehrkosten mit sich bringen. &bdquo;Wir hätten dann auch 60 Prozent der Kosten für die Wand zu tragen", so Herbst, &bdquo;und könnten die Grundstücke nur mit einem Quadratmeterpreis deutlich über dem Bodenrichtwert verkaufen. Das ergäbe Preise wie in Verl-City." Ein Lärmschutzwall scheidet bei dieser Höhe wegen seiner notwendigen Tiefe von vornherein aus. &bdquo;Dann bliebe von der bebaubaren Fläche nur noch die Hälfte übrig." Und so sei die Idee der Investoren die &bdquo;Quadratur des Kreises", die erste Planungsvariante, die überhaupt umsetzbar sei. Schallschutzbebauung mit 70 Wohneinheiten Im Kern sieht die von Architekt Eckhard Send entwickelte Planung am Nordrand des neuen Baugebietes, parallel zur Bahntrasse, eine geschlossene Schallschutzbebauung vor. Diese müsste mindestens 11,50 Meter hoch sein. Die nördliche Gebäudeseite diene der Erschließung und die Wohnungen seien zur Südseite ausgerichtet, stellte Send seine Planung vor. Ganz neu ist dies für Verl nicht. Auch das Baugebiet Annaburger Straße konnte vor 25 Jahren nur deswegen erschlossen werden, weil in östlicher Richtung zur Schützenhalle hin eine Art &bdquo;bewohnter Lärmschutzwall" errichtet wurde. Die Schallschutzbebauung sieht viergeschossige Mehrfamilienhäuser mit Staffelgeschoss und Flachdach vor, insgesamt acht miteinander verbundene Gebäude mit jeweils sieben oder elf Wohneinheiten. Deren Wohnflächen liegen zwischen 60 und 110 Quadratmeter. In Summe sind hier 70 Wohnungen geplant. Der 200 Meter lange Gebäuderiegel ermöglicht es, südlich davon in der Höhe abgestuft Mehrfamilien-, Doppel- und Einfamilienhäuser zu errichten. Die Mehrfamilienhäuser sollen zwei Geschosse plus Staffelgeschoss erhalten und jeweils fünf Wohnungen bieten, auch die Doppelhäuser und Einfamilienhäuser sind zweigeschossig vorgesehen. &bdquo;100 Wohnungen sind 200 Autos" Die Stadt wird dann Grundstücke für Einfamilien- und Doppelhäuser anbieten. Möglicherweise auch für ein Mehrfamilienhaus. Die 60:40-Regelung könne bei diesem Projekt nicht zur Anwendung kommen, sagte Herbst gestern auf Nachfrage. In die Berechnung einfließen müsse, dass ausschließlich die Investoren die Kosten für den Lärmschutz tragen. Als &bdquo;spannend, aber ambitioniert" empfand CDU-Fraktionsvorsitzende Gabriele Nitsch die Planung. Und auch in den anderen Fraktionen stieß sie auf Zustimmung. Sorgen bereitet den Kommunalpolitikern allerdings das zusätzliche Verkehrsaufkommen. &bdquo;100 Wohnungen sind 200 Autos, da muss was geschehen", forderte Jan Böttcher (FDP). Gemeint ist damit nicht der Parkverkehr – der verschwindet weitestgehend unter der Erde, da die Planung eine oder mehrere Tiefgaragen vorsieht. Erschlossen werden soll das Neubaugebiet über den Östernweg in Richtung Gütersloher Straße. Vor der Aufstellung des Bebauungsplans soll deshalb auch noch ein Verkehrsgutachten angefertigt werden. Mit dem Baubeginn ist nicht vor Ende 2021 zu rechnen. Der Fachausschuss nahm die Informationen über das &bdquo;für Verl sicherlich mutige Projekt" (Thorsten Herbst) lediglich zur Kenntnis. Vor der Beschlussfassung wollen sich die Fraktionen noch ein wenig intensiver mit der Wohnbebauung am Östernweg befassen. Sie werde ich auch noch &bdquo;mit dem ein oder anderen Anwohner sprechen", sagte Gabriele Nitsch. Und mit Blick auf die anstehende Kommunalwahl: &bdquo;Das ist mein Wahlkreis; da möchte ich schon genauer hinsehen."

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