Streit um Bäume und alternative Standorte an der Österwieher Straße

Verl. Die Notwendigkeit des Vorhabens bestreitet niemand: Die Stadt benötigt eine Senioren-Begegnungsstätte, das Deutsche Rote Kreuz (DRK) eine neue Unterkunft, die Kommunale Haus und Wohnen GmbH (KHW) will preiswerte Wohnungen errichten und die Wertkreis Gütersloh gGmbH Wohnraum für behinderte Menschen schaffen. Diese vier Vorhaben, auf deren Umsetzung die Beteiligten zum Teil seit mehreren Jahren warten, schien die Stadt im Frühjahr einer Lösung näher gebracht zu haben, als sie den Umzug des DRK vom heutigen Standort auf die gegenüber liegende Seite der Österwieher vorschlug. Hier soll auf einem 2.000 Quadratmeter großen städtischen Grundstück die Begegnungsstätte entstehen, darüber Räume für das DRK. Dessen heutige Unterkunft würde für das Behindertenwohnheim weichen, daneben die KHW ihre Gebäude erweitern. Doch kurz vor einer Entscheidung regt sich Widerstand: Anwohner haben in sozialen Netzwerken eine Online-Petition gestartet, und auch die Fraktion der Grünen im Rat lehnt das Fällen der Bäume in dem Wäldchen ab. Die Grünen unterstützen den Bau der Behindertenwohnungen ausdrücklich. &bdquo;Das soll so schnell wie möglich umgesetzt werden", sagt Fraktionschef Johannes Wilke. Er kritisiert aber, dass mit der Auftragsvergabe für einen Vorentwurf an einen Architekten gestern Abend im nichtöffentlichen Teil des Haupt- und Finanzausschusses Fakten geschaffen werden sollten. &bdquo;Das Vorhaben ist noch nie öffentlich debattiert worden. Vor allem: Es ist noch nie über Alternativgrundstücke gesprochen worden, um den Baumbestand an der Österwieher Straße erhalten zu können." Die Lösung habe die Verwaltung erdacht, ohne die Politik zu beteiligen. &bdquo;Das geht nicht." Von der Tagesordnung gestrichen Zwar strich der Haupt- und Finanzausschuss gestern Abend die Beratung über diesen Punkt von der Tagesordnung; stattdessen wird sich der Rat mit dem Thema in der kommenden Woche beschäftigen. Dass das Vorhaben bislang nur hinter verschlossenen Türen diskutiert worden sei, will Bürgermeister Michael Esken aber so nicht stehen lassen. Bereits im April 2017 habe die Stadt die Politik über die Pläne informiert, so Esken. Im April dieses Jahres wurden sie durch einen Bericht in der NW öffentlich. DRK-Vorstand und Stadt informierten bei einer Versammlung alle Rot-Kreuz-Mitglieder. Widerspruch gab es acht Monate lang nicht. Unter der Überschrift &bdquo;Wald in Verl an der Österwiehe Straße muss bleiben" läuft bei Facebook seit Sonntag eine Online-Petition, die an die Stadt gerichtet werden soll. Innerhalb einer Woche wollen die Initiatoren 510 Unterzeichner finden. Gestern Nachmittag hatte der Aufruf 94 Unterstützer, von denen 85 aus Verl kommen. Die Grünen bringen jetzt als alternative Standorte für DRK, Begegnungsstätte oder Behindertenwohnungen die ehemalige Post am Marktplatz und den heutigen Bauhof am Westfalenweg ins Gespräch. Sie wollen eine Bürgerversammlung beantragen und dass eine Standortentscheidung erst im Januar fällt. Die Stadt habe natürlich nach alternativen Standorten gesucht, sagt Bürgermeister Esken, &bdquo;auch nach Flächen, die nicht der Stadt gehören. Die stehen aber nicht zur Verfügung." Von Post und Bauhof hält er nichts: Der Marktplatz unterliege einem Gesamtkonzept, sodass im Falle der Post &bdquo;vier bis fünf Jahre" ins Land gehen würden, und auch beim Bauhof müsse vor der Umnutzung des Geländes zunächst einmal der Neubau stehen. Die behinderten Menschen warteten in Verl schon viel zu lange auf ein entsprechendes Angebot. &bdquo;Wenn ich immer auf den besten Computer warte, ehe ich mir einen kaufe, dann bekomme ich nie einen. Irgendwann muss die Politik entscheiden."

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