
Verl. Kilometerweise Kabel für Strom und Licht, zwei zusätzliche Flutlichtmasten, mehrere Gutachten zu Schall- und Lichtemissionen, eine Verstärkung für das Tribünendach und der Bau einer zusätzlichen Treppe: Damit das Spiel des SC Verl gegen den Zweitligisten Holstein Kiel in der zweiten Hauptrunde des DFB-Pokals am kommenden Mittwoch ein Highlight wird, mussten die Stadt als Stadion-Eigentümerin und der Verein im Vorfeld viele Stunden Arbeit investieren. Mit 5.000 Zuschauern wird die Arena an der Poststraße ausverkauft sein.
Schon nach der Auslosung zur ersten Hauptrunde hatte den Verein ein dicker Fragebogen des Deutschen Fußballbundes (DFB) zur Situation rund um das Stadion erreicht. Zu beantworten waren unter anderem Fragen nach Baugenehmigung, Sicherheitsstandards und Straßensperren. Während das Match gegen den Bundesligisten FC Augsburg noch am Nachmittag stattfand, wird das Zweitrunden-Spiel gegen Kiel am Mittwochabend angepfiffen. Das stellt Stadt und Verein vor besondere Herausforderungen.
Anstoß ist um 18.30 Uhr, weil um 22 Uhr Schluss sein muss
„Hätte der DFB die Begegnung erst für 20.45 Uhr angesetzt, hätte sie in Verl gar nicht stattfinden können", sagt Bürgermeister Michael Esken mit Verweis auf die Baugenehmigung für das Stadion. Die schreibt nämlich vor, dass ab 22 Uhr Ruhe herrscht. Da das Spiel aber 90 Minuten plus Halbzeitpause dauert, im Pokal möglicherweise durch Verlängerung und Elfmeterschießen fast noch eine Stunde länger, habe die Stadt den DFB gebeten, es für den frühestmöglichen Zeitpunkt anzusetzen, berichtet Esken. Das ist geschehen. Anstoß ist um 18.30 Uhr.
Der Stadt und dem Verein kommt zugute, dass der Deutsche Bundestag im Januar 2017 eine neue Sportanlagenlärmschutzverordnung verabschiedet hat, die eine Erhöhung der Lärmgrenzwerte um fünf Dezibel (dB) vorsieht.
Nicht mehr als 5.000 Zuschauer dürfen kommen
Die Nutzungsgenehmigung für das Stadion geht von 2.500 Zuschauern aus. Weitere 2.500 Zuschauer erhöhen den allgemeinen Lärmpegel um gut drei dB. „Ein Lärmgutachter hat uns deshalb grünes Licht gegeben", sagt Esken. Das Spiel kann unter der Annahme geduldet werden, dass nicht mehr als 5.000 Zuschauer kommen – das entspricht genau dem Fassungsvermögen des Stadions.
Dass der Bezahlsender „Sky" die Partie live übertragen wird, stellt diesmal besondere technische Ansprüche. Die Flutlichtanlage des Verler Stadions genügt zwar den Ansprüchen für Regionalliga-Spiele, nicht aber für eine Fernsehübertragung. Die erfordert eine fast verdoppelte Lichtintensität. Der Verein muss also weitere Leuchten installieren. Nach der Feststellung eines Statikers würden die vorhandenen Lichtmasten die Zusatzlast jedoch nicht tragen. Deshalb lasse der Sportclub hinter der Westtribüne zwei zusätzliche Lichtmasten aufstellen, sagt Vereinsvorsitzender Raimund Bertels.
Damit Nachbarschaft und Autoverkehr nicht geblendet werden
Moderne LED-Technik wird dafür sorgen, dass Nachbarschaft und Autoverkehr nicht geblendet werden, alle von „Sky" abgesteckten 36 Zonen auf dem Spielfeld aber mit ausreichender Helligkeit versorgt werden können. Dass die Grenzwerte für die Licht-Emissionen eingehalten werden, hat ebenfalls ein Gutachter der Stadt bestätigt. Gut, dass das Spiel nicht in die Winterzeit fällt: „Würde Schnee liegen, würde der die Reflexion erhöhen und es so nicht funktionieren", sagt Esken.
Mit den zusätzlichen Lichtquellen ergab sich allerdings ein neues Problem: Die Lampen brauchen Strom, und dafür reichen die vorhandenen Kabel nicht aus. Deshalb werden zusätzliche Stromaggregate aufgestellt, für die eigens Standorte gesucht werden mussten, an denen ihr Lärm nicht stört. Und an denen sie keinen Fluchtweg blockieren. Gut 600 Meter Kabel müssen alleine für die Energieversorgung des zusätzlichen Lichts verlegt werden. Auf Kosten des Vereins.
Sky-Moderator wird auf dem Dach der Westtribüne platziert
Der SC Verl muss auch den weiteren Aufwand bezahlen, der für die Fernsehübertragung anfällt. So müssen Wege vorbereitet und für Kamerastandorte Platten verlegt werden. Die Führungskamera und der „Sky"-Moderator werden auf dem Dach der Westtribüne platziert, was eine Verstärkung der Unterkonstruktion erfordert. Zum Überwinden der Schallschutzwand muss eine Treppe angelegt werden. „Die Einnahmen durch den Kartenverkauf, von denen uns ja nur die Hälfte zusteht, gehen vollständig für die Organisation drauf", sagt Bertels.
Ein Siebtel der Siegprämie in Höhe von 352.000 Euro, die der Verein für das Erreichen der zweiten DFB-Pokal-Runde erhalten hat, muss er für die Lichtinstallation ausgeben. Dafür bleibt dem SC Verl allerdings ein echtes Heimspiel: „Die gleichen Kosten wären uns für die Miete entstanden, wären wir nach Paderborn oder Bielefeld ausgewichen."