So soll die neue Verler Bibliothek aussehen

Verl. Blau, weiß und heimische Esche: Das sind die drei Farbtöne, die das neue &bdquo;Wohnzimmer der Stadt" bestimmen. In dieses &bdquo;Wohnzimmer" soll sich bis spätestens 2021 die Verler Bibliothek verwandeln. Die Pläne des Krefelder Innenarchitekten Jochen Usinger stießen im Kulturausschuss am Dienstagabend auf einhellige Begeisterung. Selbst die prognostizierten Kosten des Projekts vermochten die Vorfreude nicht zu trüben. Etwa 1,6 Millionen Euro wird die Modernisierung kosten, &bdquo;ein wenig mehr" (Usinger) als die erste Schätzung vor einem Jahr, die bei 961.000 Euro gelegen hatte. Von dieser Summe wird die Stadt jedoch wohl nur rund 1 Million Euro selbst aufbringen müssen. 326.000 Euro schießt das Land zu, 250.000 Euro der Eigentümer der Immobilie. Ihm ist mit der Neugestaltung der Bibliothek sein Großmieter langfristig sicher: Der bis Ende 2027 datierte Mietvertrag soll vorzeitig um acht Jahre verlängert werden, plus zwei Optionen über jeweils weitere fünf Jahre. Für das zu investierende Geld bekommt die Stadt eine schicke, der sich wandelnden Mediennutzung angepasste moderne Bibliothek mit in die Abendstunden und auf den Sonntag ausgedehnten Öffnungszeiten. &bdquo;Ein Leuchtturmprojekt in der näheren Umgebung", wie der Erste Beigeordnete Heribert Schönauer betont. Grob skizziert teilt Usinger das Haus in sechs verschiedene Bereiche ein. Das &bdquo;Wohnzimmer der Stadt" gleich hinter dem Eingang, ein Medienbereich, Räume fürs gemeinsame Lernen, getrennte Zonen für Jugendliche und Kinder sowie ein Café. Durchgängig soll eine monochrome, funktionsbezogene Farbgestaltung für ein ruhiges Bild sorgen. Dem gleichen Zweck dienen einheitliche Regalhöhen. &bdquo;Menschen und Buchrücken sind bunt genug." &bdquo;Die erwartet man eher im Aldi als in einem Wohnzimmer" Wer künftig die Bibliothek betritt, wird ein wohnliches Ambiente mit viel Großzügigkeit vorfinden: ein dunkelblauer Kautschukboden, farblich passende Sitzmöbel vom Stuhl über Bank und Sessel bis zum Sofa, warme Holztöne für Wandverkleidung, Tischplatten und Deckenlamellen. Diese und die integrierten LED-Leuchten sollen den Besuchern die Laufrichtung vorgeben und den spröden Charme der wenig ansehnlichen Akustikdecke mildern: &bdquo;Die erwartet man eher im Aldi als in einem Wohnzimmer", sagt Jochen Usinger. Das Ziel des Innenarchitekten ist &bdquo;mehr Aufenthaltsqualität". Anstelle einer großen Verbuchungstheke finden die Besucher nur noch einen kleinen Servicepunkt, stattdessen steht im Zentrum ein Terminal für Selbstverbucher und -rückgabe. Im Bereich der gebogenen Fensterfront, im &bdquo;Open Space", laden &bdquo;wie in einem Wohnzimmer unterschiedlich dahingetupft" Sitzgelegenheiten und Tische zum Schmökern in Zeitungen und Zeitschriften ein. Daneben befindet sich das (Selbstbedienungs-)Café mit angeschlossener kleiner &bdquo;Außengastronomie" im Sommer. Wer nach rechts in den Mittelteil der Bibliothek abbiegt, erreicht den eigentlichen Medienbereich, an deren Ende der zweite mit Personal besetzte Service-Punkt erhalten bleibt. Hier, wo es weniger Fenster und damit weniger Licht gibt, bevorzugt Usinger einen hellgrauen Gussboden. Die Decke bleibt weiß, gleiches gilt für einen Großteil der neuen Regalmöbel. Die übrigen setzen blaue Akzente. Sie sind erst in Längs-, dann in Querrichtung aufgestellt und sollen durch ihre Anordnung eine &bdquo;Magistrale" bilden und Laufwege aufzeigen. &bdquo;Oben kann man mit seinem Buch liegen, und Mama muss unten bleiben" Die Trennung der Bibliotheksbereiche für Kinder und Jugendliche bildet laut Usinger die unterschiedlichen Gewohnheiten ab. Für die Jugendlichen schafft seine Planung einen durch Regale von der übrigen Bibliothek abgeschirmten Rückzugsraum zum Lesen und gemeinsam &bdquo;Zocken" von Computer-Spielen – gleichwohl im Bereich einer großen Fensterfront: &bdquo;Man kann sehen und man wird gesehen. Und die Großen haben nicht das Gefühl, mit den Kindern in einem Laufstall gelandet zu sein", so Usinger. Den kleinen Kindern bleibt am Ende des Weges durch die Bibliothek das heimelige Fachwerk des Hauses Alf vorbehalten. Das will Usinger intelligenter nutzen und darin &bdquo;eine eigene Welt für die Kinder bauen": Als zweite Ebene und an den Balken befestigt soll ein großes Netz eingezogen werden. &bdquo;Oben kann man mit seinem Buch liegen, und Mama muss unten bleiben." Weil die geringe Deckenhöhe eigentlich eine zweite Etage nicht zulässt, gilt dies als Spielgerät. Die Regale werden in die Gefache integriert, in einer Raumecke soll eine kleine Bühne entstehen. Und weil Kinder gern auf dem Boden sitzen, plant der Innenarchitekt hier ein Esche-Parkett verlegen zu lassen. Der "Open Space" bietet Platz für 104 Stühle An vier Stellen in der Bibliothek wird die Umgestaltung variable Veranstaltungsbereiche schaffen; die Regale der Non-Book-Medien stehen deshalb auf Rollen. Den meisten Platz bietet der &bdquo;Open Space". Hier können beispielsweise für Lesungen 104 Stühle aufgestellt werden, für Vorträge oder Kinoveranstaltungen wird in die Decke eine herausfahrbare Leinwand integriert. Für kleine Gruppen bieten sich die so genannten &bdquo;Kabinen" an – abtrennbare Räume mit Arbeitstischen und Präsentationsmedien. Während der eigentlichen Bauzeit zwischen Juni 2020 und Frühjahr 2021 soll die Bibliothek in die Aula der ehemaligen Realschule ausgelagert werden. Hier will die Stadt ein &bdquo;etwas reduziertes, aber noch umfängliches Angebot vorhalten", verspricht Heribert Schönauer.

Meistgelesen